Komponisten aus Erding:Spannend wie ein Krimi

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Pianist und Klavierlehrer Dieter Knirsch bietet in der Konzertreihe "Komponisten an der Kreismusikschule" Schülern und Profis gleichberechtigt eine Bühne. (Foto: OH)

Dieter Knirsch präsentiert "Komponisten an der Kreismusikschule", darunter ist Martina Eisenreich, die auch Filmmusik für den "Tatort" schreibt. Der jüngste Teilnehmer des Abends ist erst elf Jahre alt

Von Florian Tempel, Erding

Am vergangenen Sonntagabend lauschte die halbe Republik der wunderbaren Tatort-Musik von Martina Eisenreich. An diesem Freitag könnte man ein kleineres Stück ihrer Musik im Konzertsaal der Kreismusikschule erleben. Die Violinistin und Filmkomponistin ist von 19 Uhr an eine von vielen Mitwirkenden bei der neuesten Ausgabe von Dieter Knirschs Konzertreihe "Komponisten an der Kreismusikschule". Es ist ein tolle Serie, bei der jugendliche Musikschüler und Profis aus Erding und Umgebung gleichberechtigt und gemeinsam eigene Kompositionen und improvisierte Musik präsentieren.

Der Pianist und Klavierlehrer Knirsch, der an der Kreismusikschule den Fachbereich für Neue Musik leitet, hat schon immer seine Schüler dazu ermuntert, ihre eigene Musik zu machen. Die althergebrachte Haltung, man müsse als Musikschüler erst mal Technik, Theorie und alte Meister lernen, bevor man sich an eigene Kreationen wagen dürfe, hält Knirsch aus guten Gründen für grundfalsch: "Wenn Schüler einen Aufsatz schreiben, sollen sie eigene Gedanken einbringen, wenn sie ein Bild malen, ist es ebenso - und das soll bei der Musik nicht gelten?" Früher, das räumt Knirsch ein, hielt auch er komponierende Schüler "für wenige Ausgewählte, die ein ganz besonderes Talent haben". Doch ihm sei längst klar geworden, was auch Joseph Beuys wusste: "Es sind viel mehr, als man denkt" - in jedem steckt ein Künstler.

In den 1990er Jahre, als die Kreismusikschule noch kein eigenes Haus hatte, stellte Knirsch erstmals ein Konzert mit Schüler-Kompositionen zusammen. Bei der Premiere war auch Andrea Traber dabei. Gut 25 Jahre später ist sie wieder mit von der Partie, nun als Kollegin von Knirsch an der KMS. Traber wird einen neuen Song präsentieren, im ihrem Liedermacherstil, alles aus einer Hand: Musik, Text und Performance. Den Auftakt des Abend macht aber zwölfjährige Jakob Altmann, der von Knirsch begleitet einen Violinen-Sonate vortragen wird. Jakob Altmann, der auch Unterricht im Komposition bei einem Münchner Musikprofessor nimmt, "komponiert fast schon professionell", sagt Knirsch. Mit der angehenden Holzbildhauerin Hannah Auf dem Hövel wird Knirsch freie Improvisationen an zwei Klavieren spielen - "wir geben uns nur die Tonart vor". Danach betritt wieder ein Profi die Bühne: Michael Außerbauer, der bei Josef Fleischhauer einst der erste Saxofon-Schüler der KMS war, und mit dem Knirsch in den vergangenen Jahren oft - zum Beispiel beim Jazz-Projekt Tenor Steps - zusammengearbeitet hat. Der erst elf Jahre alte Paul Brüllmann wird dann solo am Klavier spielen, ein schwer zu kategorisierendes Improvisations-Stück "in sehr modernen Tonsprache". Die Vielfalt des Konzerts nimmt damit kein Ende. Ein extra aus Hamburg angereister Geiger präsentiert eine klangmalerische Komposition von Martina Eisenreich, "wie ein kleiner Vogel, der aus dem Nest fällt, von einem Papierflieger wieder hochgetragen wird". Die Pop-Sängerin Ute Kaiser, im Hauptberuf Lehrerin am Anne-Frank-Gymnasium, singt ihren neuen Song "Wonder", bevor die 15-jährige Jana Müller, Klavierschülerin bei Verena Binder, eines ihrer atmosphärischen Solostücke erklingen lässt. Nach ihr spielt Knirsch die Komposition "Nina" von Manfred Muster, der sonst vor allem als Leiter des Gesundheitsbereichs der Volkshochschule Erding bekannt ist. Mit freien Improvisationen von Vadim Palii, einem neuen KMS-Klavierlehrer-Kollegen, und Quirin Vogel, Knirschs 18 Jahre altem Sohn, wird der Abend dann zu Ende gehen.

Durch das Konzert führt natürlich Vroni Vogel. Die Moderationen seiner Frau sind für Knirsch unverzichtbar und ebenso integraler Bestandteil wie die Mitwirkung aller anderen Künstler an diesem Abend.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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