Sankt Wolfgang:Hiebe nach allen Seiten

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Wenn Anton Silbernagl beim Starkbierfest die Politiker derbleckt, kommen die Besucher in Scharen. Das ist so erfolgreich, dass der Gastwirt nun auch nach Erding gelockt werden soll

Von Philipp Schmitt, Sankt Wolfgang

Ein fröhlich-originelles Spektakel mit einer launigen Fastenpredigt und dem Derblecken der stark vertretenen Politprominenz haben die Gäste des Starkbierfestes am Freitagabend im Gasthaus zum Schex in St. Wolfgang erlebt. Auch dieses Mal waren die Besucher in Scharen zu dem gesellschaftlichen Ereignis in den Schex-Saal geströmt, um der mit hintersinnigem Humor vorgetragenen Rede des Gastwirts Anton Silbernagl alias Fastenprediger "Schex'n Done" und seinen gepfeffert-frechen Pointen zu lauschen. Untermalt von Klängen der Blechblaskapelle Sankt Wolfgang las er Politikern die Leviten, egal ob Oberbürgermeister, Landrat oder Bundestagsabgeordneter. Sie machten die Gaudi mit und erzählten zum Finale auf der Bühne selbst lustige Witze.

Ein gesellschaftliches Ereignis ersten Ranges ist das Starkbierfest in St. Wolfgang. Ob Landrat, Bürgermeister oder Abgeordnete: Alle wollen dabei sein. Für die richtige Stimmung sorgte die Blechblaskapelle St. Wolfgang. (Foto: Renate Schmidt)

Am Vormittag des selben Tages war Markus Söder (CSU) zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten gewählt worden, weswegen der "Done" vor einer "Versöderung" warnte. Im Hinblick auf das neu zu besetzende Kabinett traute er Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) einen neuen Job als Landwirtschaftsminister zu. "Verkehrtes" traue er sich nämlich nicht zu sagen, sonst würde er noch vom eigenen Fest ausgeladen, schließlich sei der Landrat inzwischen der alleinige Chef und Kontrolleur weit und breit - ob in der Kreisklinik, bei der Flüchtlingspolitik oder bei der Verantwortung für das Frauenhaus. Sollte sich das Personalkarussell jedoch drehen, stünde in Hans Wiesmaier (CSU) bereits ein "gradliniger" Landrat in den Startlöchern, der alle Voraussetzungen für den Job erfülle, weil der Fraunberger Bürgermeister in Sankt Wolfgang bereits gezeigt habe, dass "er dreckade Witz erzoin ko". Dieses Mal war auch "der schlaue Fuchs" Max Gotz (CSU), der Erdinger Oberbürgermeister, unter den Gästen, der im Hinblick auf Nordumfahrung, Hochwasserschutz und geplanter Mega-Halle nicht ungeschoren davonkam. Trotz Kritik am Flächenfraß solle der OB "einfach bauen" und auf der Riesenhalle ein Maisfeld pflanzen, um die Landwirte zu besänftigen. Die Bauern seien ohnehin mit der Furcht vor der afrikanischen Schweinepest beschäftigt, der frühere BBV-Kreisobmann Hans Schwimmer habe sogar Militär angefordert, um die Wildschweine zu jagen. Und der "schöne Bundes-Andi" (Lenz, CSU) wurde gefragt, ob er mit dem Flugtaxi angereist sei und ob nach einem halben Jahr Stillstand und Sondierung in Berlin nun dort endlich regiert werde. Die finanzielle Lage des Bundes sei so gut, dass in Olaf Scholz sogar die SPD den neuen Finanzminister und Vizekanzler stellen dürfe, nachdem Martin Schulz zum "Draußenminister" befördert worden sei.

Er geht nicht gerade zimperlich mit seinen Zuhörern um. Und trotzdem kommen alle im nächsten Jahr wieder, um Anton Silbernagl zuzuhören. (Foto: Renate Schmidt)

"Liebe Starkbierfreunde und Starkbierfreundinnen", die SPD-Ausgleichsbeauftragte habe sogar eine geschlechterneutrale Korrektur des Nationalhymnen-Textes gefordert, demnach müssten künftig Sankt Wolfgang und Fraunberg auch umbenannt werden. Der Fastenprediger verteilte die obligatorischen Seitenhiebe in Richtung der von Doris Minet (FW) vertretenen Stadt Dorfen, bevor er sich an die Lokalmatadore, den zweiten Landrat und Alt-Bürgermeister Jakob Schwimmer (CSU) und Bürgermeister Ulli Gaigl (FW) wandte. Silbernagl monierte, dass in Sankt Wolfgang inzwischen vom Feuerwehrhaus und Rathaus bis zur Kläranlage alles zu klein geworden und Baugrund rar sei. Erwähnt wurden auch die CSU-Bezirkstagslistenkandidatin und Lengdorfer Bürgermeisterin Gerlinde Sigl, Landtagslistenkandidat und "Oberjäger" Thomas Schreder vom Kreisjagdverband und die Grünen-Kreisvorsitzende Helga Stieglmeier und die Landtagskandidatin und Dorfner Stadträtin Ulli Frank-Mayer. Für den künstlerischen Rahmen sorgten Auftritte der Liedermacherin Sara Brandhuber aus Zustorf und der Kabarettistin Patrizia Müller. Zum Finale gab es ein paar Witze, worauf Silbernagl die Geschichte vom Zoobesuch eines Lokalpolitikers improvisierte: Als er am Gorilla-Gehege vorbei kommt, läuft der Affe ans Fenster, klopft raus und fragt: "He du! Wia bist du denn da rauskemma?" Großes Gelächter, so funktioniert Humor. Den Besuchern hat es gefallen, Gotz möchte die Veranstaltung nun importieren und in Erding mit Silbernagls Hilfe ein Fest nach Sankt Wolfganger Vorbild auf die Beine stellen.

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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