Probleme beim Sportangebot für Kinder:Guter Wille, wenig Anreiz

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Damit Kinder sich ausreichend bewegen, will das Projekt "Sport nach 1", dass Vereine und Schulen an einem Strang ziehen - doch es gibt zu wenig Übungsleiter. Deshalb kam es heuer erst zu drei Kooperationen.

Matthias Vogel

Kinder müssen sich bewegen, deshalb soll die Kooperation zwischen Schulen und Sportvereinen weiter entwickelt werden. Das war der Tenor einer Informationsveranstaltung des Arbeitskreises Schule, Bildung und Sport am Mittwoch im Lindenwirt. Diskutiert wurde vor allem, wie das bereits seit 1991 bestehende Projekt "Sport nach 1" optimiert werden kann. Dem guten Willen der rund 50 anwesenden Schul- und Vereinsvertreter steht ein hartes Argument gegenüber: Der Anreiz für Übungsleiter, nachmittags eine Stunde Sport anzubieten, ist offenbar zu gering.

Damit Schüler sich mehr bewegen, sollen Vereine und Schulen an einem Strang ziehen. Bisher sind heuer nur drei Kooperationen gemeldet. (Foto: Stephan Rumpf)

"Kooperationsmöglichkeiten Schule-Sportverein", so hatte der Arbeitskreis des CSU-Kreisverbands Erding seine Veranstaltung überschrieben. Neue Wege, Schüler zu mehr Sport zu animieren, wurden allerdings kaum erörtert. Im Mittelpunkt stand der Status quo. Und um den zu erläutern, hatte sich der Vorsitzende des Arbeitskreises um drei Referenten bemüht. Heide Schneider, Fachberaterin für Sport an den Volksschulen im Landkreis, lobte das Projekt "Sport nach1".

Die dritte Wochenstunde Sport an einem Tag nach Schulschluss sei gerade nach dem Wegfall des differenzierten Sportunterrichts wichtig. Allerdings appellierte sie an die Vereine, sich stärker zu engagieren. "Heuer sind bislang nur drei Kooperationen gemeldet", sagte sie. Doch selbst wenn bis zum Meldeschluss am 15.Oktober wieder die 20 Sportarbeitsgemeinschaften des vergangenen Jahres erreicht würden, hinke Erding anderen Landkreisen weit hinterher.

Schneider sagte, die Vereinsvertreter müssten auf die Schulen zugehen und in Abstimmung mit den Schulleitern weitere Sportarbeitsgemeinschaften auf den Weg bringen. Die Vorteile für die Vereine, die einen Übungsleiter für ein bis zwei Stunden zusätzlichen Schulsport abstellen, nannte Schneider auch. "Nachwuchssorgen können behoben, Talente gesichtet werden. Grundschulwettkämpfe sind zum Beispiel eine hervorragende Gelegenheit dafür."

Peter Kapustin, Dekan der Fakultät Sportmanagement an der Fachhochschule Erding und geistiger Vater von "Sport nach 1", hob in einer wahren Brandrede die enorme Bedeutung des Sports für die Kinder hervor. Und der Kreisvorsitzende des Bayerischen Landes-Sportverbandes Adolf Meier betonte, wie vielfältig das Angebot für zusätzlichen Sport an den Schulen sein könnte: "Über 70 zuschussfähige Sportarten sind genehmigt, im Landkreis werden 60 davon angeboten", sagte er.

Und für die brauche es Übungsleiter. Und von denen gibt es offenbar zu wenig. Michael Oberhofer brachte es in der anschließenden Diskussion auf den Punkt: "Man muss sich Ehrenamt leisten können. Wer hat denn am Nachmittag Zeit, Sport zu unterrichten? Jeder hat doch heute sein eigenes Päckchen zu tragen", sagte der Rektor der Hauptschule Wörth. Seine Bitte an die Politik, das Engagement als Übungsleiter attraktiver zu machen, fand die breite Zustimmung im Saal. "Man darf ihre Arbeit künftig nicht mehr nur mit Worten wertschätzen", sagte Oberhofer.

© SZ vom 01.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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