Schulsanierung:Umdenken erforderlich

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Erding gibt eine für viele Kommunen unvorstellbare Summe aus, um eine Schule zu sanieren. Doch am wichtigsten ist, was danach in den Klassenzimmern passiert.

Von Antonia Steiger

Kraftvoll" ist ein Wort, das der Erdinger OB Max Gotz (CSU) gerne in seinen Redefluss einbaut. Am Dienstag verzichtete er zwar auf diese Lieblingsvokabel, es wäre aber das richtige Attribut gewesen für das Zeichen, das die Stadt Erding mit der Sanierung der Mittelschule am Lodererplatz setzt. Zur Kostenberechnung für diese Maßnahme haben die Stadträte ihre Zustimmung gegeben - einstimmig und offenbar voller Überzeugung: Mehr als 20 Millionen Euro wird Erding dafür in den Jahren 2018 und 2019 ausgeben. Kostensteigerungen und unvorhergesehene Ereignisse sind ebenfalls bereits eingerechnet. Am Ende will man nicht mehr als 22,2 Millionen Euro ausgegeben haben. Eine für viele Kommunen unvorstellbare Summe für eine Schule - und noch nicht einmal für eine neue Schule.

Und doch ist diese Ausgabe richtig. Nicht nur weil - natürlich - an der Bildung überhaupt nicht gespart werden darf, sondern auch weil die Sanierung weit über eine schnöde Ertüchtigung des Bauwerks hinausgeht. Die Mittelschule bricht vielmehr auf in ein neues Zeitalter des Lehrens und Lernens. Das ist zu begrüßen, wird aber manch einem noch ordentlich Kopfzerbrechen bereiten. Weg vom Frontalunterricht, weg von einer starren Raumaufteilung, weg von der 45-Minuten-Unterrichtseinheit, weg vom braven Sitzen: So sieht der Unterricht der Zukunft aus. Er soll den Schülern helfen, sich dem eigenen Tempo gemäß zu entwickeln und Lernstrategien zu entwickeln, die zu ihnen passen - und nur zu ihnen. Lehrer müssen also umdenken und die Eltern auch. Es wird nicht allen gefallen, wenn ihre Sprösslinge neuerdings in der Schule zu mehr Eigenständigkeit ermuntert werden.

Die Schüler werden sich wohl fühlen an ihrer neuen Schule mit Sitzecken in den Fluren. Die Mittelschule am Lodererplatz wird einen regen Zulauf zu verzeichnen haben in einer Region mit weiterhin hohem Zuzug. Wer aus einem anderen Bundesland hierher kommt und nicht ganz frei ist von Vorbehalten gegenüber dem bayerischen Schulsystem, der wird sich leichter tun, seine Kindern in eine so modernen Mittelschule zu schicken.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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