Erding:Ende ohne Schrecken

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Zukunft gesichert: Ein Berliner Investor übernimmt das zahlungsunfähige Erdinger Pflegeunternehmen Christianum - nur eine Woche nach Eröffnung des offiziellen Insolvenzverfahrens

Von Florian Tempel

Das Erdinger Pflegeunternehmen Christianum ist insolvent. Gründer  Christian Penzkofer (von links), Insolvenzverwalter Matthias Dieckmann und sein Kollege Markus Göbel. (Foto: Renate Schmidt)

Der Weiterbetrieb des insolventen Pflegeunternehmens Christianum ist gesichert. Der Berliner Unternehmer Georgios Giannakopoulos übernimmt alle Geschäftsbereiche in einer neuen Christianum GmbH. Die Gläubiger haben dem Verkauf am vergangenen Freitag zugestimmt. Giannakopoulos übernimmt keine Schulden, sondern kauft nur die Aktiva des zahlungsunfähigen Unternehmens.

Am Mittwoch will sich der 53-Jährige in Betriebsversammlungen an den Heimstandorten in Hohenpolding und Schröding sowie in der Zentrale in Erding den Christianum-Beschäftigen vorstellen. Giannakopoulos betreibt zahlreiche Pflegeheime, ambulante Pflegedienste, Betreutes Wohnen und Hospize in ganz Deutschland und beschäftigt etwa 1700 Mitarbeiter.

Nachdem der Dorfener Christian Penzkofer, Gründer und Inhaber des zahlungsunfähigen Unternehmens, am 19. März den Insolvenzantrag gestellt hatte, hat der Freisinger Rechtsanwalt Matthias Dieckmann als Insolvenzverwalter schnelle Arbeit geleistet. Im Vorstadium des eigentlichen Insolvenzverfahrens sicherte er zunächst die Fortzahlung der Gehälter der etwa 130 Christianum-Angestellten mittels Insolvenzgeld durch die Agentur für Arbeit.

Laut Gutachten hat das Christianum 1, 3 Millionen Euro Schulden

Erst am vergangenen Mittwoch wurde das eigentliche Insolvenzverfahren eröffnet. Nur zwei Tage darauf war die Übernahme durch den Unternehmer Giannakopoulos perfekt. Laut dem Gutachten des Insolvenzverwalters, das er dem für Firmenpleiten im Landkreis zuständigen Amtsgericht Landshut vorlegte, hat das Unternehmen Christianum rund 1,3 Millionen Euro Schulden. "Das ist nur ein vorläufiges Ergebnis", sagte Dieckmann, die Summe könnte noch nach oben oder unten korrigiert werden. Die Höhe des von Giannakopoulos gezahlten Kaufpreises nannte Dieckmann nicht.

Giannakopoulos hat 1988 zusammen mit seiner Frau einen Pflegedienst in Berlin gegründet, aus dem er im Laufe der Jahre eine Holding mit zahlreichen Einzel-GmbHs entwickelt hat. Allein in Berlin unterhält die Hauptgesellschaft "Pflegewerk" mehrere, über die ganze Stadt verteilte ambulante Pflegedienste, sieben Pflegeheime, zwei Hospize und Betreutes Wohnen. Dazu kommen ein Pflegedienst in München, acht Pflegeheime in Hamburg, Schleswig-Holstein, Halle, Hannover und Bonn sowie im niederbayerischen Osterhofen. Dort hat Giannakopoulos im Februar 2012 - ganz ähnlich wie jetzt - ein zahlungsunfähiges Pflegeheim der Caritas übernommen.

Dass Giannakopoulos sich für das zahlungsunfähige Pflegeunternehmen Christianum interessierte, ist kein Zufall. Offenbar war er gezielt auf der Suche für eine Ausweitung seiner Holding. Bereits im Oktober 2012 hatte er in Berlin eine sogenannte Vorrats-GmbH gegründet, um für eine schnelle Übernahme gerüstet zu sein. Die zunächst "Pflegewerk Leonberg GmbH" genannte Gesellschaft, die bislang nur auf dem Papier existierte, wurde am 26. April in "Christianum GmbH" umgetauft - und wird nun mit einem echten Betrieb gefüllt.

Mit dem Geld aus Berlin kann zwar das Unternehmen Christianum fortgeführt werden. Es wird jedoch kaum ausreichen, um die Forderungen der Gläubiger vollständig zu begleichen. Da Penzkofer seine 1999 gegründete und seitdem stark expandierte Firma mit zwei stationären Heimen, einer Tagespflege, betreuten Wohngruppen und einem ambulanten Pflegedienst als Alleinunternehmer betrieb, haftet er für die Unternehmensschulden mit seinem privaten Vermögen.

Dieckmann erklärte, dass das Geld aus der "Verwertung" von Penzkofers Vermögen zusammen mit dem Betrag, den Giannakopoulos in den kommenden Tagen überweisen muss, die Insolvenzmasse bilden werde. Aus diesem Topf erhalten die Gläubiger nach einer für alle gleichen Quote einen Teil ihrer Forderungen ausbezahlt.

Bis es so weit sei, könnten jedoch noch mehrere Monate vergehen, sagte Dieckmann. Der 41-jährige Penzkofer ist verpflichtet, sich einen neuen Job zu suchen, wobei ein Teil seines Gehaltes für weitere Schuldbegleichungen weggepfändet wird. Nach sechs mageren Jahre wird Penzkofer schließlich von den Restschulden seiner Unternehmenspleite befreit.

© SZ vom 07.05.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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