Schulabschluss:"Jeder hat sich reingehängt"

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An den Realschulen stehen die schriftlichen Abschlussprüfungen an. Die Rektoren sehen ihre Schüler trotz schwieriger Bedingungen gut vorbereitet

Von Charlotte Nachtmann, Erding

Es wird Ernst für rund 500 Realschülerinnen und Realschüler. Ab nächster Woche geht es für die Zehntklässler in die schriftlichen Abschlussprüfungen. Als erstes steht am Mittwoch, 7. Juni, Deutsch auf dem Plan. "Die Kinder sind gut vorbereitet und wir können sie guten Gewissens in die Prüfungen schicken," sagt Josef Grundner, Rektor der Erzbischöflichen Mädchenrealschule Heilig Blut in Erding. Generell sind die Leiter der Realschulen im Landkreis zuversichtlich, dass ihre Schüler trotz der Corona-bedingten Einschränkungen einen normalen Abschluss machen können.

Anders als beim Abitur ist beim Mittleren Schulabschluss offensichtlich keine Diskussion über seine Wertigkeit entbrannt. "Wir haben stets darauf gepocht, dass das Niveau nicht runtergehen darf. Ich denke, dass die Prüfungen eher zu schwer als zu leicht sein werden", so Grundner. Unterschwellig hätten die Schüler "vielleicht schon Sorgen wegen Corona", sagt Josef Hanslmaier, Leiter der Staatlichen Realschule Taufkirchen, geäußert hätten sie diese allerdings kaum. Auch von Elternseite gebe es keine Bedenken, dass ihre Kinder durch die Corona-Einschränkungen schlechtere Chancen mit ihrem Abschluss haben. Zumindest ist den Schulleitern darüber nichts bekannt. Mit dem Stoff seien die Kollegen jedenfalls durchgekommen, bestätigt Hanslmaier: "Jeder hat sich reingehängt und wir haben so gearbeitet, dass die Schüler einen normalen Abschluss machen können."

Ganz so normal wird es aber dieses Jahr für die Abschlussklassen der Realschulen nicht laufen. Ihre Prüfungen finden unter den geltenden Hygieneauflagen - vor allem Abstände und Maskenpflicht - statt. Auch den Zeitplan hat die Pandemie gestrafft: Da die Termine um 14 Tage nach hinten verschoben werden mussten, wird es "ganz eng hinten raus mit den mündlichen Prüfungen, den Konferenzen und den Zeugnissen", beklagt Grundner.

An der Heilig Blut Realschule können heuer nicht wie sonst alle Absolventinnen in der Turnhalle schreiben, sondern nur vier der sieben Klassen. Der Rest der 157 Schülerinnen werde auf die Klassenzimmer verteilt. So handhaben es auch die staatlichen Realschulen in Taufkirchen und Erding, wobei durch die Abstandsregeln wesentlich mehr Räumlichkeiten benötigt werden. Eigene Räume bekommen die Jugendlichen, die sich testen wollen. Wie die Abschlussprüfungen an der Staatlichen Realschule Oberding gehandhabt werden, war am Montag nicht in Erfahrung zu bringen.

Um den Schülerinnen den Stress einer Testung direkt vor der Prüfung zu ersparen, können sie an der Heilig Blut Realschule die Tests mit nach Hause nehmen. In Taufkirchen würden sie im Anschluss an die Prüfung stattfinden. Wie beim Abitur gilt auch für die Realschüler, dass sie eine Corona-bedingte Quarantäne unterbrechen dürfen. "Wir hatten den Fall, dass die Quarantäne einer Schülerin erst einen Tag nach dem Termin ihrer praktischen Prüfung ausgelaufen wäre. Sie durfte sie in Absprache mit dem Gesundheitsamt einen Tag früher beenden", berichtet Grundner. Die praktischen Prüfungen sind bereits vorbei. Auch hier setzten die Schulen auf größere Abstände, Masken und Schichtbetrieb.

Seit dem 22. Februar durften die Abschlussklassen wieder in die Schule, zunächst im Wechselunterricht. Nur an der Herzog-Tassilo-Realschule in Erding konnten die 137 Abschlussschüler dank Ausweichen auf die größten Klassenräume und die Turnhalle von Anfang an "in voller Klassenstärke" zurückkommen, schreibt Schulleiter Tobias Schiller. Von Zufriedenheit mit dem Distanz- und Wechselunterricht kann an den Realschulen jedoch nicht die Rede sein. Wechselunterricht sei aus pädagogischer Sicht die schlechteste Option, betont Grundner. "Das ist weder digital noch in Präsenz und hat uns zurückgeworfen. Man kommt nicht vorwärts, wenn nur die Hälfte der Klasse da ist." Eine Übertragung aus dem Klassenzimmer wie in Taufkirchen war an der katholischen Mädchenschule Heilig Blut nicht möglich. Schuld seien die schlechten Leitungen. Bis Ende 2021 sollte die Schule einen Breitbandanschluss bekommen. Auch dieser Termin könne nicht eingehalten werden, so Grundner: "Das ist der digitale Notstand." Der reine Distanzunterricht habe sich indes "gut eingespielt".

Das sieht Hanslmaier ein wenig anders: "Zu Hause ist die Konzentration eine andere, da mehr Ablenkung gegeben ist. In der Schule können die Lehrer außerdem direkt eingreifen, wenn die Schüler unaufmerksam sind." Besonders herausfordernd sei auch der Unterricht in praktischen Fächern wie Ernährung und Gesundheit gewesen: Die Schülerinnen der Heilig Blut Mädchenschule haben Anweisungen für zu Hause bekommen, die dann per Videokonferenz begleitet wurden.

Trotz aller Beschränkungen sind die Schulleiter der Realschulen guter Dinge, was die Abschlussprüfungen angeht. Zuversichtlich stimmt auch, dass die Absolventen letztes Jahr keine schlechteren Abschlüsse gemacht haben als die Jahrgänge, bei denen die Pandemie noch nicht den Schulalltag durcheinander gewirbelt hat.

© SZ vom 29.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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