Schulbau:Unterricht rund um den Marktplatz

Lesezeit: 3 min

In Langenpreising entsteht für rund 6,2 Millionen Euro eine neue Schule. Einen genauen Einzugstermin gibt es noch nicht, aber eins steht fest: Mithilfe der Architektur mit offenen Räumen und einer individuellen Farbgestaltung der Zimmer werden dort neue Lernkonzepte umgesetzt

Von Gerhard Wilhelm, Langenpreising

Eigentlich hätten die Schüler nach dem Ende der Weihnachtsferien in ihr neues Domizil in Langenpreising umziehen sollen, aber derzeit sind noch die Handwerker im Haus. Die komplette Elektrik muss eingestellt werden, das gesamte Schulgebäude muss noch geputzt und eingerichtet werden. Einen genauen Umzugstermin will Peter Deimel, Bürgermeister der Gemeinde Langenpreising, nicht sagen.

Dazu ist das Gebäude sowohl in seiner Konzeption als auch in seiner Ausführung zu neu. Zudem leistet sich nicht jede Gemeinde mit etwa 2800 Einwohnern eine rund 6,2 Millionen Euro teure Schule und beschreitet gleichzeitig mit dem pädagogischen Konzept sogenannter Lerncluster innovative Wege.

Im Zentrum: Die neue Schule befindet sich in der Dorfmitte.

Helles Holz dominiert die neue Schule in Langenpreising.

1 / 1
(Foto: Gerhard Wilhelm)

Die Klassenzimmer unterscheiden sind nur durch verschiedenfarbige Akzente...

...wie bei den Regalen oder Fächern.

Wer in die neue Schule mit 1087 Quadratmetern Fläche und weiteren 200 Quadratmetern für die offene Ganztagsbetreuung kommt, dem fallen sofort zwei Dinge auf: Überall dominiert helles Holz, bis auf die Decke im Erdgeschoss, und es fällt die Großzügigkeit auf, die offenen Flächen mit sehr hohen Decken im Obergeschoss und einer lärmabsorbierenden Holzdecke. 600 Kubikmeter Holz wurden für die Schule gebraucht, was 600 Tonnen dauerhaft gebundenem CO₂ entspricht. Entworfen wurde der Bau vom Architekturbüro Hirner und Riehl aus München.

Über den Bau hat sich der Gemeinderat in Zusammenarbeit mit den Architekten in zahlreichen Sitzungen viele Gedanken gemacht und dazu auch Ortsbesichtigungen durchgeführt. Dass die Fassade aus Holz und die Deckleisten aus nichtbehandeltem Holz bestehen, erhielt zum Beispiel nur eine Mehrheit von 9 zu 6 im Gemeinderat. Im ganzen Gebäude sind stromsparende LEDs im Einsatz, es gibt eine Lüftung, die mit CO₂-Sensoren ausgerüstet ist, die nachts ohne die Schüler im Haus anders gesteuert wird als tagsüber. Geheizt wird mittels einer Grundwasser-Wärmepumpe. Und natürlich ist die EDV auf dem neuesten Standard, "mit zwei Datenbussen", sagt Deimel. Der Anschluss ans Glasfasernetz ist auch vorbereitet. Sogar an schalldichte Falttüren in der Aula wurde gedacht, damit später einmal dort der Gemeinderat tagen kann - ebenerdig, was bisher im Feuerwehrhaus nicht möglich ist. Auch einen Aufzug gibt es. Und sogar die Handläufe befinden sich im Inneren der Treppenwand, damit die Schüler sich nicht mit ihrem Schulranzen verhaken können, wie Peter Deimel sagt. Im Außenbereich stehen schon die Holzstützen eines großen Klettergerüstes, damit sich die Kinder in der Pause austoben können.

Derzeit wird noch an der Technik gefeilt; die gesamte Elektrik für die Steuerung der Belüftung und Fensterverschattung sowie der Beleuchtung muss eingestellt werden. (Foto: OH)

Im Mittelpunkt der neuen Schule stand beim Bau die Umsetzung des Lernkonzeptes der "Lernlandschaften". Es werden sogenannte Lerncluster entstehen. Im Obergeschoss ordnen sich jeweils vier rund 60 Quadratmeter große helle Klassenzimmer um einen so genannten Marktplatz herum an. In zwei dieser Cluster sollen um die 150 Schüler einmal lernen und zeitgemäß unterrichtet werden. Die verschieden farbig gehaltene Klassenräume sind offen bis unter das schalldämpfende Dach und erhalten auf diese Weise ihren individuellen Charakter. Teilweise haben sie sogar eine Art Galerie - und an der Decke gibt es große Fenster, die gleichzeitig im Lüftungskonzept der Schule eine Rolle spielen. "Im Sommer kann abends die warme Luft nach draußen und die kühlere Nachtluft wird von unten eingelassen", sagt Bürgermeister Deimel.

Das neue Lernkonzept sieht vor, dass durch die Sichtbeziehung in die Klassenräume nebenan sich zum Beispiel Schüler, die mit den Inhalten schon weiter sind, selbst beschäftigen können; der Lehrer kann derweil in den anderen Klassenräumen den normalen Unterricht fortführen. Mehrzweckraum, Werkbereich, die Räume der Mittagsbetreuung und die Verwaltung gruppieren sich im Erdgeschoss um die Pausenhalle und sind von hier aus auch einsehbar. Die Erschließung der Klassenzimmer erfolgt durch die Marktplätze; lange Gänge, die keinen Nutzen haben, entfallen so.

Bürgermeister Deimel ist überzeugt, dass die Schule, wenn sie fertig gestellt ist, bestimmt öfters Besuch erhält - aus Kommunen, die ebenfalls eine neue Schule bauen und sich Ratschläge und Tipps für die Umsetzung holen wollen. Zumal die Holzbauweise den Vorteil der kürzeren Bauweise habe - allerdings auch die höheren Auflagen bezüglich Statik und Brandschutz. Erste Besucher hatte die noch nicht fertige Schule schon mehrfach, zuletzt von der Staatlichen Fachschule Rosenheim für Holztechnikern und Holzkaufleute sowie eine "hochkarätige Delegation aus Landshut", wie Bürgermeister Deimel sagt.

© SZ vom 03.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: