Schauspieler Stefan Voglhuber:"Aus Überzeugung"

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Stefan Voglhuber hat Erfolg: Mittlerweile kann der Erdinger von der Schauspielerei leben. Jetzt tritt er wieder im Landkreis auf

Interview von Sophia Neukirchner

Stefan Voglhuber: Ich bin seit Mitte letzten Jahres hauptberuflich Schauspieler und kann tatsächlich von der Schauspielerei leben. Das ist so surreal, denn meine Entscheidung, das professionell zu machen, kam erst relativ spät.

Warum ist es surreal, Schauspieler zu werden?

Es war zu dem Zeitpunkt einfach soweit weg. Ich komme vom Land, von einem Bauernhof. Meine Geschwister haben alle Handwerksberufe gelernt. Da ist Schauspielerei eine ganz fremde Welt.

Sie haben zuerst als Bankkaufmann gearbeitet. Wie haben sie sich dann dieser fremden Welt genähert?

Ich habe mich informiert, was man in die Richtung machen kann und bin auf einen Workshop der Schauspielschule Theaterraum in München gestoßen. Dort habe ich dann 2011 meine Ausbildung zum Schauspieler begonnen. Dabei war ich nicht einmal davon ausgegangen, überhaupt genommen zu werden, wollte es einfach mal ausprobieren. Ich war damals schon relativ alt, 28 Jahre, viele Schulen nehmen nur Anwärter bis 24 Jahren auf.

Es war sicher kein leichter Schritt, einen festen Beruf mit guten Einkommen sausen zu lassen.

Geld hat nie die große Rolle gespielt, Schauspieler wird man aus Überzeugung; auch wenn die Zukunft ungewiss ist. Ich habe nach wie vor keine Festanstellung. Im Theaterbereich gibt es die kaum, in Film und Fernsehen gar nicht. Selbst in den ganz großen Häusern gibt es nur befristete Arbeitsverträge. Und damit muss man umgehen können: auch mal nicht zu wissen, was man in drei Monaten macht.

Was lernt man auf dem Weg zum professionellen Schauspieler in der Schule und was nur auf der Bühne?

Man lernt grundsätzlich am allermeisten auf der Bühne. In der Schauspielerei nutzt man ja den eigenen Körper, um etwas darzustellen. Deshalb muss man erst mal lernen, mit diesem umzugehen, und auch, Stimme und Sprache gezielt einzusetzen.

Sie sind in vielen Stücken zusehen, in denen Straftaten verübt werden. Den Lore-Bronner-Preis haben Sie unter Anderem mit der Darstellung des Hauptmannes im Drama "Woyzeck" gewonnen. Zuletzt waren Sie im Blutenburgtheater in dem Thriller "Veronicas Zimmer" zu sehen.

In letzter Zeit habe ich tatsächlich viel in Krimis gespielt. Ich glaube aber nicht, dass das speziell mein Rollenfach ist. "Zwoa wia Bonnie und Clyde" etwa ist kein Krimi, sondern in erster Linie eine Komödie. Es geht dabei um ein Gaunerpärchen, die eine Bank überfallen wollen, aber sich so dilettantisch anstellen, dass sie in allerlei lustige Situationen geraten.

Und Regisseur sind sie jetzt auch in dem Stück, das in Bierbach aufgeführt wird?

Ja, sozusagen. Das ist ein Zweipersonenstück, in dem ich mit meiner Freundin, Teresa Sperling, spiele, die ebenfalls gerade eine Schauspielausbildung absolviert. Wir üben das mehr oder weniger selbstständig ein und wenn wir uns nicht einig sind, wie wir etwas machen - dann entscheide ich.

Ist es schwierig, mit jemandem, man gut kennt, auf der Bühne zu stehen?

Es ist auf jeden Fall anders. Man lässt sich gerne ablenken. Ich glaube, dass es ein konzentrierteres Arbeiten ist, wenn man sich nicht so nahe steht. Aber es funktioniert bei uns persönlich sehr gut.

Eine weitere Besonderheit dieser Aufführung liegt in der Nähe zur Heimat. Sie sind im Landkreis Erding aufgewachsen. Das Gasthaus Strasser, in dem sie auftreten werden, liegt nahe Ihres Heimatortes.

Bierbach ist nur einen Ort weiter und ich kenne den Wirt persönlich. Wir haben gesagt, wir machen mal was zusammen: dass ich bei ihm im Saal Theater spiele und er die Bewirtung dazu macht. Die Resonanz in der Heimat ist toll. Wir hatten zwei Vorstellungen geplant, mittlerweile sind wir bei vier. Die sind auch schon fast ausverkauft. Wenn man die Reservierungsliste durchgeht, werden doch sehr viele Bekannte da sein. Das ist schön.

Muss man sich besonders behaupten vor Menschen, die einen gut kennen?

Ich glaube, dass es eher Heimspielcharakter hat. Letztlich muss man immer überzeugen auf der Bühne. Wenn dem Zuschauer ein Stück nicht gefällt oder die schauspielerische Leistung, dann ist es wurscht, ob man den Schauspieler kennt oder nicht.

Dieses Interview führen Sie in Hochdeutsch. Wieso haben Sie das Stück extra in Mundart übersetzt?

Weil das einfach näher dran ist. Bei uns auf dem Land wird in erster Linie bairisch gesprochen. Teresa und ich sprechen auch beide bairisch. Hochdeutsch habe ich ja erst auf der Schauspielschule gelernt.

Sie spielen auch hauptsächlich in Bayern.

Ja, bisher hat sich außerhalb noch nichts ergeben und es ist auch momentan so, dass ich ganz gut beschäftigt bin an Theatern, die in der Nähe sind. Von daher, warum in die Ferne schweifen?

Könnte Mundarttheater dann ihre Nische sein, oder wo zieht es hin?

Es ist auf jeden Fall ein großer Vorteil, Mundart zu sprechen, gerade auch im Bereich Film, den ich gerne vertiefen möchte. Es wird momentan sehr viel auf bairisch gedreht. Daher ist es auf jeden Fall eine zusätzliche Fertigkeit, Dialekt zu sprechen. Im Fernsehen würde ich auch gern mehr machen, aber da ist es wahnsinnig schwierig, rein zukommen. Zufall und Beziehungen spielen da eine große Rolle.

Und sicher ist viel Glück nötig, oder?

"Viel Glück" zu wünschen bringt Unglück. Der Theatermensch an sich ist sehr abergläubig.

Ach so?

Man pfeift auch nicht im Theater und isst nicht auf der Bühne; man spuckt sich allerdings vor einer Vorstellung über die Schulter, aber nur über die linke, ja nicht über die rechte.

Die Mundartkomödie "Zwoa wie Bonnie und Clyde" wird am Freitag, 20. Januar, Samstag, 21. Januar, Freitag, 27. Januar und Samstag, 28. Januar im Gasthaus Strasser in Oberbierbach aufgeführt. Beginn ist 20 Uhr, ab 18 Uhr ist die Küche geöffnet. Es gibt noch Restplätze für alle Termine, für den 27. die meisten. Im Vorverkauf (Telefon 0808/41207) kostet eine Karte 15, an der Abendkasse 18 Euro, es gibt eine Ermäßigung.

© SZ vom 12.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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