Omikron-Welle:Einsam im Dienst

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Maske tragen ist schon seit langer Zeit bei allen Polizeibeamten während ihres Dienstes Pflicht. (Foto: Catherina Hess)

Ob Feuerwehr oder Stadtwerke: Die Mitarbeiter sollen Abstand zueinander halten. So sollen die Infrastruktureinrichtungen funktionieren, auch wenn die Zahl der Ansteckungen weiter steigt

Von Irem Özkalgay, Erding

Im dritten Corona-Jahr erwischt die Omikron-Welle die Menschen nicht mehr unvorbereitet. Doch auch wenn die Krankheit jetzt milder verläuft, geraten Einrichtungen, auf deren Funktionieren die Bürger angewiesen sind, wegen der hohen Zahl der Erkrankungen und wegen der Pflicht zur Quarantäne in Bedrängnis. Polizei, Feuerwehr und Unternehmen haben sich jedoch gewappnet. Sie haben die Dienstpläne umgestellt und schützen ihre Mitarbeiter, so gut es nur geht. So soll die Infrastruktur aufrecht erhalten werden, auch wenn es noch mehr Ansteckungen geben sollte.

Das Busunternehmen Scharf hat schon seit einiger Zeit mit Personalmangel wegen Corona zu kämpfen. "In der Spitze waren es sieben Mitarbeiter, die innerhalb einer Woche erkrankt waren und ausgefallen sind", sagt Geschäftsführer Andreas Scharf. Doch der Busbetrieb könne nicht ausfallen. "Mit allem, was Führerschein hat", habe er versucht, den Personalmangel auszugleichen, auch Mitarbeiter aus der Verwaltung oder der Werkstatt mussten ran. Um solche Fälle zu verhindern, setzt das Unternehmen verstärkt auf Hygienemaßnahmen. "Wir haben Spuckschutzscheiben in den Linienbussen verbaut, so dass der Kontakt zu den Gästen reduziert wird." Jeder Busfahrer bekommt Desinfektionsmittel und FFP2-Masken gestellt. "Wir fordern alle auf, Abstand zu halten, die Maske zu tragen und ins Büro nur, wenn es wirklich notwendig ist, zu kommen", sagt Scharf. Seines Wissens nach sind 70 Prozent der Mitarbeiter geimpft. "Natürlich mache ich mir trotzdem Sorgen. Kürzlich habe ich von einem anderen erfahren, dass er zwölf erkrankte Mitarbeiter hatte." Scharf sagt, er habe mit einem Bus ausgeholfen, dennoch musste der Takt der Linie ausgedünnt werden. "Solche Komplikationen kann man nicht verhindern, weil qualifizierte Mitarbeiter fehlen, die den Ausfall decken könnten."

Bei den Stadtwerken Erding wird darauf geachtet, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich voneinander fernhalten, so gut es geht. "Wir sind bis jetzt ganz gut durchgekommen", sagt Geschäftsführer Christoph Ruthner. Er setzt auf Homeoffice. "In der kritischen Infrastruktur haben wir aber natürlich auch viele technische Mitarbeiter, die vor Ort arbeiten müssen", sagt Thomas Altstetter, Prokurist der Stadtwerke. Wie in früheren Wellen werden die Arbeiter in Gruppen eingeteilt, um so wenig Kontakt wie möglich untereinander zu haben. Möglichst wenig Mitarbeiter sollen zusammen in einem Dienstwagen sitzen. So werde bei einer Ansteckung nicht das komplette Unternehmen lahmgelegt, die Handlungsfähigkeit bleibe gewährleistet.

Die Mitarbeiter voneinander zu separieren, das ist auch die Strategie bei Feuerwehr und Polizei. Wie Hauptkommissar Florian Leitner schriftlich mitteilt, stellt die Bewältigung der Pandemie keine gänzlich neue Herausforderung dar. Um den Dienstbetrieb am Laufen zu halten, achte die Inspektion darauf, Dienstpläne möglichst so zu gestalten, dass Angehörige verschiedener Funktionseinheiten nicht zusammen eingesetzt werden. Die FFP2-Maske sei Standard bei allen Beamten, und es stehen stets genügend Schnelltests zur Verfügung. Momentan befindet sich laut Leitner nur eine Beamtin wegen Corona nicht im Dienst.

Bei der Freiwilligen Feuerwehr in Erding ist das anders: Andreas Gebauer sagt, immer wieder müssten Mitglieder in Quarantäne, dies sei aber von der Anzahl nicht kritisch: "Wegen unseres Hygienekonzepts und der Anpassungen im Arbeitsalltag hatte Corona noch keine Auswirkungen auf unseren operativen Arbeitsdienst." Für die drei Erdinger Feuerwehren in Erding, Altenerding und Langengeisling wurden die Ausbildungs- und Übungsdienste so weit angepasst, dass sich die ehrenamtlichen Helfer so wenig wie möglich begegnen. Das Traurigste ist für Gebauer, dass das Vereinsleben zurückgefahren werden musste. "Wir achten darauf, dass wir nur noch im Einsatzdienst zusammenkommen und jeder in seinen Personengruppen bleibt." Alle ehrenamtlichen Mitglieder der Feuerwehr hätten ein hohes Verantwortungsbewusstsein und würden die Maßnahmen auch in ihrem Privatleben ernst nehmen. "Nach meinem Wissen sind auch ungefähr 90 Prozent der Mannschaft geimpft", sagte Gebauer: "Wir tun alles dafür, dass die Feuerwehr nicht ausfällt, und sind auch optimistisch, dass wir diese Sicherheit bieten können."

© SZ vom 31.01.2022 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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