Unvergleichlich:Das neue Kunstwerk an der Haager Straße

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Keine Sorge, der Bogen wird nicht ständig in hellem rotem Licht leuchten. Nur wenn sich jemand dem Werk nähert, pulsiert es. (Foto: Bauersachs)

Es war ein kompliziertes Projekt: Aber jetzt steht und leuchtet der Bogen von Robert Kessler

Von Mathias Weber

Man kann einfach nicht anders: Die Gäste bei der kleinen Eröffnungsfeier am Dienstagabend an der Haager Straße sehen sich das neue Kunstwerk von allen Seiten an, recken die Köpfe nach oben, wo der filigrane Bogen die Straße überspannt; sie beobachten das rote Lichtband an der Unterseite des Bogens, das langsam wabert - mal knallrot, mal kaum wahrnehmbar. Die Gäste ziehen auch ihre Handschuhe aus, berühren den glattpolierten und spiegelnden Sockel - und schauen sich selbst ins Gesicht.

Einzigartig in Erding

Es gibt in der Tat viel zu entdecken an dem nun offiziell eröffneten Kunstwerk "Jetzt", das sich an der Sempt am Eingang der Erdinger Altstadt über die Haager Straße spannt und das in seinen Dimensionen in Erding einzigartig ist. Am Dienstagabend hat der Erdinger Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und der Künstler des Werkes, Robert Kessler, den Bogen offiziell in Betrieb genommen.

Ein besseres Wetter hätte man sich nicht aussuchen können: Ein leichter Nebel hat sich über Erding gesenkt, und der hat dem einen Feature des Werkes - auf das viele schon gespannt waren - besonders betont. Gibt es nämlich Bewegung in der Nähe des Bogens, fängt das Lichtband an dessen Unterseite an, rot zu pulsieren; bei viel Bewegung so stark, dass es die LED-Leiste mit dem Licht roter Ampeln aufnehmen kann. Endet die Bewegung wieder, hört auch das Licht wieder auf.

Erinnerung an das alte Stadttor

Das Einschalten der Beleuchtung und die offizielle Freigabe des Kunstwerks ist der Schlusspunkt einer langen Geschichte. Wie OB Gotz in seinem Grußwort sagte, hatte der Stadtrat bereits vor zehn Jahren, im Juni 2005, den Entschluss gefasst, diesen Ort mit öffentlicher Kunst aufzuwerten. 2011 hat sich der Stadtrat schließlich nach einem offenen Wettbewerb für das Kunstwerk von Robert Kessler entschieden (der sich, so Gotz, raffinierterweise mit gleich zwei verschiedenen Ausführungen beworben hatte).

Er schlug vor, mit einem hohen Bogen an das alte Stadttor an dieser Stelle zu erinnern und mit einer optischen Zweiteilung einen Blick in die Vergangenheit (die Altstadt) und die Zukunft (die Haager Vorstadt) zu richten - dazwischen findet eben das "Jetzt" Platz. Am Ende, sagte Gotz, habe man sich für Kesslers Werk gerade wegen des Lichtes an der Unterseite entschieden, "das den Unterschied gemacht hat."

Dann fingen die Probleme an

Doch dann fingen die Probleme erst an: Die Statik musste nachberechnet werden, unter dem Sockel wurde eine Fernwärmeleitung entdeckt, der Transport nach Erding wurde verschoben, und obwohl der Bogen schon seit dem Sommer steht, war das Werk noch nicht öffentlich zugänglich - es fehlten noch ein spezielles Eisengitter. Auch teurer wurde der Bogen, am Ende bezahlte die Stadt 150 000 Euro.

Doch Gotz und Kessler streiften die Probleme am Dienstagabend nur: "Die Mühen und Ärgernisse sollte man nicht vergessen", sagte er, und dankte dabei auch den Mitarbeitern in der Stadtverwaltung, die sich um das Werk gekümmert haben. Ansonsten aber lobte Gotz die Erdinger Entscheidungsträger: Das Kunstwerk unterstreiche den "Mut des Stadtrates".

"Cool!"

Jetzt sind die Bürger am Zug. Künstler Kessler wünscht sich, dass das Werk die Erdinger dazu animiert, über ihr eigenes "Jetzt" nachzudenken. Ob es "Gefallen" findet, das ist Kessler wohl nicht so wichtig. Die Urteile fallen schon einmal verschiedenen aus: Im Internet gibt es kritische Kommentare, aber auch positive. Die Besucher bei der Eröffnung am Dienstag zeigten sich allerdings sehr angetan. "Cool", sagte einer, und reckte den Hals nach oben.

© SZ vom 10.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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