Schlussbilanz:Hohe Zahl betrunkener Jugendlicher macht Sorgen

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Polizei sieht Entwicklung auf Herbstfest als "besorgniserregend" an. Ansonsten sei die Bilanz "zufriedenstellend"

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Nach polizeilicher Einschätzung verlief das 79. Herbstfest zwar "zufriedenstellend". Auffällig und besorgniserregend sei hingegen die eklatante Steigerung der aufgegriffenen alkoholisierten Jugendlichen. Waren es im vergangenen Jahr nur zwei gewesen, stieg die Zahl in diesem Jahr auf 17 an. Auch die Gewahrsammaßnahmen schnellten in die Höhe. Von einer 2018 auf 17 - davon vier Jugendliche beim am Sonntag zu Ende gegangenen Herbstfest. Trauriger Höhepunkt: am ersten Wochenende schlug ein 27-jähriger Erdinger einem Münchner zwei Mal einen Masskrug auf den Kopf. Die Staatsanwaltschaft stufte dies als versuchte Tötung ein. Bis auf diesen Fall, so die Polizei, sei weder einer der eingesetzten Beamten noch ein Herbstfestbesucher nach bisherigen Erkenntnissen schwerer verletzt worden.

Wenn die Erdinger Polizei von "zufriedenstellend" spricht, verweist sie auf die Statistik. Das 79. Erdinger Herbstfest bescherte der Polizei insgesamt 103 (im vergangenen Jahr 99) Einsätze. Es gab zwölf (14) Körperverletzungen, sieben (14) Platzverweise, fünf (11) Streitereien, sieben (fünf) Diebstähle, sowie je zwei Verkehrsunfälle und Verkehrsdelikte - wie im Vorjahr. Vervierfacht hat sich die Zahl der hilflos auf dem Herbstfest angetroffenen Personen: von zwei auf acht.

Nach dem überschaubaren Einsatzgeschehen der Vortage waren die Beamten der Wiesenwache vor allem am Freitag des letzten Festwochenendes noch mal gut beschäftigt. Kurz vor 21 Uhr schlug ein Unbekannter zwei 19- und 20-jährigen Schülern auf dem Festplatz aus ungeklärter Ursache ins Gesicht, so dass beide vom BRK behandelt werden mussten. Gegen 21.55 Uhr lag ein 17-jähriger Schüler alkoholisiert beim Stadion auf dem Boden. Er wurde zum BRK gebracht, dort medizinisch versorgt und dann seiner Mutter übergeben. Bei einer Taschenkontrolle wurde zudem ein unzulässiges Reizstoffsprühgerät in der Handtasche einer 42-jährigen Frau festgestellt. Das Gerät wurde sichergestellt. Außerdem wurde auch noch ein Messer gefunden, das die Frau aus dem Weißbräuzelt mitgenommen hatte. Nach einem Streit im Zelt wurde ein 19-Jähriger des Zeltes verwiesen. Am Seiteneingang kam es dann zu einem neuerlichen Wortgefecht mit dem Sicherheitsdienstmitarbeiter. Deswegen wurde die Polizei hinzugezogen. Die Beamten erteilten dem Mann einen Platzverweis, dem er widerwillig nachkam. Einen Platzverweis erhielt auch ein Festgast, der im Stiftungszelt in stark alkoholisiertem Zustand pöbelte und der Polizei übergeben wurde. Vom BRK wurde die Polizei gegen 23 Uhr zur Unterstützung gerufen. Ein alkoholisierter Herbstfestbesucher mit einer stark blutenden Wunde am Hinterkopf wollte sich nicht behandeln lassen. Da eine Behandlung aber erforderlich war, mussten die Beamten den 29-jährigen Mann fixieren und auf einer Trage festschnallen, um ihn ins Krankenhaus bringen zu können. Dagegen wehrte sich der Mann nach Kräften und beleidigte die eingesetzten Beamten und Rettungskräfte fortwährend. Gegen 23.45 Uhr wurde ein weiterer 17-Jähriger stark alkoholisiert aufgefunden und seinem Vater übergeben. Ein weiterer stark alkoholisierter 50-Jähriger aus dem Landkreis Landshut wurde gegen 0.40 Uhr am Samstag auf der Flughafentangente aufgegriffen. Eigentlich wollte er zu Fuß nach Hause gehen, war aber in Richtung Flughafen unterwegs.

Das Einsatzgeschehen am Samstag verlief wieder ruhiger laut Polizei. Ein stark alkoholisierter "Wildbiesler" am Container des Ordnungsamtes wurde zur Identitätsfeststellung gegen 22.40 Uhr der Polizei übergeben. Nachdem er die Angabe der vollständigen Personalien verweigerte und wieder gehen wollte, wurde er zunehmend ungehalten und musste schließlich fixiert werden, als er in drohender Haltung auf die Beamten zuging. Der Mann wurde in Gewahrsam genommen und durfte den Rest der Nacht in der Haftzelle verbringen,

Gegen 23.30 Uhr kam es im Weißbräuzelt nach einer verbalen zu einer körperlichen Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen mit wechselseitigen Schlägen, ohne gravierende Verletzungen. Alle Beteiligten waren mehr oder minder stark alkoholisiert. Vermutlich auch aufgrund der schlechten Witterung blieb es am Sonntag dafür sehr ruhig. Es musste lediglich der Diebstahl eines Handys aufgenommen werden.

© SZ vom 10.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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