Sankt Wolfgang:Seltene Art entdeckt

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Im Wald bei Hodersberg leben Bechsteinfledermäuse

Von Korbinian Hartmann, Sankt Wolfgang

Seit drei Jahren ist der Landkreis Erding offiziell um eine Tierart reicher: Mit dem Fund eines trächtigen Weibchens der Bechsteinfledermaus in Hodersberg bei Sankt Wolfgang gebe es nun den Nachweis, dass die bedrohte Art im Landkreis heimisch sei und sich fortpflanze, sagte Andreas Zahn von der Koordinationsstelle für Fledermausschutz in Südbayern. Experten wollen die seltenen Tiere nun schützen und mehr über ihren Bestand in Erding herausfinden.

Ganz neu sei die Bechsteinfledermaus im Landkreis Erding jedoch nicht, so Zahn. "Im Oktober 1996 wurde bei Kuglstadt in Isen ein Einzeltier auf einem landwirtschaftlichen Anwesen gefunden." Da sich das Tier jedoch auch auf der Suche nach einem Winterquartier befunden haben könnte, habe es sich dabei um keinen Nachweis für eine Beheimatung gehandelt. Mit dem Fang eines trächtigen Tieres im Jahr 2015 bei Großschwindau im Rahmen einer Bachelorarbeit sei nun aber davon auszugehen, dass sich in dem Wald eine ganze Population angesiedelt habe. "Trächtige Tiere leben in einer Wochenstube, einer Weibchenkolonie", sagte Zahn.

Wie viele Bechsteinfledermäuse tatsächlich im Landkreis Erding beheimatet sind, kann Zahn nicht sagen. "Die Tiere leben in Baumhöhlen, die wir nicht systematisch untersuchen." Das Erdinger Fledermausfachteam um Sabine Meyer möchte das nun ändern. "Im vergangenen September hat uns der Waldbesitzer in Hodersberg gestattet, 32 Kästen aufzuhängen, um zu prüfen, wo die Tiere leben, und nach Möglichkeit auch zu zählen." Bis die Tiere die neuen Quartiere annehmen, rechnete sie mit einer Dauer von bis zu fünf Jahren. Umso überraschter sei sie gewesen, als sich bereits im Frühjahr ein Tier eingenistet habe. Jedoch habe sich herausgestellt, dass es sich dabei um eine Zwergfledermaus gehandelt habe. Dass es aber im nächsten Frühjahr schon soweit ist, schließt Meyer nicht aus. "Wenn wir Kot in den Kästen finden, gehen wir davon aus, dass die Bechsteinfledermäuse die Quartiere angenommen haben. So können wir endgültig bestätigen, dass die Art im Landkreis vorkommt und hoffentlich auch die Bestände zählen."

Abgesehen von den Kästen ließen sich die Tiere auch auf andere Art aufspüren. Auf der Suche nach Bechsteinfledermäusen in Quartieren wie Baumhöhlen seien spezielle Detektoren nötig. Bei einer öffentlichen Waldbegehung im August habe Meyer so mit den Besuchern fünf Bechsteinfledermäuse entdeckt. Dennoch seien die Kästen von großer Bedeutung, denn mit ihnen möchte das Fledermausfachteam das Quartierangebot erhöhen. "Wir wollen so die Population unterstützen, sich zu vergrößern", sagte Meyer. Für die Tiere sei eine große Anzahl an Behausungen notwendig, nicht nur, um dort ihre Jungen zur Welt zu bringen und zu säugen. "Im Wald sind die Fledermäuse Gefahren wie Wildtieren ausgesetzt, weshalb sie alle ein bis zwei Tage ihr Quartier wechseln." Auf die Idee mit den Kästen sei die Naturschutzbehörde gekommen, die das ehrenamtliche Fledermausfachteam um Sabine Meyer mit Fördergeldern unterstützt habe.

Um die bedrohte Art zu fördern, gibt es laut Zahn noch weitere Methoden. So sei bei der Waldbewirtschaftung Rücksicht auf Höhlenbäume zu nehmen. Laut bayerischem Landesamt für Umwelt gilt die Bechsteinfledermaus im Freistaat als gefährdet, in ganz Deutschland sogar als stark gefährdet. Eine Bedrohung stellten für die Tiere Straßen dar, die durch Wälder führen. Der Bau neuer Verkehrswege zerstöre die Jagdgebiete, und weil es sich um eine tieffliegende Art handle, käme es zu Verkehrsunfällen.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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