Rainer Mehringer:Leistungsträger vom Biobauernhof

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Der langjährige Stadt- und Kreisrat kandidiert für die Freien Wähler

Von Thomas Jordan

Rainer Mehringer hat ein Gespür für Inszenierung. Bei Themen, die dem 55-jährigen Landtagskandidaten der Freien Wähler besonders wichtig sind, schiebt er sich ein Stück aus seinem Stuhl nach oben, streckt den Zeigefinger vor und sieht einen durchdringend an: "Pflege, Wohnungsbau, Verkehrsstrukturierung", sagt Mehringer, das sind die drei Themen, die er im Stimmkreis Erding anpacken will, wenn er in den Landtag gewählt wird. Keine leichte Aufgabe, sieht doch eine aktuelle Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen des ZDF nur neun oberbayerische Freie-Wähler-Kandidaten im Parlament, Mehringer steht aktuell auf Platz 16. Der langjährige Erdinger Stadt- und Kreisrat hofft, dass ihm Wähler aus ganz Bayern ihre Zweitstimme geben, und ihn so doch noch ins Maximilianeum wählen.

Die Kandidatur ist für Mehringer die Konsequenz aus seiner bisherigen Tätigkeiten. Mehringer ist Wirtschaftsreferent der Großen Kreisstadt, außerdem Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Erding. Als Nebenerwerbslandwirt hält er zudem Schafe und baut Biohaselnüsse an. "Bei Leistungsträgern häufen sich die Aufgaben", sagt Mehringer und gibt gleich noch Tipps, wie man als Biobauer gewinnbringend wirtschaften kann. Im Hauptberuf ist der Familienvater eigentlich Bereichsleiter bei der Agentur für Arbeit. Als Personalratsvorsitzender ist er aktuell freigestellt: "Ich bin der Vertreter von 13 000 Mitarbeitern" sagt er.

Der Genossenschaftsgedanke und die Fähigkeit, im Team zu arbeiten, seien ihm wichtig, betont der Landtagskandidat. Zu Beginn seines politischen Engagements hätte er sich auch vorstellen können, anderen Parteien beizutreten. Den "ideologiefreien Pragmatismus" habe er in dieser Form aber nur bei den Freien Wählern gefunden. Pragmatisch will Mehringer auch die politischen Themen im Stimmkreis Erding anpacken. Stichwort Umgang mit Flüchtlingen. Das "Arbeitsverbot für Asylbewerber", wie es von Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) "in weiten Teilen" durchgesetzt werde, kritisiert er: "Jeder Mensch soll arbeiten". Gleichzeitig spricht sich Mehringer aber gegen einen sogenannten Spurwechsel aus, also gegen die Idee, geduldeten oder nicht anerkannten Asylbewerbern einen Weg in den deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

In Sachen Verkehrspolitik bezieht Mehringer klar Position gegen eine dritte Startbahn. Das sei "nicht zu stemmen", mit den prognostizierten 15 000 Zuzüglern, die eine Erweiterung des Münchner Flughafens mit sich brächte, würde sich die Wohnungsnot in Erding noch weiter verschärfen. Der Wohnungsmangel ist eines der zentralen Themen für den 55-Jährigen. Dazu schwebt Mehringer gleich ein ganzes Bündel an Maßnahmen vor: Nicht nur will er mehr sogenannte "Einfachwohnungen" mit einfacher Ausstattung bauen und über Steuerabschreibungen die Anreize zum Wohnungskauf für private Anleger erhöhen. Mehringer will auch mehr Wohnraum in schon bestehenden Immobilien schaffen. So sollen etwa bisher ungenutzte Dachböden etwa als Apartments ausgebaut werden. Außerdem soll es für Hausbesitzer leichter werden, ihr Haus um ein weiteres Stockwerk zu erhöhen.

Im Bereich Pflege ist es Mehringer wichtig, auch die Familienangehörigen der alten Menschen "finanziell und seelisch zu stützen", etwa durch Sozialarbeiter, die sich um die Angehörigen kümmern. Außerdem fordert er in Pflegeeinrichtungen mehr Vollzeit- und weniger Teilzeitarbeit.

© SZ vom 29.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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