Reden wir über:Veränderung in den Köpfen

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Franz Stadler ist Apotheker bezweifelt, dass eine Gebühr für Plastiktüten viel bewirkt. (Foto: Peter Bauersachs)

Verbraucher sollen selbst über Plastiktüten entscheiden

interview Von Jan-Hendrik Maier

Sie gehören zum vertrauten Bild, wenn man nachmittags oder am Wochenende durch die Einkaufsmeilen in den Innenstädten schlendert: Plastiktüten. Die EU fordert, den Pro-Kopf-Verbrauch der umweltschädlichen Kunststoffprodukte bis 2025 auf 40 Stück im Jahr zu reduzieren. Verbände und Bundesumweltministerium verhandeln derzeit über die - freiwillige - Abschaffung der Gratistüten. Apotheker Franz Stadler ist im SZ-Gespräch skeptisch, ob eine Abgabe der richtige Weg ist und appelliert an das Umweltbewusstsein seiner Kunden.

SZ: Wie ist Ihre Haltung gegenüber einer freiwilligen Gebühr für Plastiktüten?

Franz Stadler: Ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass eine Gebühr die Lösung ist. Vielmehr sollten sich die Leute selbst überlegen, ob sie eine Tüte brauchen oder nicht. Ich habe zum Beispiel beim Einkaufen immer einen Stoffbeutel dabei. Aber man muss den Kunden schon die Möglichkeit geben, etwas verpackt mitzunehmen.

Gibt es in der Sempt-Apotheke noch kostenlose Kunststofftüten?

Ja, weil es einfach notwendig ist. Natürlich fragen wir den Kunden immer, ob er eine Tüte möchte oder nicht. Wir zwingen niemanden etwas auf.

Wie stark ist bei Ihnen die Nachfrage nach einer Plastiktüte?

Man merkt schon, dass die Menschen bewusster werden und sich öfter fragen, ob sie eine Tüte brauchen oder nicht. Wie gesagt, ich glaube, es ist wichtig, dass eine Veränderung in den Köpfen stattfindet.

Haben Sie für die Kunden Alternativen - zum Beispiel Stoffbeutel - im Angebot?

Nein, zur Zeit nicht, aber über Stoffbeutel könnte man nachdenken.

Der Landesapothekerverband Baden-Württemberg hat am 1. April unter dem Motto "Apotheker packen's ohne Plastik" seine sogenannte Känguru-Kampagne gestartet. Andere Landesverbände wollen nachziehen. Würden Sie eine solche Aktion unterstützen?

Ja klar, warum nicht. Man muss es den Leuten in ihren Köpfen näherbringen. Mit einem Zehnerl für eine Tüte ist es nicht getan. Die Supermärkte verlangen das ja schon lange, aber hat es etwas gebracht? (kurze Pause) Plastiktüten sind billig und praktisch, keine Frage, aber die Veränderung muss bei den Menschen stattfinden. Jeder sollte sich an der eigenen Nase packen und kurz nachdenken, ob er wirklich eine Tüte braucht oder lieber etwas Anderes mitnimmt.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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