Reden wir über:Ungeliebte Haustiere

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Marlene Meier ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Erding. (Foto: oh)

Marlene Meier ist Vorsitzende des Tierschutzvereins Erding

Interview von Sophia Fürmann, Kirchasch/Erding

Ob keine Lust oder keine Zeit mehr für den Vierbeiner - es gibt viele Gründe, warum Menschen das Interesse an einem Haustier verlieren. Vor allem während der Urlaubssaison werden vermehrt Tiere im Heim abgegeben. Marlene Meier, Vorsitzende des Tierschutzvereins Erding, klärt die Erdinger SZ über die derzeitige Situation im Tierheim Kirchasch auf: Ihr Haus sei fast voll, tierische Ferienopfer gebe es aber nur wenige.

SZ: Frau Meier, merken Sie, dass wir Sommerferien haben?

Marlene Meier: Jahreszeitlich bedingt haben wir im Moment viele junge Katzen. Die meisten sind um die acht bis zehn Wochen alt und oft in sehr schlechtem Zustand. Sie sind gefunden worden, manchmal weil die Mutter überfahren wurde. Das ist bei uns an der Tagesordnung. Aufmerksame Leute bringen dann die Jungtiere zu uns. Aber Sommerferien sind ja erst seit zwei Wochen. Das kann man jetzt noch nicht feststellen. Erst am Ende der Ferien werden viele Katzen gebracht. Es dauert oft länger, bis die irgendjemandem auffallen, weil sich Katzen allein durchfüttern können.

Wie begründen die Halter es, wenn Sie ein Tier abgeben?

Einen komischen Fall hatten wir: Da hat mich jemand Sonntag Mittag angerufen und wollte nach einem halben Jahr seine Katze zurückbringen und hat sogar das Geld zurückverlangt.

Sind Sie häufig mit ausgesetzten Tieren konfrontiert?

Fundhunde haben wir fast täglich, mindestens jeden zweiten Tag. Die werden aber meistens von den Besitzern schnell abgeholt, die sich entweder direkt bei uns oder der Polizei melden. Mittlerweile chippen viele Halter ihre Tiere auch. Das ist allerdings nur sinnvoll, wenn sie die dann auch bei "Tasso", dem Haustierzentralregister, melden. In diesen Ferien sind noch keine ausgesetzten Hunde abgegeben worden.

Wie viele Tiere leben im Moment im Heim?

Es ist ganz schön voll. Wir haben 126 Tiere, angefangen vom Hasen bis zur Katze. In einer Pflegestelle für Wildvögel und Feldhasen haben wir noch Mal 30 Tiere, in einer weiteren Pflegestation circa zwölf Hunde.

Die Katzenseuche, mit der Sie im Juni zu kämpfen hatten, ist mittlerweile überstanden, oder?

Ja, zwei Katzen sind leider gestorben, aber die anderen haben wir durchgebracht. Gott sei Dank sind die Tiere schnell virusfrei. Obwohl wir nie sicher sind, wenn wir eine Fundkatze aufnehmen, ob sie die Katzenseuche hat. Das merkt man nicht sofort, weil sie zunächst nur schwach aussehen. Das ist das Problem. Die Katzenseuche fürchten alle Tierheime.

Wie einfach ist es, diese Tiere an einen neuen Halter zu vermitteln?

Ferienzeit ist Saure-Gurken-Zeit. Die Vermittlung läuft nicht überragend, auch weil viele in den Urlaub fahren wollen. Und das ist auch vernünftig. Nach den Ferien kommt die Vermittlung wieder in Gang. Gesunde Tiere bringt man aber immer gut los. Ein Problem sind scheue Katzen, die sich nicht streicheln lassen. Für solche Tiere braucht man viel Verständnis. Dagegen leichter vermitteln kann man Tiere mit Handicap. Immer wieder finden wir nette Leute, die denken: "Ich gebe dem Tier eine Chance." Im Moment haben wir auch viele Hasen und Meerschweinchen, weil mehrere trächtige Tiere bei uns abgegeben wurden.

Es werden auch immer wieder Straßenhunde aus dem Ausland mitgebracht, die dann im Tierheim landen, weil die Halter mit ihnen nicht klarkommen. Gibt's die bei Ihnen auch?

Ja, das gibt es gelegentlich, aber nicht so oft. Ist heuer aber auch schon ein paar Mal vorgekommen. Diese Tiere sind oft unruhig. Sie mussten sich vorher eben selber durchs Leben schlagen.

© SZ vom 19.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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