Rotes Kreuz:Viel Lob und ernste Mahnungen

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Beim Frühjahrsempfang des Kreisverbands des Roten Kreuzes steht der Einsatz bei der Flüchtlingsbetreuung im Mittelpunkt

Von Jan-Hendrik Maier, Erding

Der Boden im Schrannensaal der Sparkasse vibriert leicht, als am Freitagabend die Glocken läuten. Der Kreisverband des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) hat zum Frühjahrsempfang über den Dächern der Altstadt gebeten, die Stimmung unter den knapp 50 Gästen ist ausgelassen. Und obwohl es viel Lob für die zahlreich geleisteten Stunden im Einsatz und Anerkennung für unermüdliches Engagement gibt, fallen an diesem Abend auch mahnende Worte - zur Einheit im Kreisverband und beim Thema Flüchtlinge.

Die Vizepräsidentin des BRK, Brigitte Meyer, berichtete von zwei Besuchen im Warteraum Asyl im vergangenen Jahr. Den Helfern in Erding sei es eindrucksvoll gelungen, für die ankommenden Flüchtlinge eine "Atmosphäre" zu schaffen, in der sie für einen Augenblick zur Ruhe kommen konnten. Klare Abläufe, Spielecken für Kinder und räumlich abgeschlossene Bereiche für die Übernachtung hätten ein "menschenwürdiges Dasein" ermöglicht.

Meyer war auch beeindruckt von der Bandbreite des Kreisverbands, der mit seinen Angeboten Menschen allen Alters diene. Meyer beklagte jedoch die mitunter fehlende Bereitschaft in der Gesellschaft, sich langfristig an eine Organisation wie das Rote Kreuz zu binden. Umso erfreulicher ist daher die Nachricht, dass 2015 die Zahl der fördernden Mitglieder des Erdinger BRK auf 11 500 gestiegen ist. Das entspricht etwa jedem vierten Haushalt im Landkreis. Jakob Schwimmer, stellvertretender Landrat, nannte eine weitere Zahl: 10 000 Stunden, mindestens, haben Erdinger Ehrenamtliche im vergangenen Jahr im Rettungsdienst geleistet.

Interpretationsspielraum lässt Schwimmers Wunsch nach der "Kraft zur Einheit im Kreisverband" zu. Mancher könnte sich bei der Aussage an die jüngste Jahreshauptversammlung der Wasserwacht erinnert fühlen, bei der man das schwierige Verhältnis zum BRK diskutiert hatte. Obgleich zuversichtlich pochte Oberbürgermeister Max Gotz in seinem Grußwort auf Zusammenhalt und Einheit beim geplanten Neubau der Rettungswache in Taufkirchen. Er lobte außerordentlich, dass Hilfsorganisationen, Ehrenamtliche und die Verwaltung in Erding die Aufnahme, Versorgung und Betreuung der Flüchtlinge mit "großer Bravour" bewältigt haben. BRK-Kreisgeschäftsführerin Gisela van der Heijden und Gotz waren sich aber einig, dass das ohne die Unterstützung der Bundeswehr unmöglich gewesen wäre. Bei der Frage, wie er den Warteraum aktuell sieht, schlug Gotz jedoch ernste Töne an und sparte nicht mit Kritik am Bund. Er sprach von einem "Kommunikationsdesaster", das sich mit der möglichen Umwandlung des Warteraums in ein sogenanntes Ankunftszentrum zu wiederholen drohe. Seit Ende Februar warte er auf eine Antwort vom Leiter des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Frank-Jürgen Weise. "Ich habe den Eindruck, man will im Bund nicht mehr dazulernen." Wenn sich die Bürger nicht mehr begleitet fühlten, würden "destabilisierende Gruppen" - Gotz meinte Parteien wie die AfD - dazugewinnen. Nicht ungefährlich, denn "wir wollen den Frieden in der Stadt auch mit den Flüchtlingen weiterhin bewahren", sagte Gotz.

Van der Heijden erinnerte, dass das BRK die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge übernommen hat. Um die Kommunikation zu erleichtern, wurde im Kinderhaus eine Fachkraft mit fließenden Arabischkenntnissen angestellt. Van der Heijden kündigte an, dass man sich künftig stärker in die Asylsozialberatung einbringen wolle. Am Ende des Abends wurde ein kurzer Sketch, angelehnt an die schwäbische Heimat van der Heijdens, aufgeführt.

© SZ vom 11.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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