Rettungshundestaffel Isar:Spürnasen auf Heimatsuche

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Seit Anfang 2016 sind die ehrenamtlichen Helfer mit ihren Hunden vergeblich auf der Suche nach einem Vereinsgelände, wo sie die Ausbildung und das notwendige Training durchführen können

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Andreas Inioutis ist frustriert. Seit mehr als einem Jahr sucht die Rettungshundestaffel (RHS) Isar ein neues Vereinsgelände - vergeblich. "Wenn wir bei den Ämtern und Kommunen anfragen, heißt es immer: Klar, da helfen wir. Aber wenn es dann um behördliche Genehmigungen wie Nutzungsänderungen geht, dann scheitert alles", sagt der Vorsitzende des Vereins. Fast 30 Jahre war die Heimat der ehrenamtlichen Helfer mit ihren vierbeinigen Kollegen ein Gelände an der Kirchenstraße bei Schwaig. Doch der Vermieter, der langjährige frühere Vorsitzende des Vereins, hatte aus privaten Gründen wegen Eigenbedarf zum 31. Januar 2016 kündigen und er selber wegen gesundheitlichen Gründen kürzer treten müssen. Zurzeit trainieren Hunde und ihre Besitzer bei Pastetten. Aber auch nur als Übergangslösung.

Wenn es gilt, Vermisste und Verirrte zu finden, ist die Rettungshundestaffel oft die erste Anlaufstelle. Rund zwanzig Ehrenamtliche mit ihren Hunden sind mehrmals im Jahr im Einsatz, um Menschenleben zu retten, wenn die integrierte Leitstelle der Polizei Ingolstadt - mit der es einen Kooperationsvertrag gibt - und Erding die Rettungshundeteams ruft. Auch im Katastrophenschutz der Landkreise Erding, Freising und Ebersberg sind sie eingebunden. Die Rettungshundestaffel Isar ist auch Mitglied in der Internationalen Rettungshunde Organisation. So war sie unter anderem zwei Mal zu Einsätzen nach den Erdbeben 1999 in der Türkei im Einsatz. In der Regel aber werden die Suchteams in der Region angefordert. "Da wir ein rein privater Verein sind, werden häufig erst Rettungshundestaffeln von offiziellen Organisationen wie dem BRK angefordert", sagt Inioutis. Aber nicht nur für Einsätze werden die Hunde gebraucht, auch bei Ferienprogrammen der Gemeinden Neufahrn und Oberding.

Um für die Einsätze gewappnet zu sein, benötigen die Hunde und Hundeführer viel Training und Ausbildung. Und dafür braucht der Verein dringend ein neues festes Trainingsgelände. "Ideal wäre ein Gelände von 5000 Quadratmetern, außerorts gelegen, das umzäunt und mit einem Vereinsheim, auch zum Beispiel mit Containern, bebaut werden darf. Strom-, Wasser- und Abwasseranschluss wären wünschenswert, aber keine zwingende Voraussetzung. Für die Kosten von Zaun und Vereinsheim kommt der Verein auf", sagt Andreas Inioutis. Finanzieren tut sich der Verein hauptsächlich aus Spenden und Sponsorengeldern. Benötigt wird ein festes Gelände, um verschiedene Übungsszenarien aufbauen zu können, in denen etwaige Ernstfälle durchgespielt werden.

Der Vorsitzende RHS-Isar hat sich schon mit der Bitte um Unterstützung an zahlreiche Gemeinden gewendet, doch trotz einiger Hilfsangebote ist noch kein neues Vereinsgelände in Sicht. "Wir haben uns an alle Oberbürgermeister und Bürgermeister in der Umgebung gewendet. Man findet die Sache gut, aber wenn es dann zum Beispiel darum geht, uns die Genehmigung eines privilegierten Bauvorhabens zuzugestehen, dann scheitert es." Organisationen wie BRK oder auch die Polizei hätten es leichter. Ein Platz im Außenbereich sei aber am besten, sagt Inioutis. In der Nähe von Wohngebäuden würde es zuletzt nur Ärger geben - auch wenn Rettungshunde schon von Anfang an Gehorsam lernen. Und 5000 Quadratmeter seien schon wegen der Prüfungsauflagen vorgeschrieben. So müssten zum Beispiel Hunde lernen, 50 Schritte alleine geradeaus zu laufen.

Derzeit opfern rund zehn Mitglieder eine Woche Urlaub, um in einem Waldgelände bei Pastetten mit den Hunden die Rettungshundeausbildung im Bereich der Flächen-und Trümmersuche zu intensivieren. Dabei rückten die Mitglieder der Rettungsstaffel mit Zelten und Campingwagen an, um direkt an Ort und Stelle die Übungen zu absolvieren. Dabei werden die Hunde in ein großes Waldgelände oder in unwegsame Gebiete geschickt, um einen fremden Menschen mit unbekannten Duft zu erschnüffeln. Die Hunde sind darauf ausgebildet eigenständig und freilaufend den entsprechenden Bereich nach menschlicher Witterung zu durchsuchen. Durch Bellen machen die sehr lernwilligen Hunde sich dann bemerkbar, wenn sie einen Fremden gefunden haben. Diese Art der Suche wird immer häufiger benötigt, wenn Orientierungslose oder demente Personen im Wald den Heimweg nicht mehr finden, wie Inioutis sagt.

Aber auch andere Bereiche decke der Verein noch ab, sagt der Vorsitzende. So bietet er seinen Mitgliedern Welpenlernstunden, Hundeerziehungskurse, Agility, Gehorsamstraining, Begleithunde-Ausbildung und vieles mehr an.

Wer Interesse hat dem Verein zu helfen, kann sich an Andreas Inioutis unter info@rhs-isar.de oder der Mobilnummer 0170/527 8624 wenden.

© SZ vom 14.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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