Porträt:Drehen mit Hunden und Katzen

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Filmtiertrainerin Eve Schwender beim Spaziergang mit ihren Hunden. Sie trainiert Tiere für Werbeclips, aber auch für Serien und andere Filme. In Zukunft will sie auf diesem Sektor jedoch etwas kürzer treten und die Tiere auch zu therapeutischen Zwecken schulen. (Foto: Stephan Görlich)

Eve Schwender ist Filmtiertrainerin. Die Isenerin versucht dabei die Tiere zu verstehen und schaut sich dabei auch ab, wie sie selbst miteinander umgehen

Von Nadja Gabrych

Isen - Durch ihr Engagement in Tierschutzvereinen kam bei Eve Schwender der Wunsch auf, auch in ihrem im beruflichen Leben von Tieren umgeben zu sein. Dass sie diesem Wunsch einmal mit der Tätigkeit als Filmtiertrainerin nachgehen würde, war zu dem Zeitpunkt noch nicht klar. Als sie begann in dem Bereich zu arbeiten hatte sie sich anfangs auf verhaltensauffällige Tiere konzentriert, bis sie durch einen Freund beim Film gelandet ist. Mittlerweile ist sie glücklich über jenen Zufall, denkt aber auch darüber nach, es wieder ruhiger angehen zu lassen.

Ein Hund, der mal eben gemütlich durch das Bild spaziert oder eine Katze, die gemächlich zu ihrem Futternapf stolziert - Tiere sind inzwischen nicht nur in Filmen oder Serien gern gesehene Gäste, sondern auch im Fernsehen und vor allem in der Werbung. Wahrscheinlich kommt eher wenigen Zuschauern solcher Einlagen zuerst der Gedanke, was im Vorfeld alles passieren muss, damit die Vierbeiner im passenden Moment die richtige Bewegung oder einen stimmigen Laut von sich geben. Da ist Eve Schwender eine Ausnahme.

"Zusammen mit den Tieren zu arbeiten ist sehr intensiv und schön zugleich", sagt Schwender. Dass Tiere auch im Fernsehen vermehrt als Sympathieträger eingesetzt werden bemerkt sie. "Man kann vielen Menschen über Tiere eine Freude bereiten", sagt Schwender. Besonders wichtig ist für sie bei ihrer Arbeit der artgerechte Umgang mit den Vierbeinern. "Wir müssen uns den Tieren anpassen, nicht umgekehrt. Hund ist nicht gleich Hund", sagt die Tiertrainerin. "Man muss sich fragen, welche Methoden man verwenden kann, damit der Hund einen versteht. Da kann man sich auch viel von den Tieren selbst abschauen, wie sie miteinander umgehen", ergänzt sie.

Über das Verhalten der Tiere Bescheid zu wissen und zu verstehen wie man mit ihnen kommuniziert sei ausschlaggebend. Für Eve Schwender bedeute die artgerechte Haltung auch, dass beispielsweise Pferde nicht nur in ihrer Box stehen, Hunde nicht im Zwinger gehalten werden und Spinnen nicht in zu kleinen Terrarien. Auf ihrem Grundstück in Isen hält die Filmtiertrainerin nicht alle Tiere. Sie habe sich ein Netzwerk mit anderen Leuten aufgebaut, die auch einige Tiere halten. Mit denen arbeite sie eng und vor allem persönlich zusammen.

"Die Filmwelt hält einen wirklich auf Trab", sagt Schwender. "Ein trainierter Hund ist vergleichbar mit einem vier bis sechs Jahre alten Kind", ergänzt sie weiter. Daher sei es ausschlaggebend, den Tieren Ruhe zu gönnen und sie nicht die ganze Zeit dem Trubel eines Drehortes auszusetzen. Zudem sei eine enge Zusammenarbeit mit den Schauspielern an Ort und Stelle entscheidend für einen erfolgreichen Drehtag. "Bei den Proben läuft es meistens gut, aber wenn die Darsteller sich vermehrt auf ihren Text konzentrieren müssen, sinkt die Aufmerksamkeit für den Hund", berichtet Schwender. Der Hund muss sich dann zeitgleich auf den Schauspieler und auf seine Bezugsperson konzentrieren, das sei für alle Beteiligten anstrengend. Da ist es wenig überraschend, dass auch die Trainerin nach einem halben Tag am Set erschöpft ist. "Ich muss wirklich konzentriert arbeiten, um Hund, Regisseur und Darsteller gerecht zu werden", sagt Schwender. Auch ihre Hunde schlafen am Set meist angespannter als sonst. "Auch wenn sie schlafen, sind sie mit einem Ohr dabei", sagt sie.

In Zukunft möchte sich die Filmtiertrainerin ein wenig aus dem Filmgeschäft zurücknehmen und andere Schwerpunkte in ihrer Arbeit setzen. Sie möchte sich intensiv damit befassen, wie mit ihren Tieren anderen Menschen geholfen werden kann, beispielsweise in Zusammenarbeit mit Verhaltenspsychologen oder Einrichtungen für Menschen mit Behinderung. Auch Schulbesuche kann sie sich in Zukunft öfters vorstellen, um Kinder gezielt über Tiere und den Umgang mit ihnen aufzuklären. "Da muss man ansetzen, um den Menschen von klein auf den Kontakt zu Tieren zu erleichtern", sagt Schwender.

© SZ vom 04.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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