Reden wir über:Volksmusik im Jahr 2015

Lesezeit: 2 min

Reinhard Loechle, 68, hat die Kreismusikschule in Erding mitbegründet und organisiert den Kreisvolksmusiktag. (Foto: Peter Bauersachs)

Reinhard Loechle organisiert wieder den Kreisvolksmusiktag

interview Von Barbara Forster, Erding

Musik spielte schon immer eine große Rolle in Reinhard Loechles Leben. Der 68-Jährige ist einer der Mitbegründer der Erdinger Kreismusikschule und wirkt seit 1971 beim Kreisvolksmusiktag mit. Seit zweieinhalb Jahren ist der ehemalige Musikschulleiter in Rente und veranstaltet als Kreisvolksmusikpfleger den diesjährigen Kreisvolksmusiktag kommendes Wochenende. Mit der Erdinger SZ spricht Loechle über Volksgesang, Musik auf dem Oktoberfest und gemeinsames Singen.

SZ: Herr Loechle, Sie sind seit 1971 beim Kreisvolksmusiktag dabei, was hat sich in den vergangenen Jahren verändert?

Reinhard Loechle: Es gibt immer mehr jüngere Musiker, die mitmachen. Das liegt zum einen auch daran, dass sich die Musikstile immer mehr öffnen. Das kann man auch an den neuen Volksmusikgruppen wie LaBrassBanda oder Biermösl Blosn erkennen. Mit Volksmusikinstrumenten kann ich ganz unterschiedliche Musik machen, es können auch einmal Jazz- oder Blues-Elemente eingebaut werden. Volksmusik ist nicht mehr so festgefahren wie vor 30 oder 40 Jahren. Das finde ich toll.

Was halten Sie von volkstümlicher Musik?

Davon halte ich nicht so viel. Die Musik und die Texte sind sehr seicht, das ist nichts für mich. Das hat gar nichts mehr mit traditioneller Musik zu tun, da geht es nur ums Geld verdienen. Ich nenne solche Musik gerne 'volksdümmliche Musik'. Aber Leuten, denen diese Musik gefällt, sollen sie hören, das stört mich nicht.

Waren Sie heuer schon auf dem Oktoberfest?

Ja, erst am Montag war ich auf der Oidn Wiesn. Ich versäume dort nie einen Besuch, weil es von der Musik und den Leuten her gut gemischt ist. Da wird auch getanzt, zum Beispiel zu Schlagern der 60er Jahre.

Wie gefällt Ihnen insgesamt die Musik auf der Wiesn?

Auf der großen Wiesn zählt halt nur Party, Party, Party. Die Musik ist dort eher volkstümlich. Aber es gibt auch tolle historische Märsche. Ich kenne einige Kapellmeister und die sagen selbst, dass sie die traditionellen Märsche am liebsten spielen.

Auf was freuen Sie sich am meisten am diesjährigen Kreisvolksmusiktag?

Auf das gemeinsame Singen mit den Leuten. Das soll keine Konzertatmosphäre sein, jeder ist dazu eingeladen, mitzusingen. Das hat sich übrigens auch verändert; früher haben die Leute nur zugehört. Aber ich möchte, dass die Leute mehr einbezogen werden. Pfundig ist auch, dass das Publikum meist gemischt ist, Kinder lockern solche Veranstaltungen sowieso immer etwas auf.

Musik bedeutet Ihnen viel.

Musik verbindet. Man muss dabei nicht einmal Worte verlieren. Die große Aufgabe der Musik ist es, Brücken zu schlagen. Nicht nur innerhalb der Heimat: Auch Flüchtlinge könnten künftig zu den Kreismusiktagen kommen. Die haben wahrscheinlich wieder eine ganz andere Auffassung von Musik. Wenn man die kulturelle Vielfalt mit einbringen kann, ist das insgesamt eine positive Entwicklung für die Musik.

Die Veranstaltung findet am Sonntag, 4. Oktober, um 15 Uhr im Gasthaus Faltermaier in Eicherloh statt. Max Lehmer von den Eicherloher Buam begleitet als Moderator und Sänger den Abend.

© SZ vom 01.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: