Pläne für Klettham:Zusammen wachsen

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Klettham ist ein bedeutender Stadtteil Erdings, jetzt soll er aufgewertet werden. Die Bürger dürfen und sollen mitreden. (Foto: Renate Schmidt)

Im Erdinger Stadtteil leben schon jetzt fast 3000 Menschen. Und es werden noch mehr. Die Arbeit an einem Entwicklungskonzept soll die Anwohner zueinander führen - und noch mehr besser machen

Von Philipp Schmitt, Erding

Wie soll sich der bunte Stadtteil Klettham-Nord als Wohnquartier weiter entwickeln, um schöner, sozialer und attraktiver zu werden? Darüber haben in der Aula der Fachoberschule Erding 80 Besucher bei der Auftaktveranstaltung für ein von der Stadt initiiertes Entwicklungskonzept mit Stadträten und den Planern Claus Sperr vom Büro Planwerk und Jochen Baur vom Büro SEP diskutiert. Fazit: Insgesamt fühlen sich die meisten Anwohner in Klettham wohl. Gefordert wurden aber Verbesserungen der Verkehrssituation. Das wilde Parken soll unterbunden, Raser ausgebremst, der Verkehrslärm gemindert und Defizite beim ÖPNV behoben werden.

Aber es gibt auch Ideen, die in eine ganz andere Richtung deuten: zum Beispiel der Wunsch nach einem Biergarten als neuer Treffpunkt und Mittelpunkt des Stadtteils. OB Max Gotz (CSU) freute sich über die gute Besucherresonanz: "Das Stimmungsbild ist eine tolle Basis für die weitere Arbeit", sagte er. Für die weitere Planung müssten "in allen Nuancen" Bereiche ermittelt werden, die durch geeignete Maßnahmen positiv entwickelt werden sollen. Dazu gehöre auch die angespannte Verkehrslage: "Wir erwarten uns durch den offenen, unvoreingenommenen, externen Blick der Planer auf den Stadtteil neue Impulse und werden schauen, welche Empfehlungen kommen und welche Maßnahmen im Dialog mit den Bürgern überhaupt wünschenswert sind und umgesetzt werden sollen", sagte Gotz. Zu den Handlungsfeldern soziales Miteinander, Verkehr, Wohnen und Besonderheiten wurden von den Moderatoren Sperr, Baur, Tobias Preising und Jennifer Ganek Stärken, Schwächen und Verbesserungsvorschläge mit den Anwohnern heraus gearbeitet, die auf roten und grünen Karten positive und negative Punkte schreiben durften.

Derzeit leben dem Stadtentwickler Claus Sperr zufolge fast 3000 Menschen oder acht Prozent der 36382 Erdinger in Klettham-Nord. Die Stadt und auch dieses Quartier würden "weiter stark wachsen". Im Vergleich zum Erdinger Durchschnitt leben derzeit in dem Stadtteil mehr Senioren (Altersdurchschnitt 54 Jahre), weniger Kinder und Jugendliche und viele türkischstämmige Bürger. Weil 848 Einwohner einen Migrationshintergrund haben, spielt das künftige Miteinander und die Integration eine Rolle, zudem müsse das Image des Stadtteils als sozialer Brennpunkt aufpoliert werden.

Ludwig Hilmer von Rot-Weiss Klettham teilte dazu mit, dass der Verein und dessen Mitglieder im Vereinsheim gerne auch Nicht-Mitglieder im Lokal willkommen heißen würden, der Sport könne aber auch wichtige Impulse setzen. Auch Kunst und Kultur sollen im Wohnquartier gefördert werden. Das Street Art Festival fand bereits in Klettham statt, wozu die Filmpremiere über von internationalen Künstlern an Hausfassaden erstellte Murals zu sehen war. Das ländliche Flair solle in Klettham erhalten, Radwege und der öffentliche Personennahverkehr und Tempo-30-Zonen ausgebaut und an der Erlöserkirche über einen verkehrsberuhigten Platz nachgedacht werden.

Erfreulich sei die Nähe zur Kreismusikschule und dass keine Jets mehr im Tiefflug über Klettham donnern, war von Anwohnern zu hören. Mehr Barrierefreiheit und öffentliche Toiletten wurden ebenso gefordert wie die Lösung der "desaströsen Parksituation" sowie ein Stadtteilfest. Dazu sagte Stadtrat Burkhard Köppen (CSU), dass die Initiative für das Fest von den Vereinen und nicht von der Stadt kommen müsse. Bei den Stadträten kam die Auftaktveranstaltung aber gut an: "Das ist eine tolle Sache, es gibt viele gute Ideen", sagte Hans Egger von Erding Jetzt. Über die Bürgerbeteiligung an der Planung von Anfang an freuten sich auch Jutta Harrer (SPD) und Helga Stieglmeier (Grüne).

Das neue Entwicklungskonzept soll Planungen für die kommenden 15 Jahre umfassen. Die Planer wollen das Konzept in Abstimmung mit Christian Famira-Parcsetich und Bernadette Karlstetter von der Erdinger Stadtentwicklung vorantreiben. Der Prozess wird mit Bürgerbeteiligung fortgesetzt: Am 17. September besteht Gelegenheit, weiter zu diskutieren. Öffentlich wird auch eine Veranstaltung am 10. Oktober in der Grundschule Klettham sein. Das Konzept mit dem Rahmenplan soll Grundlage für Zuschüsse aus dem Städtebauförderprogramm Soziale Stadt zur Entwicklung benachteiligter Quartiere werden.

© SZ vom 22.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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