Pandemie in Erding:Die Kräfte schwinden

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Der zweite Lockdown trifft die Gastronomen hart. Lange können sie nicht mehr durchhalten. Und trotzdem halten viele ein tolles Angebot parat: ein Weihnachtsmenü zum Abholen

Von Konstantin Daum, Erding

Die Wochen vor Weihnachten gehören für Gastronomen zu den umsatzstärksten des Jahres - eigentlich. Doch in diesem Jahr fallen sie aus, die Vereinsfeste, Weihnachtsfeiern und Treffen von Freunden, die sich zu Weihnachten nach langer Zeit wieder mal sehen. Auch in Erding müssen die Gastronomen stattdessen auf Liefer- und Abholangebote setzen. Der zweite Lockdown trifft sie deutlich stärker als der erste, finanzielle Hilfen des Staates werden dringend herbeigesehnt. Und trotzdem finden sie die Kraft und Kreativität für ein neues Angebot: ein Menüservice für die Weihnachtstage.

Gastronomen müssen einen monatelangen Kraftakt hinlegen. Dass das Café Stärkl und das Restaurant Lou überhaupt noch offen sind, sei "ein Dankeschön an die Kunden", sagt Christiane Stärkl. Mit ihrem Sohn Luis bietet sie nun sogar ein Weihnachtsmenü an. (Foto: Renate Schmidt)

Sonntag ist in der Gaststätte Erdinger Weißbräu Ententag. Seit sechs Wochen bietet das Wirtshaus sonntags das gebratene Geflügel an, das auch zu Weihnachten bestellt werden kann. Der Ententag sei der mit Abstand umsatzstärkste Tag der Woche, ansonsten gebe es "praktisch keine Arbeit", sagt Betriebsleiter Michael Hildebrandt. Das To-Go-Geschäft übertreffe bisher zwar die Erwartungen, halte den Betrieb trotzdem aber gerade nur so über Wasser. Er plane von Woche zu Woche, warte auf neue Beschlüsse und entscheide dann, ob es sich lohnt, weiterhin geöffnet zu haben. Die Novemberhilfe hat Hildebrandt bereits beantragt, dem stünden aber die laufenden Kosten gegenüber, wie er sagt. Für Weihnachten hofft Hildebrandt nun auf einen ähnlich starken Andrang wie jeden Sonntag. Außer der Ente bietet das Erdinger Weißbräu Hirsch und Weihnachtsgans an. Wie es danach weiter geht, kann Hildebrandt noch nicht sagen. Bis Montag, 21. Dezember, können Kunden und Gäste die Weihnachtsgerichte für 25. bis 27. Dezember noch vorbestellen.

Suppen und Eintöpfe zum Aufwärmen gibt es bei Karin Leidenberger im Bio-Restaurant Karin's. (Foto: Renate Schmidt)

Auf baldige Hilfszahlungen hofft auch Christiane Stärkl von Stärkl's Café und Restaurant und Lou Restaurant und Bar. "Ohne Hilfe ist Ende des Jahres Schluss", sagt sie. Ohne die Stammkundschaft hätte sie schon früher zumachen müssen, die haben sie mit Bestellungen und Gutscheinen unterstützt. Zusätzlich zum normalen Liefer- und Abholservice bietet Stärkl's Café sonntags einen Frühstückslieferservice an. Wirtschaftlich rechne es sich aktuell trotzdem eigentlich nicht, den Betrieb fortzusetzen. Im Vergleich zum ersten Lockdown seien die Bestellungen auch deutlich zurückgegangen. Eine Unterstützung wie im Frühjahr könnten sich manche Kunden und Gäste nicht mehr erlauben, sagt Stärkl. Viele wären selbst im Ungewissen, wie es weitergehe. Dazu bringen Kurzarbeit und Hilfsanträge eine Menge Bürokratie mit sich, um die sie sich auch noch kümmern müsse. Im Nachhinein betrachtet überwögen eigentlich die Nachteile, sagt Christiane Stärkl. Dass ihr Restaurant trotzdem noch geöffnet ist, "das ist ein Dankeschön an die Kunden". Bis 20. Dezember können die Gäste das Weihnachtsmenü für den 25. und 26. Dezember unter Telefon 017673538255 oder 08122/85859 noch vorbestellen. Auch Karin Leidenberger hat in ihrem Bio-Restaurant Karin's ein Weihnachtsmenü vorbereitet. "Es war ein persönliches Anliegen", sagt die zur Köchin gewordene Kunststoffingenieurin, "den Kunden in dieser Zeit eine Freude zu machen". In den vergangenen Wochen habe sie trotz zurückgehender Bestellungen am Limit gearbeitet und ihr "Seelenwärmer-Projekt" umgesetzt, wie sie sagt. Seelenwärmer seien Soßen, Suppen oder Eintöpfe mit drei Monaten Haltbarkeit für zuhause, die sie im Restaurant kocht und abfüllt und die man bei ihr bestellen kann. Sie habe ein umfangreiches Menü für die kalte Jahreszeit entwickelt. So können Gäste ihre Gerichte vorab kaufen und bei Bedarf erwärmen. Normalerweise hat sie an Weihnachten viel zu tun, weil ihr Restaurant ausgebucht ist, wie sie sagt. Dieses Jahr hofft sie auf Kurzentschlossene, die an den Feiertagen ohne viel Aufwand gut essen wollen. Ihre Stammkunden, die sich teilweise Gerichte für eine ganze Woche bei ihr holen, sorgen zumindest für ein bisschen Umsatz. Die Novemberhilfe hat sie schon beantragt. Damit schaffe sie noch den Januar, "danach wird es eng" sagt sie. Ihr Feiertagsmenü kann bis zum 23. Dezember telefonisch 08122/9098490 oder per Mail info@karins-erding.de bestellt werden.

Auch das Schmankerlstüberl im Gewerbegebiet Erding West hat noch geöffnet, die meisten Kunden sind Angestellten der umliegenden Betriebe und Geschäfte. Betreiber Karl-Heinz Langer sagt, er hoffe auf Kunden, die nach den Einkäufen bei ihm noch was zu Essen für zuhause mitnehmen. Aktuell reiche der Umsatz aber nicht mal für die Miete. "Wenn ich zumache, werde ich wahrscheinlich nicht mehr öffnen", sagt er. Die Novemberhilfe beantragt er gerade. Mit diesem Geld und dank einer gestundeten Miete könne er bis März 2021 durchhalten, "aber dann kommen die Nachzahlungen". Einen Kredit will er auf keinen Fall mehr aufnehmen - so kurz vor dem Ruhestand.

© SZ vom 19.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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