Schulprojekt:Mit Rad und App in die Römerzeit

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Bei Grabungen beim Gewandhaus Gruber im Jahr 2011 wurde Geschichte sichtbar - der Ort könnte ein Station der Tour sein. (Foto: Harald Krause/oh)

Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums wollen das Unsichtbare in der Stadt Erding sichtbar machen.

Von Sarah Weiss, Erding

Zehn Schüler des Anne-Frank-Gymnasiums entwickeln im P-Seminar Latein eine Radtour ins Erding der Römerzeit. Die Tour mit Beginn und Ende am Stadtmuseum soll die dort ausgestellten antiken Funde mit ihren Fundorten verknüpfen und durch kleine Geschichten lebendig werden lassen. Eventuell wird es sogar eine App zur Tour geben.

Es ist bereits das zweite P-Seminar, das Lateinlehrer Klaus-Peter Gwuzdz in Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Erding auf die Beine stellt. Das erste Seminar erarbeitete einen Stadtführer durch das antike Erding, der bereits die Fundorte der Ausstellungsstücke aufzeigt und mit dem Bayerischen Archäologiepreis Schule ausgezeichnet wurde. Auf diesem Stadtführer möchte das aktuelle P-Seminar aufbauen, sagt Schüler Markus Hofmann, der zusammen mit seiner Mitschülerin Hannah Felixberger die Projektleitung in der Seminargruppe übernommen hat. Ihr Plan sei es, die sechs bis sieben Fundorte von Gegenständen aus der Römerzeit im Stadtgebiet Erding mit einer Fahrradroute zu verknüpfen, die im Idealfall über eine App abgerufen werden kann. Sie soll am Stadtmuseum Erding beginnen und enden und nicht länger als eineinhalb Stunden dauern, damit Familien sie auch mit kleineren Kindern abfahren können. Zudem werde man auf Komfort und Sicherheit bei der Routenführung achten, sagt Hofmann. Der 1. Vorstand des Archäologischen Vereins Erding, Harald Krause, unterstützt die Schüler fachlich bei der Entwicklung ihres Konzeptes. Er sieht die Herausforderung vor allem darin, dass "Unsichtbares sichtbar" gemacht werden müsse. Dadurch dass es an den Fundorten keine Ruinen oder Überbleibsel der Römer mehr zu sehen gebe, sondern an diesen Stellen heute Gewerbegebiete und Siedlungen stehen, kann sich der Besucher die Situation in der Antike schwer vorstellen. Krause nennt als Beispiel eine römische Wassermühle, die auf dem Gebiet der heutigen Beruflichen Oberschule Erding gestanden haben muss, dort aber nicht mehr nachzuvollziehen ist. Deshalb planen Markus Hofmann und seine Mitschüler zu jedem der Gegenstände eine kleine Geschichte zu erzählen. Mit Hilfe von Berichten, die ihnen Krause zur Verfügung stellt, sollen kleine Videos und Audios entstehen, die der Besucher dann über die App abrufen kann und die ihm helfen, sich die Situation an Ort und Stelle zur Zeit der Römer vorzustellen.

Durch Grabungen in Erding-West sei er damals auf das Thema für sein erstes P-Seminar gekommen, sagt Lateinlehrer Gwuzdz. Die Zusammenarbeit mit dem Stadtmuseum Erding durch Harald Krause habe sich dann als Glücksgriff erwiesen, weshalb sie diese Kooperation fortgesetzt haben. Noch steckt das Projekt in den Kinderschuhen, aber im Laufe eines Jahres soll die Fahrradtour stehen. Planung, Gestaltung, Abschluss und Präsentation der Ergebnisse liege bei einem P-Seminar in der Hand der Schüler, sagt Gwuzdz. Die Lehrkraft stehe ihnen lediglich in beratender Funktion zur Seite. Deswegen hänge auch die Umsetzung der App vom Engagement der Schüler ab, die selber nach Sponsoren und Unterstützern für ihr Projekt suchen müssen.

Auch dieses Seminar wolle sich wieder für den Bayerischen Archäologiepreis Schule bewerben, sagt Markus Hofmann. Krause rechnet ihnen gute Chancen aus und sieht die archäologische Fahrradtour als Bereicherung für viele. "Man kann die Route in das Fahrradwegenetz in Erding oder sogar in das E-Bike Netz der Region integrieren. Dadurch wird Heimat von innen heraus erlebbar."

© SZ vom 04.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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