Schon neun Fälle von Borreliose:Wachsende Gefahr

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Der Klimawandel begünstigt die Ausbreitung der Zecken. Und dieser Frühling ist besonders warm.

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Erhöhte Aufmerksamkeit kann nicht schaden: Der besonders warme Frühling bringt nicht nur die Menschen in Bewegung, auch Zecken wurden bereits in hoher Zahl beobachtet, zum Beispiel am Notzinger Weiher. Der Klimawandel und die zunehmend milden Winter gelten als begünstigend für die Ausbreitung der Zecken. Tatsächlich hat das Gesundheitsamt am Landratsamt Erding schon jetzt neun Fälle von Borreliose gezählt, im gesamten Jahr 2017 waren es 28 Fälle.

Biologisch gesehen zählen die Zecken zur Klasse der Spinnentiere, aber im Gegensatz zu ihren achtbeinigen Kollegen, stellen die nur ein paar Millimeter großen Zecken eine weitaus größere Gefahr für Menschen dar. Sie können die Krankheit Borreliose und die weitaus schlimmer verlaufende Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) übertragen. Von der letzteren ist dem Gesundheitsamt bis jetzt im Landkreis Erding jedoch noch kein Fall bekannt. Gegen FSME gibt es eine Impfung, gegen die Borreliose nicht.

In ganz Bayern sind in diesem Jahr bislang zehn Menschen an FSME erkrankt. Deshalb hat Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) jüngst zu einer Impfung geraten. "Aktuell ist in Bayern nur etwa ein Drittel der Schulanfänger gegen FSME geimpft. Gerade Kinder zwischen fünf und neun Jahren sind aber besonders häufig betroffen." 2017 ist die Zahl der FSME-Fälle in Bayern dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zufolge deutlich gestiegen - und zwar auf 234 Fälle. 2016 waren es 159 und im Jahr 2015 128 Fälle. Im Landkreis Erding waren es im vergangenen Jahr nach Auskunft von Daniela Fritzen von der Pressestelle des Landratsamtes drei Menschen, die an FSME durch Zecken erkrankten. Dazu kamen die 28 Borreliosefälle.

Fast ganz Bayern gilt als FSME-Risikogebiet. 88 der 96 Landkreise und kreisfreien Städte sind dazuzuzählen. Neu dazu gekommen sind die Landkreise München, Günzburg, Augsburg, Weilheim-Schongau und Starnberg. Als Nicht-Risikogebiete gelten nur noch die Landkreise Garmisch-Partenkirchen, Landsberg am Lech, Fürstenfeldbruck und Dillingen an der Donau und die kreisfreien Städte Augsburg, München, Kaufbeuren und Schweinfurt.

Die Gesundheitsämter raten zur Impfung, weil eine Frühsommer-Meningoenzephalitis schlimme Folgen haben kann. Zwar bleibe die Mehrheit der Infizierten (rund 70 bis 95 Prozent) beschwerdefrei, oder die zweite Krankheitsphase bleibe aus, aber wer die grippeähnliche Beschwerden wie Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen als Erkältung deute, könne schwere gesundheitliche Probleme bekommen. Bei einem Teil der Erkrankten kommt es nach etwa einer Woche zu einer Entzündung der Hirnhäute und des Gehirns (Meningoenzephalitis). Eine Rückenmarksentzündung kann ebenfalls auftreten. Schwere Verläufe können mit Lähmungen an Armen und Beinen, Schluck- und Sprechstörungen und Atemlähmungen einhergehen. Eine folgenlose Heilung ist auch später noch möglich, es kann jedoch auch zu bleibenden Schäden kommen. Etwa einer von 100 Erkrankten mit Befall des Nervensystems stirbt an der Infektion.

Um sich zu schützen, ist entsprechende Kleidung zu empfehlen, was vor allem den Verzicht auf kurze Hosen bedeutet. Zusätzlich können Sprays oder ähnliche Substanzen zum Aufsprühen oder Auftragen, helfen. Sinnvoll sei es, nach einem Aufenthalt in der Natur den ganzen Körper auf Zecken zu inspizieren. Die Blutsauger beißen sich nicht sofort in die Haut hinein, sondern wandern zuerst auf der Haut umher. Sollte eine Zecke zubeißen, sollte das Tier mit einer Zeckenzange oder einer Pinzette entfernt und die Wunde desinfiziert werden. Zusätzlich sollte die Bissstelle beobachtet werden, um gegebenenfalls ärztlichen Rat zu suchen.

© SZ vom 01.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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