Reden wir über:Zivilcourage im Alltag

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Polizist Jakob Deischl bietet mit seinem Kollegen Workshops an

Interview Von Katharina Aurich, Haag

Der katholische Frauenbund Haag hat den Workshop "Zivilcourage" organisiert, in dem die beiden Erdinger Hauptkommissare Jakob Deischl und Walter Schollerer anhand eines Rollentrainings brenzlige Situationen mit den Frauen nachstellen und üben, damit umzugehen. Die beiden Polizisten und ihr Training sind gefragt, zum Beispiel für Vereine und Volkshochschulen sind sie Land auf, Land ab in Sachen Zivilcourage unterwegs. Die SZ unterhielt sich mit Jakob Deischl.

SZ: Was möchten Sie mit Ihrem Workshop bewirken?

Deischl: Man muss kein Held sein, um sich oder anderen in Gefahrensituationen helfen zu können, der Kurs will Mut zum Eingreifen und zum "sich wehren" machen.

Wie gehen Sie dabei vor?

Dieser Kurs ist ein "Mitmachkurs", bei dem sich jeder Teilnehmer aktiv beteiligen und mitmachen kann. Er vermittelt allerdings keine Patentrezepte, die vor jeder Gewaltsituation schützen. Die gibt es nämlich nicht.

Welche Situationen thematisieren Sie in Ihrem Workshop?

Anfangs machen wir eine Bedarfserhebung: Was beschäftigt die Teilnehmer, was haben sie bereits erlebt? Sie berichten, wann sie sich im öffentlichen Raum bedroht gefühlt haben oder wovor sie sich fürchten. Diese Situationen stellen wir für ein Rollentraining nach. Mein Kollege Schollerer ist meist der Störer, das macht er sehr gut ( lacht).

Was vermitteln Sie den Teilnehmern?

Es geht darum, wie ich zum Beispiel im Bus oder in der U-Bahn eine Gefahrensituation schon im Vorfeld erkenne. Wir machen Übungen mit Körpersprache, wie man beispielsweise Souveränität ausstrahlt und spielen Situationen durch: "Was mache ich, wenn ich nachts auf der Straße alleine bin?" Wir thematisieren die Gefühle, wenn es brenzlig und eng wird. Den Teilnehmern wird vermittelt, dass man in jeder Situation etwas tun kann. Dazu werden für jeden leicht umsetzbare Empfehlungen und Lösungen aufgezeigt und ausprobiert.

Wie haben Sie selbst sich vorbereitet?

Wir haben verschiedene Kurse zum Thema besucht und sind inzwischen ein eingespieltes Team.

Wer bucht Ihren Workshop, nimmt die Nachfrage zu?

Wir werden querbeet von allen Bevölkerungsgruppen angefragt und wir bieten inzwischen "Zivilcourage" auch für Senioren an, die sehr engagiert sind. Die Nachfrage nach dem Workshop ist seit Jahren unverändert.

© SZ vom 15.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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