Petitionsausschuss zu Besuch:Hoffnung für die Lindenallee

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Berichterstatter machen sich ein Bild von der Situation: "Was der Zehetmair mit Nachpflanzungen geschafft hat, werden wir doch auch schaffen"

Von Thomas Daller, Landkreis

Der Petitionsausschuss des Bayerischen Landtags hat bei Anwohnern und dem Bund Naturschutz Hoffnungen geweckt, dass das Naturdenkmal Lindenallee zwischen Wartenberg und Schröding durch Nachpflanzungen erhalten werden kann. Bei einem Ortstermin mit den beiden Berichterstattern Christian Magerl (Grüne) und dem fränkischen CSU-Abgeordneten Volker Bauer stellte sich heraus, dass viele Anwohner sehr wohl bereit wären, Grund für Nachpflanzungen zur Verfügung zu stellen oder sogar auf eigenem Grund und auf eigene Kosten die Lücken in der Allee zu schließen. Eine weitere Option erwähnte der stellvertretende Landrat Jakob Schwimmer (CSU): Demnach gibt es Überlegungen, die Lindenallee von einer Kreisstraße zu einem Radlweg in Form einer Gemeindeverbindungsstraße abzustufen und parallel 100 Meter weiter südlich auf der Basis bestehender Wirtschaftswege eine neue Straße zu bauen.

Die Lindenallee wurde zwischen 1904 und 1906 auf einer Länge von 6,1 Kilometern angelegt und 1983 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt. Der damalige Landrat und spätere Kultusminister Hans Zehetmair ließ seinerzeit 60 Linden nachpflanzen. 2017 hat das Straßenbauamt im Auftrag des Landkreises 29 alte und zwei jüngere Linden gefällt. Mittlerweile ist der Bestand von einst knapp 500 Bäumen auf 195 alte und 56 jüngere Linden geschrumpft.

Vorausgegangen war eine Debatte im Strukturausschuss, in dem das zuständige Staatliche Bauamt diese Bäume als verkehrsgefährdend bezeichnet hatte: sie hätten Faulstellen im Stamm und Wurzelbereich sowie einen hohen Totholzanteil. Viele Bäume seien von dem aggressiven Brandkrustenpilz befallen, der den Stamm von innen aushöhle. Bei Sturm könnten sie auf die Straße fallen. Landrat Martin Bayerstorfer (CSU) hatte betont, Nachpflanzungen seien nicht möglich, weil der Landkreis nur über sehr schmale Grundstücke links und rechts der Straße verfüge. Er habe mit Grundstückseigentümern gesprochen, sie seien nicht bereit, den erforderlichen Grund zu verkaufen.

Mehr als 110 Jahre alt ist die Lindenallee zwischen Wartenberg und Kirchberg. Ursprünglich säumten die Bäume nur einen drei Meter breiten Fußweg. Die Allee Sie ist so schmal, dass Autofahrer langsam fahren müssen. Das ist aus Sicht der Anwohner ein Vorteil. (Foto: Renate Schmidt)

Das leuchtete dem Bund Naturschutz nicht ein, der unter anderem damit argumentierte, dass ja auch Hans Zehetmair Nachpflanzungen vorgenommen habe, unter den gleichen Umständen. Gabriele Betzmeir vom Bund Naturschutz richtete deswegen eine Petition an den Bayerischen Landtag, man möge sich die Sache doch einmal ansehen. Dieser Bitte kam der Petitionsausschuss des Landtags am Donnerstag nach, indem er die beiden genannten Berichterstatter nach Wartenberg und Schröding schickte. Dort wurden sie von zahlreichen Anwohnern und Mitgliedern des Bundes Naturschutz empfangen. Anwohner und Grundbesitzer betonten, dass man gar nicht mit ihnen gesprochen habe. Auch der Kirchberger Bürgermeister Hans Grandinger (CSU) sagte, er sei übergangen worden: "Ein großer Teil der Allee liegt auf unserem Gemeindegebiet. Die Allee ist unser Wahrzeichen, wir haben ein großes Interesse, dass sie erhalten bleibt. Wir sollten uns an einen Tisch setzen und ein Konzept erarbeiten."

Robert Braun vom Staatlichen Bauamt Freising verteidigte die Fällungen mit Hinweis auf den Brandkrustenpilz und sagte, für Neuanpflanzungen sei der Grünstreifen zu schmal, weil nur ein bis drei Meter dem Landkreis gehörten. Und der Grunderwerb sei Sache des Landkreises. Nachpflanzungen direkt an der Straße seien nicht baumgerecht und vorgeschrieben sei, solche Nachpflanzungen auch noch mit Leitplanken zu versehen.

Anwohner und Bund Naturschutz beriefen sich hingegen auf Zehetmairs Nachpflanzaktion und dass diese Linden zwar langsam wüchsen, aber dennoch "gut dastehen". Nach der Besichtigung der Allee machten sich die beiden Berichterstatter diesen Standpunkt zu eigen: "Die Allee ist auf jeden Fall erhaltenswert. Was der Zehetmair geschafft hat, werden wir doch auch schaffen", sagte Magerl. Er werde sich umgehend mit den Flurstücken vertraut machen, "wo noch was geht".

Volker Bauer und Christian Magerl (vorne links) machten sich an Ort und Stelle ein Bild von der Lindenallee und hielten Nachpflanzungen für möglich. (Foto: Renate Schmidt)

Auf Nachfrage der SZ sagte Landrat Bayerstorfer am Freitag, er sei gerne bereit eine Anliegerversammlung einzuberufen, wenn die Bereitschaft bestehe, Grund für die Lindenallee abzugeben. Er denkt dabei aber gleich an Streifen von 6,5 Metern Breite, damit man auch die Böschung mähen könne. Zudem bestätigte er Überlegungen für den Bau einer neuen Straße südlich der Lindenallee: "Wir arbeiten in jeder Richtung." Er gab aber zu bedenken, dass das Bauamt der Auffassung sei, dass nahezu alle Bäume in unterschiedlichen Stadien vom Brandkrustenpilz befallen seien. Irgendwann werde man die Allee komplett neu pflanzen müssen.

© SZ vom 03.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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