Politischer Ascherdonnerstag der SPD:Sanfter Spott

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Der "politische Ascherdonnerstag" der SPD bleibt eine zahme Veranstaltung

Von Veronika Wulf, Erding

Im Grunde war es wie bei jeder SPD-Veranstaltung: Es gab Lob für Martin Schulz, Kritik an Landrat Martin Bayerstorfer (CSU), lokalpolitische Themen. Der "politische Ascherdonnerstag", zu dem der Kreisverband und der Erdinger Ortsverein ins Gasthaus Adlberger in Altenerding eingeladen hatten, blieb eine zahme Veranstaltung. Schon am Tag zuvor waren bei den politischen Aschermittwochsauftritten in Bayern nicht gerade die Fetzen geflogen. In den Reden des SPD-Bundestagsabgeordneten Ewald Schurer und seiner lokalen Parteikollegen musste man sie aber mit der Lupe suchen. Nur zwei von der CSU bekamen ihr Fett weg, wenn auch äußerst moderat: Generalsekretär Andreas Schurer und Landrat Martin Bayerstorfer - natürlich.

"Der Andi Scheuer ist ja aus meiner Sicht ein netter, junger, schneidiger Mann", setzte Schurer an, worauf gleich einer aus dem Publikum rief: "Was?" Doch Schurer fuhr fort: "Aber er hat das Problem, dass er immer irgendwelche Dinge aufbaut, die mit der Wahrheit nur tendenziell oder ganz am Rande zu tun haben." Scheuer sei "a bissl a Aufschneider". Diese klitzekleine Spitze zum Beginn seiner Rede war auch schon die stärkste des Abends. Das aber nicht ganz ohne Absicht. Man solle einen "möglichst kulturvollen" Wahlkampf führen, forderte Schurer, darauf habe auch Kanzlerkandidat Martin Schulz tags zuvor in Vilshofen hingewiesen. "Wir sollten in der Wortwahl vorsichtiger sein und eher Substanz bringen als Beleidigungen." Persönliche Abwertungen seien Sache der Rechtspopulisten, sagt Schurer. Es werde alles versucht, um eine Schlammschlacht wie im US-Wahlkampf zu verhindern.

Ansonsten gab es wieder viel Lob für Schulz. Er sei kein Strohfeuer, sagte der Kreisvorsitzende Martin Kern. Mit ihm sei eine Mehrheit bei der Bundestagswahl im September zu schaffen, sagte Ortsvereinsvorsitzender Karl-Heinz Gallinn bereits vor der Veranstaltung. Alle Anwesenden stünden hinter Schulz. Schurer bemühte noch ein anderes Bild: Der Kanzlerkandidat bringe nicht nur ein neues Windchen, sondern einen richtigen Föhn, der sich hoffentlich bis zur Wahl am 24. September halte. Dafür müsse die SPD "mutige Aussagen" machen, wie 50 Prozent Einkommenssteuer für "wirkliche Millionäre". Außerdem wolle er, sagte Schurer, Schulz' Fähigkeit, "konkrete Antworten auf die Sorgen und Nöte der Menschen zu geben", auf die lokale Ebene übersetzen.

Hier knüpfte Ulla Diekmann, Fraktionsvorsitzende im Kreistag, an. Sie forderte Gemeinschaftsschulen, eine Rückkehr zum G 9 und dringend benötigte Modelle für bezahlbaren Wohnraum, wie die Sozialgerechte Bodennutzung in Erding. Auch ein Integrationsplan müsse her, damit die Arbeit nicht auf dem Rücken der Ehrenamtlichen ausgetragen werde. Und der Landkreis müsse in die Metropolregion München aufgenommen werden: "Aber unser sonst so selbstbewusster Landrat scheut anscheinend den Konflikt mit München." Schurer kommentierte: "Peinlich! Provinziell!"

© SZ vom 04.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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