Pläne für neues Festival in Erding:Aus Grau wird Kunst

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"Mr. Woodland" Daniel Westermeier will ein hochkarätiges Streetart-Festival in Erding organisieren.

Von Sophia Neukirchner, Erding

"Mir ist es eine Herzensangelegenheit, so etwas in Erding zu schaffen", sagt der Walpertskirchener Daniel Westermeier. Der Streetart-Künstler, den man in Erding und international als Mr. Woodland kennt, legt ein spannendes Konzept auf den Tisch: Er will im kommenden Sommer ein einwöchiges Streetart-Festival in der Stadt veranstalten.

"Arting" soll es heißen und hochkarätige Streetart-Künstler aus aller Welt anziehen. Genügend Kontakte dafür habe er, sagt der gebürtige Erdinger Westermeier, etwa zu Künstlern in die Schweiz, nach Polen oder Spanien. "Deren Kunstwerke kosten zum Teil 25 000 Euro, sie gehören zur Elite in der Branche." Er glaubt, das so ein Festival Touristen anlocken würde. Man könnte während des Festivals den Künstlern zuschauen, wie sie über die Stadt verteilt arbeiten, und auch im Nachhinein könnten Interessierte in die Stadt kommen: "Ich möchte eine kostenlose Freilichtgalerie erschaffen." Erfahrung in der Organisation solcher Events hat er bereits: 2014 organisierte Westermeier die "größte Streetart-Galerie Bayerns" mit 17 bekannten Künstlern im Münchner Westend, "komplett in Eigenregie". Westermeier selbst ist viel unterwegs: Auf seinen Reisen werde er oft auf Erding angesprochen, "allerdings kennt man die Stadt nur für die Therme und das Weißbier, aber Kunst können wir auch."

Interesse an Streetart besteht in der Stadt: Seit 20 Jahren erneuert Westermeier regelmäßig ein Wandbild an der Mädchenrealschule Heilig Blut, zuletzt im November vergangenen Jahres. Im Jahr 2014 sprühte er den 14 Meter hohen "Drehorgelspieler" an ein Wohnhaus in der Herzogstandstraße in Altenerding und 2016 stellte ihm die Stadt eine Brandschutzwand in der Johann-Sebastian-Bach-Straße zur Verfügung, an die Westermeier über eine Höhe von vier Stockwerken den "Globetrotter" brachte - eigenfinanziert.

Während der Arbeiten am "Globetrotter" wurde Stadtrat Burkhard Köppen (CSU) auf ihn aufmerksam. Westermeier legte ihm sein Konzept für das Streetart-Festival vor. Köppen, der sich sonst eher mit Struktur- und Verkehrsplanung beschäftigt, war begeistert und sieht Bedarf: "Das wäre mal was Neues für die Stadt." Seine Parteikollegen Oberbürgermeister Max Gotz und Kulturreferent Ludwig Kirmair stünden der Idee "grundsätzlich positiv gegenüber", sagt Köppen. Um das Projekt so bald wie möglich in die öffentliche Diskussion zu bringen, hat Köppen den Künstler zum CSU-Frühschoppen an diesem Sonntag, 15. Januar, ab 10 Uhr im Wirtshaus Kreuzeder in Klettham eingeladen.

"Die Idee steht und fällt mit der Finanzierung."

"Streetart ist eine tolle Kunst", sagt auch Ulrich Hofstaller, Leiter des Jugendkulturhauses Sonic. "Sie ist ästhetisch und regt zum Schmunzeln an." Eine hässliche Fassade und deren Umgebung würden dadurch aufgewertet. Er findet: "Streetart würde Erding gut zu Gesicht stehen."

Das glaubt auch Westermeier. "Genügend große Flächen sind vorhanden", sagt er. Gut 15 leere Fassaden fallen ihm im Stadtgebiet ein: In der Johann-Sebastian-Bach-Straße, wo er den "Globetrotter" erschuf, "gibt es zum Beispiel noch fünf baugleiche Häuser, die man genauso gut gestalten könnte." Der Künstler weiß jedoch: "Die Idee steht und fällt mit der Finanzierung." Allein die Hebebühnen, die jedem Künstler zur Verfügung gestellt werden müssten, kosten zusammen 6000 Euro. Hinzu kommen die Kosten für Flüge, Unterkunft, Entlohnung und Betreuung der anreisenden Künstler, für Farben und Werbung. Westermeier biete an, sich mit seinem Grafikbüro "Toxic Playgrounds" um die Organisation zu kümmern und Sponsoren anzuwerben. Er glaubt, dass 50 000 Euro nötig sind, um das Festival stattfinden zu lassen.

Ob die Idee sogar noch im diesjährigen Sommer umgesetzt werden könnte, hängt neben der offenen Finanzierung unter anderem davon ab, ob und wann ein Antrag in den Stadtrat eingebracht wird. "Wenn man bis April damit wartet, ist die Vorlaufzeit zu kurz", sagt Westermeier. Sollte er den Startschuss allerdings eher bekommen, sei ein Termin schnell gefunden und die angedachten Künstler stünden bereit, denn: "Lust haben alle."

© SZ vom 14.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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