Pflegerausbildung:Investition in die Zukunft

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Das neue Bildungszentrum für Gesundheitsberufe am Klinikum Erding ist eingeweiht worden - drei Wochen früher und 50 00 Euro billiger als geplant. Rund 350 Auszubildende sollen dort von Montag an mit modernsten Mitteln auf den Pflegeberuf vorbereitet werden

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Am Freitag ist das neue Bildungszentrum für Gesundheitsberufe am Klinikum Erding eingeweiht worden. Von den Festrednern wurde es einstimmig als weiterer wichtiger Schritt in Richtung Bildungs- und Gesundheitsregion gelobt. In ihm sollen rund fünfzig Lehrende und 350 Auszubildende mit modernster Pädagogik und Technik für den Pflegeberuf - egal ob in der Alten- oder Krankenpflege - von Montag an eine neue Heimat finden. Das 22,1 Millionen Euro teure Gebäue wurde in Öffentlich-Privater-Partnerschaft (ÖPP) zusammen mit dem Unternehmen Goldbeck aus Bielefeld errichtet, das den Bau drei Wochen vor der anvisierten Fertigstellung und 50 000 Euro günstiger an den Landkreis übergeben konnte, wie Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) sagte.

"Es ist ein Traum wahr geworden, den ich vor sieben Jahren zum ersten Mal geträumt habe", sagte Sándor Mohácsi, der Vorstand des Klinikums Erding. Damals sei die Pflegekraftdebatte in der Gesellschaft bei weitem nicht so akut gewesen. Umso mehr sei allen zu danken, die an der Verwirklichung mitgearbeitet hätten. Und Mohácsi hat die Messlatte vor allem für die Lehrer gleich hoch gelegt: "Das Ziel muss sein, nicht nur eine der besten Pflegeschulen im Umkreis zu werden, sondern dass ihr guter Ruf so weit hinaus geht wie bei der Therme Erding oder dem Weißbier."

Das Zentrum ermöglicht eine praxisnahe und handlungsorientierte Ausbildung, aber auch eine akademische Richtung. (Foto: Renate Schmidt)

Das einhellige Lob der Festredner und der hohe Anspruch des Klinikvorstands sorgte bei Michael Gügel, dem Schulleiter, für "eine gewisse Sprachlosigkeit". Das Bildungszentrum zeuge aber von einem "visionären Charakter", weil die Weichen gestellt worden seien, als es noch keine Pflegedebatte gegeben habe. "Das Haus ist die logische Konsequenz der gesellschaftlichen Entwicklung", sagte Gügel. In Zukunft sollte man aber weniger über die negativen Seiten reden, über den Mangel, den es auch woanders gebe, sondern die positiven Seiten des Berufs. Und da seien die Pflegekräfte auch selber gefordert.

Andreas Iding (li.) von der Firma Goldbeck übergab den symbolischen Schlüssel des Bildungszentzrums an Landrat Martin Bayerstorfer. (Foto: Renate Schmidt)

"Sie werden sich hier wohl fühlen, haben sich ein Stück Heimat geschaffen", sagte der Leitende Ministerialrat im Kultusministerium, Werner Lucha. Der Pflegebereich stehe vor einer "Herkulesaufgabe": Einem Mangel an Fachkräften stehe eine steigende Zahl an älteren Menschen gegenüber. Mit dem Bildungszentrum habe der Landkreis die besten Voraussetzungen für eine künftige generalistische Ausbildung geschaffen. Zudem ermögliche das Zentrum eine "praxisnahe und handlungsorientierte" Ausbildung, aber auch eine akademische Richtung. Aber auch für die Weiterbildung sei man gerüstet, denn "lebenslanges Lernen ist unausweichlich".

"Nicht bange um die Zukunft" des neuen Bildungszentrum, dem "neuen Stern in unserer Bildungslandschaft", ist der CSU-Landtagsabgeordneten aus dem Landkreis, Ulrike Scharf. Der Pflegeberuf brauche in unserer Gesellschaft eine bessere Wertschätzung und Anerkennung, dies soll auch das Bildungszentrum vermitteln, sagte sie.

Auch Erdings OB Max Gotz (CSU) lobte den Beschluss und die Verwirklichung der neuen Schule, er sah aber auch dunkle Wolken am Horizont aufziehen. Der Trend zur Digitalisierung habe auch eine Schattenseite: "Die zunehmende Dokumentationspflicht schreckt ab und entmutigt Menschen, die aus Leidenschaft einen Beruf ergreifen." Das "Bürokratiemonster" führe dazu, dass für den zu pflegenden Menschen immer weniger Zeit zur Verfügung stehen. "Der überbordende Papierkram macht viel zu viel kaputt", sagte Gotz.

Das in Modulbauweise errichtet Bildungszentrum erfüllt nach Landrat Bayerstorfer drei wichtige Kriterien: Das Gebäude mit einer Bruttogrundfläche von 4297 Quadratmeter hat Passivhausstandard - 80 Prozent weniger Heizkosten - und es wurden alternative Rohstoffe verwendet. Beispielsweise ist die Fassade aus Holz. Und als drittes Kriterium wurden im Inneren moderne Lernlandschaften wie zum Beispiel Skills-Lab geschaffen.

Goldbeck übernimmt im Rahmen des ÖPP-Models für 25 Jahre unter anderem die Hausmeister- und Reinigungsleistungen sowie die komplette Instandhaltung inklusive Schönheitsreparaturen. Das lässt sich der Landkreis in dieser Zeit etwa 20 Millionen Euro kosten. Das Eigentum am Grundstück und am Gebäude bleibt beim Landkreis Erding.

© SZ vom 13.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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