Reden wir über:Reisen in unruhigen Zeiten

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Karin Keller vom Reiseatelier musste nichts stornieren

interview Von Jan-Hendrik Maier

Skiurlaub im hohen Norden, Entspannung im fernen Süden oder doch lieber der klassische Städteurlaub? Die Inhaberin des Erdinger Reiseateliers, Karin Keller, sprach mit der Süddeutschen Zeitung über die Reiselust während der Weihnachtsfeiertage, frühe Buchungen und die Angst vor Anschlägen.

SZ: Wohin reisen die Erdinger in diesem Jahr zu den Feiertagen?

Karin Keller: Im Prinzip können wir beobachten, dass die Menschen hier nicht so fernaffin über die Feiertage sind. Im Familienbereich sind es oft Städtegeschichten oder ein Ausflug zum Skifahren. Junge oder kinderlose Leute, die vielleicht weniger familiäre Verpflichtungen haben, entscheiden sich eher für eine Fernreise.

Welche Ziele stehen dabei hoch im Kurs?

Bei den Fernreisezielen liegt klar Asien im Trend. Thailand ist im Januar stark nachgefragt. Aber auch Dubai und Ziele in der Karibik oder im Indischen Ozean wie die Seychellen sind recht beliebt.

Haben Ihre Kunden den Weihnachtsurlaub lange im Voraus gebucht oder setzten sie auf spontane Last-Minute-Angebote?

Nein, sehr viele buchen im Vorfeld. Ich habe bereits jetzt Anfragen für 2016 vorliegen. Für die diesjährigen Feiertage erreichten uns die ersten Buchungen etwa vor einem halben Jahr, spätestens aber im August. Kurzfristig passiert weniger, wenn, ist es eher eine Städtereise oder ein Aufenthalt im Wellness-Hotel mit Anwendungen.

Ende Oktober stürzte ein russisches Passagierflugzeug über der Sinai-Halbinsel ab. Geheimdienste machen den so genannten Islamischen Staat dafür verantwortlich. Beeinflusst die Angst, Opfer von Terrorismus zu werden, das Reiseverhalten Ihrer Kunden?

Nein, prinzipiell nicht. Dafür spüren wir es bei bestimmten Zielgebieten sehr deutlich. Ägypten und Tunesien sind kaum gefragt, die Türkei ist leicht rückläufig. Aber wir bieten nicht forciert Reisen nach Ägypten an. Zumal es eine weitere Problematik gibt: Kurz vor den Feiertagen sind Umbuchungen kaum möglich, weil alles voll ist. Dennoch fragen Kunden natürlich nach, wo sie sicher sind. Das ist momentan schwierig zu beantworten. Die Frage kann sich zum Beispiel auch bei Fußballspielen und anderen Großveranstaltungen in München stellen.

Hat es infolge der Ereignisse in Paris vom 13. November Umbuchungen oder Absagen gegeben?

Ganz klar: Nein. Keine einzige Städtereise wurde umgebucht oder storniert. In der akuten Phase, vier bis fünf Tage nach den Anschlägen, gab es vereinzelt Bedenken bei Reisen über den Pariser Flughafen.

Wie hat sich die Nachfrage an Reisen nach Griechenland entwickelt?

Das Land ist als Reiseziel, gerade für den Urlaub während der Sommerferien, sehr beliebt. Griechenland und Spanien sind die Gewinner der anderen Problematik mit Tunesien und Ägypten.

© SZ vom 11.12.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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