Reden wir über:Ehrenamtliche im Warteraum Asyl

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Das THW Markt Schwaben richtet am Fliegerhorst Unterkünfte her

Interview von Friederike Hunke

Im Warteraum Asyl hielten sich am Dienstag 992 Flüchtlinge auf. In den 24 Stunden zuvor waren 765 angekommen, von denen das Bundesamt für Migration (Bamf) 712 registrierte. 797 wurden weiterverteilt, 315 verließen das Camp allein. Zurzeit ist im Camp Platz für 2500 Menschen, bald sollen bis zu 5000 Neuankömmlinge untergebracht werden. Dass 18 Flugzeughallen und zehn Zelte bewohnbar sind, daran haben die Freiwilligen vom Technischen Hilfswerk (THW) tatkräftig mitgewirkt. Benjamin Schmid (Foto: privat) vom THW Markt Schwaben erklärt, vor welchen Herausforderungen die Helfer dabei standen.

SZ: Die ersten Flüchtlinge kamen am 19. Oktober im Fliegerhorst an. Heißt das, Sie sind fertig mit Ihrer Arbeit dort?

Benjamin Schmid: Der Betrieb ist aufgenommen, die Anlagen sind eröffnet, also sind wir grundsätzlich fertig. Aber man darf sich das in etwa so vorstellen wie bei einem Hausbau: Das Haus ist fertig, aber man muss wieder aufräumen. Für uns gibt es also noch Restarbeiten zu tun. Das dauert jetzt wohl noch eine Woche.

Welche Aufgaben haben Sie erledigt?

Wir haben in 18 Flugzeug-Sheltern Holzwände eingebaut. Das war eine schiere Materialschlacht. Alles lief unter Anleitung von professionellen Handwerkern und Zimmerern, deshalb kann so was auch jemand aufbauen, der sonst im Büro arbeitet. Außerdem haben wir beim THW eine Fachgruppe Elektroversorgung. Deshalb haben wir Stromleitungen vergraben, etwa für die Container, in denen das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge seine Büros einrichten will. Das Bereitstellen oder Reparieren von Infrastruktur ist ja klassische THW-Arbeit. Den Innenausbau hat dann die Bundeswehr gemacht.

Das klingt nach viel Arbeit.

Ja, wir waren von Anfang Oktober an gute dreieinhalb Wochen im Dauereinsatz. Insgesamt war unser Ortsverband mit 53 unterschiedlichen Personen draußen, täglich mit mindestens zehn Mann. Ich habe das mal ausgerechnet: In dieser Zeit haben wir knapp 3000 Dienststunden geleistet, alles ehrenamtlich natürlich.

Hat da nicht der ein oder andere Arbeitgeber gestöhnt, so lange auf seine Mitarbeiter verzichten zu müssen?

Wir haben schon gemerkt, dass es so ab Woche zwei schwierig wurde. Wenn der Arbeitgeber nicht dahinter steht, geht so ein Einsatz nicht.

Und die Ehrenamtlichen selbst?

Das ist durchaus anstrengend. Ich selbst war sechs Tage am Stück draußen, und häufig sind das längere Tage, als wenn man ins Büro gehen würde. Gott sei Dank haben wir viele Mitarbeiter und konnten rotieren. Wenn jemand sagt, ich will einen Tag Pause, kriegen wir das hin. Es ist ja für alle ein Hobby, das wir gerne machen. Die Motivation der Leute war sehr, sehr gut.

Neben Ihren Leuten waren noch viele Helfer vom Deutschen Roten Kreuz und Bundeswehrsoldaten im Einsatz. Wie hat die Zusammenarbeit mit den anderen Organisationen geklappt?

Wo es Schnittstellen gab, hat das sehr gut funktioniert. Wir hatten allerdings vor allem mit den Zimmerleuten zu tun. Da war so ein gestandener Meister, der plötzlich jeden Tag lauter Ehrenamtliche einweisen musste. Der hat spaßeshalber mal gesagt, dass er noch nie so viele Lehrlinge hatte. Nach diesen neuen Erfahrungen geht es für uns Markt Schwabener THW-Kräfte erst einmal weiter mit dem Tagesgeschäft.

© SZ vom 04.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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