Reden wir über:Wirklich gute Äpfel

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Foto: Renate Schmidt (Foto: Renate Schmidt)

Lorenz Voithenleitner ist jeden Freitag auf dem Bauernmarkt

Interview von Judith Issig

Vom Altländer Pfannkuchenapfel bis zum Zwiebelborsdorfer: Etwa 2000 Apfelsortenwachsen in Deutschland. Die wenigsten davon gibt es im Supermarkt zu kaufen. Zum Tag des deutschen Apfels an diesem Montag, 11. Januar, erklärt Lorenz Voithenleitner, was einen guten Apfel ausmacht. Er verkauft jeden Freitag Äpfel auf dem Bauernmarkt in Erding.

SZ: Was macht einen guten Apfel aus, Herr Voithenleitner?

Lorenz Voithenleitner: Ein Apfel muss säuerlich sein und würzig. Wenn an meinem Stand Leute vorbeikommen, die sagen, sie vertragen keine Äpfel, dann schenke ich ihnen welche. Nach 14 Tagen sind sie wieder da, weil ihnen die Äpfel doch geschmeckt haben.

Was wächst in Ihrem Obstgarten?

Ich habe Streuobstwiesen mit 300 Bäumen. 86 Apfelsorten, 26 Birnensorten, Kirschen, Nüsse, Pfirsiche, alles ist ungespritzt. Ich habe neue Sorten, auch aus Amerika, aber ich habe auch ganz alte Sorten, zum Beispiel Luiken 1819. Manche Bäume sind schon 60 Jahre alt.

Warum sind diese Sorten besonders?

Der Luiken ist ein toller Apfel, der wird ganz fettig. Er kriegt eine Art Wachsschicht auf der Schale, das fühlt sich an wie Samt. So hält er sich bis zum Sommer und ist dann innen immer noch hart und frisch.

Welche Apfelsorte ist gerade in Mode?

Das Neueste sind Äpfel mit rotem Fruchtfleisch, die geben richtig roten Saft. Das hat angefangen mit dem Roten Mond. Das ist ein reiner Mostapfel. Aber jeder Betrieb gibt seinem roten Apfel einen eigenen Namen.

Das klingt, als würden Sie diese Äpfel nicht besonders schätzen.

Die Modeäpfel, Elstar und Topaz und wie sie alle heißen, schmecken alle gleich. Die haben keinen Charakter. Aber bei den alten Sorten, da kann ich blind reinbeißen und erkenne sofort, welcher Apfel das ist.

Wie wurden Sie Obstbauer?

Mei, das ist ein Hobby. Ich habe den Obstgarten geerbt: 10 000 Quadratmeter. Ich kannte den Garten davor nicht einmal.

Das ist ja riesig. Was machen Sie mit all den Äpfeln?

Zuerst habe ich gegessen, was ich essen konnte, und den Rest liegen gelassen. Aber das ist ja schade drum. Also habe ich angefangen mein Obst zu verkaufen, privat und auf Märkten. In die Supermärkte komme ich nicht rein. Die haben nur Äpfel vom Bodensee und aus Südtirol. Meine Äpfel sind ungespritzt sind. Ich müsste sie als Bio zertifizieren lassen und das wäre zu viel Aufwand. Wenn ich meine Äpfel spritzen würde, dann hätte ich das Dreifache. Und das will ich nicht. Mein Garten soll ein Naturparadies sein und keine Obstplantage.

Was ist für Sie der Reiz an diesem Hobby?

Man ist das ganze Jahr draußen. Ich muss die Wiese pflegen, die Obstbäume schneiden, ernten, einlagern.

War die Ernte gut im vergangenen Jahr?

Je schöner das Wetter ist, desto schönere Äpfel gibt es. 2015 war ein optimales Apfeljahr. Ich habe 3000 Liter Saft gepresst, der Keller ist noch voll und die Bäume auch.

Wie essen Sie Ihre Äpfel am liebsten?

Wenn ich im Obstgarten unten bin, dann muss ich mich zurückhalten, dass ich nicht zu viel esse. Ein Apfel frisch vom Baum runter, das ist das Beste, was es gibt.

© SZ vom 11.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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