Retter ziehen Bilanz:Schwimmer im Blick

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Auch am Isarkanal ist die Wasserwacht im Einsatz, oftmals stürzen dort Wildtiere ins Wasser, die ohne Hilfe ertrinken würden. (Foto: privat)

2018 war für die Wasserwacht in vielerlei Hinsicht ein außergewöhnliches Jahr

Es ist das Leben in all seinen Schattierungen, das sich in der Bilanz der Wasserwacht im Landkreis Erding niederschlägt: Kleine Kinder lernen bei den Ortsgruppen schwimmen, die Wasserretter versuchen, Leben zu retten - und sind dabei nicht immer erfolgreich. Trotz der Nähe zum Tod - an einem Tag wurde die Wasserwacht sogar zu zwei Einsätzen gerufen, die tödlich verliefen - muss auch Zeit zum Fröhlichsein sein. Die Ortsgruppen organisierten eine Reihe gelungener Veranstaltungen an ihren Heimatgewässern, wie es in einer Pressemitteilung der Wasserwacht heißt: Sautrogrennen, Sonnwendfeier, Kabarett am Weiher und die Weiher-Feia in Erding seien rundum gelungene Beweise dafür, "dass die Wasserwachtler für sich und ihre Gäste auch in lauen Sommernächten Unterhaltsames bieten können".

Der Sommer 2018 war besonders heiß, die Menschen strömten in Scharen an Seen, Weiher und in Freibäder, das schlug sich auch in der Zahl der ehrenamtlich geleisteten Wachstunden nieder: 17152 waren es im Jahr 2018, 12273 im Jahr zuvor. Die Wasserwacht ist an vier Wachstationen und zwei Freibädern im Landkreis Erding im Einsatz. Dabei behalten die Wasserwachtler nicht nur die Schwimmer im Blick, sie helfen den Badegästen auch bei allerlei Wehwehchen. 98 Menschen wurden laut Alois Schießl im Laufe der vergangenen Saison "medizinisch erstversorgt". Die Bandbreite reiche dabei von kleinen Schürfwunden bis hin zur Rettung vor dem Ertrinkungstod. "Vom Pflaster bis zur intensiven medizinischen Betreuung war diesen Sommer wieder alles dabei", bestätigt auch Leo Brummer von der Ortsgruppe Wörth. Er war mehrfach bei Erstversorgungen im Einsatz. Bernd Janowsky, der Vorsitzender der Ortsgruppe Erding, erinnere sich noch gut an den Akuteinsatz, als Ende Mai im Kronthaler Weiher ein Asylbewerber starb. Das Ereignis bleibe in Erinnerung nicht nur wegen des Todesfalls, sondern auch weil die Rettungswege an diesem Tag wieder einmal zugeparkt gewesen seien und weil sich die ehrenamtlichen Helfer der Schaulustigen kaum hätten erwehren können. Ein Jahr zuvor waren es sogar 110 Fälle, in denen die Wasserwacht Erste Hilfe geleistet habe. In einem Fall habe 2018 ein Leben gerettet werden können, das gelang 2017 in drei Fällen.

Laut Edgar Scholz, dem technischen Leiter der Kreiswasserwacht und Einsatzleiter Wasserrettung, wurde die Schnelleinsatzgruppe der Ortsgruppe Erding zu drei Todesfällen gerufen. Man habe keine erfolgreiche Hilfe mehr leisten können, weil die Meldezeiten zu lang und zum Teil auch die Anfahrtswege sehr lang gewesen seien. In der Nähe von Eitting ertrank Mitte August ein Kraftfahrer, der nicht schwimmen konnte. Am 15. Dezember wurden die Einsatzkräfte zu zwei Einsätzen mit Todesfolge gerufen. Am Vormittag ertrank ein junger Mann bei einem Unfall in Velden in seinem kopfüber ins Wasser gestürzten Fahrzeug. Am Abend wurde dann im Schlossweiher in Markt Schwaben eine ältere Frau mit dem Kopf im Wasser liegend aufgefunden. Eine solche Häufung von Todesfällen müssten auch erfahrene Helfer erst einmal verarbeiten, so wird Robert Blattenberger zitiert, Edgar Scholz' Stellvertreter.

15 Einsätze der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung der Ortsgruppe Erding. stehen zudem in der Bilanz: von Tierrettungen bis zu Vermisstensuchen bis über den Landkreis Erding hinaus. Scholz betont in diesem Zusammenhang den "hohe Ausbildungsstand" der Schnelleinsatzgruppe Wasserrettung sowie die gute Zusammenarbeit mit allen anderen Hilfsorganisationen wie Polizei, Feuerwehren und DLRG.

Um dem Ertrinkungstod vorzubeugen, engagiert sich die Wasserwacht bei Schwimmkursen: Kinder und Jugendliche legten 345 Schwimmabzeichen, ab, deutlich mehr als 2017, da waren es 303. Die Freude der Kleinen, wenn sie dann stolz das Seepferdchen in Empfang nehmen, ist für Jürgen Langner noch immer Motovation. Langner ist Mitglied der Lehrgruppe Schwimmen und leitet mit weiteren Schwimmausbildern in der Kreiswasserwacht Schwimmkurse. 166 Seepferdchen wurden an Neuschwimmer überreicht werden, außerdem 104 Jugendschwimmabzeichen in Bronze, 61 in Silber und 14 in Gold. Mit dabei auch immer Walter Rauscher, der sich seit Jahrzehnten in der Wasserwacht engagiert.

© SZ vom 15.02.2019 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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