Prozessionen im Landkreis:Sichtbarer Glaube

Lesezeit: 1 min

Eine Hostie wird zu Fronleichnam durch die Straßen getragen, wie auch im vergangenen Jahr in Langengeisling. (Foto: Renate Schmidt)

Christen feiern am Donnerstag Fronleichnam

In Notzing suchte der Gartenbauverein in den vergangenen Tagen Blumenkinder. Ihre Aufgabe: Blütenstreuen bei der Fronleichnamsprozession. Nicht nur in Notzing wird an diesem Donnerstag die Monstranz feierlich durch den Ort getragen als Zeichen, "dass Christus mitten unter uns ist", wie der Erdinger Pfarrer Martin Garmaier erklärt.

Blumenteppiche, blütenstreuende Kinder, die glänzende Monstranz unter einem Baldachin aus Stoff: Fronleichnam ist ein farbenfrohes Fest, bei dem kirchliche Gruppen und weltliche Vereine zusammen helfen. "Hier ist ein Miteinander zu spüren", berichtet Pfarrer Philipp Kielbassa vom Pfarrverband Erdinger Moos.

Der Ursprung des Feiertags liege "in der mittelalterlichen Eucharistiefrömmigkeit, sagt Pfarrer Garmaier, der dem Pfarrverband Erding-Langengeisling vorsteht. "Die Leute glaubten: Je öfter ich die Hostie sehe, desto öfter sehe ich Jesus". Die Prozessionen durch den Ort nach dem Festgottesdienst bedeuteten heute, "dass Gott mit seinem Volk gemeinsam unterwegs ist".

An diesem Feiertag soll die Hostie, die als Leib Christi verehrt werde, "aus der Kirche in die Welt hinausgetragen werden", fügt Pfarrer Philipp Kielbassa hinzu. Die Prozession solle den Glauben sichtbar machen, "aber nicht als Provokation, sondern als Einladung." In Kielbassas Pfarrverband werden in Notzing, Schwaig, Oberding, Niederding und Eitting Fronleichnamsprozessionen abgehalten. Die Termine werden auf Donnerstag und Sonntag aufgeteilt, außerdem wird Kielbassa durch Kollegen unterstützt. In Pfarrer Garmeiers Verband finden zwei Prozessionen statt.

Während des Umgangs trägt der Priester die Monstranz durch den Ort. "In der klassischen Variante sind entlang des Wegs vier Altäre aufgebaut", berichtet Pfarrer Kielbassa. Oft seien es aber auch weniger Stationen, an denen Halt gemacht und gesungen und gebetet werde. Das Gefäß mit der Hostie werde von einem Stoffdach geschützt. Auch "von unten" soll ein würdiger Rahmen geschaffen werden. Daher rührt wohl auch die Tradition der Blumenteppiche: Das Allerheiligste soll sozusagen auf Blüten gebettet sein.

In Zeiten schwindender Kirchengesucher nehme natürlich auch das Interesse an den Prozessionen nicht zu, "aber es ist aber immer noch da", sagt Pfarrer Garmeier. Und wenn es manchmal auch nur so weit reicht, die feierliche Prozession verschlafen vom Fenster aus zu beobachten.

© SZ vom 14.06.2017 / regi - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: