Nordumfahrung :Verfahrenes Verfahren

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OB Gotz schimpft, dass die Planungen für die Umgehungsstraße nicht vorankämen. Das Straßenabaumt erwidert, dass das Projekt komplex sei und nötige Umplanungen ihre Zeit brauchten

Von Regina Bluhmeund Florian Tempel, Erding

Der Erdinger Oberbürgermeister hat im Planungs- und Bauausschuss des Stadtrats ordentlich Dampf abgelassen. Max Gotz (CSU) kritisierte das Straßenbauamt heftig, weil dieses mit wichtigen Planungen einfach nicht vorankämen und somit Erdinger Projekte, wie die Anbindung des Naherholungsgebiets am Kronthaler Weiher an die geplante Nordumfahrung, verzögerten. Zuweilen fühle er sich regelrecht boykottiert, sagte der OB. Das Straßenbauamt wies die Kritik sanft zurück - mit dem Tenor "gut Ding will Weile haben".

Die Stadt Erding will das Naherholungsgebiet am Kronthaler Weiher an die als Kreisstraße ED 99 geplante Nordumfahrung anbinden. Dabei soll die Straße In den Hacken bis zur ED 99 verlängert werden. Der Planungs- und Bauausschuss hat am Dienstag den entsprechenden Bebauungsplan Nr. 218 beraten, die in diesem Verfahren eingegangenen Anmerkungen abgewogen und einstimmig den Billigungsbeschluss gefasst. Zuvor hatte Gotz jedoch erneut heftige Kritik an dem schleppenden Planungsfortschritt bei der Nordumfahrung geübt.

"An manchen Stellen leben wir in einem Land des Boykotts", schimpfte Gotz. Was das Vorgehen des Straßenbauamts betreffe, habe er "keinerlei Verständnis mehr". Das habe er auch der Regierungspräsidentin von Oberbayern, Maria Els, bereits deutlich gemacht. Ihr Hinweis, dass das Amt unter Personalnot leide, will der Erdinger OB nicht gelten lassen. Im vierten Jahr befinde sich das Verfahren für die ED 99 bereits. Der Planfeststellungsbeschluss für die Dritte Startbahn sei "in einem Bruchteil der Zeit" zu Ende gebracht worden sei. "Das ist für uns nicht akzeptabel", die Verzögerung sei "völlig daneben, es muss endlich eine Entscheidung her".

Robert Braun, der für Erding zuständige Abteilungsleiter im Straßenbauamt, versichert, "die Nordumfahrung genießt bei uns hohe Priorität". Die ED 99 beschäftige ihn und seine Mitarbeiter ständig. Die Planung für die neun Kilometer lange Straße mache jedoch viel Arbeit, weil es "ein komplexes und kompliziertes Projekt" sei. Das Planfeststellungsverfahren bei der Regierung von Oberbayern hat zwar im August 2014 begonnen. Doch angesichts der vielen Einwendungen musste massiv umgeplant werden. Vor allem Landwirte hatten Änderungen gefordert. Die Nordumfahrung geht quer durch eine Gebiet, das fast auf ganzer Strecke landwirtschaftlich genutzt wird. Die Frage, auf welchen Wegen die Landwirte später zu ihren Äckern kommen, ist nicht trivial. Abteilungsleiter Braun sagt, dass aufgrund der vielen Einwendungen und den bei Informationsveranstaltungen mit Landwirten gewonnenen Erkenntnissen das Wegenetz gründlich überarbeitet werde.

Eine weitere Umplanung betrifft die Einschleifung des östlichen Endes der Nordumfahrung in die Bundesstraße B 388 bei Unterstrogen. Statt einem Brückenbauwerk soll nun doch nur ein einfacher Kreisverkehr gebaut werden - "der funktioniert auch", sagt Braun.

Gotz fordert neben mehr Tempo auch, dass mehr Geld für Erding bereitgestellt werden müsse. Von den zuletzt genannten Gesamtkosten für die Nordumfahrung von circa 50 Millionen Euro kommen auf die Große Kreisstadt um die 20 Millionen Euro zu. Durch das sich hinziehende Verfahren werde sich die Summe erhöhen, befürchtet Gotz, denn die Baupreise würden ständig steigen. Sein Fazit daraus: "Der Freistaat muss sich ein deutliches Stück stärker engagieren."

Und dann kreuzt die Straße In den Hacken auch noch die Bahntrasse des künftigen Erdinger Ringschlusses. Auch hier monierte Gotz: "Es geht nichts weiter." Immerhin erklärt die Deutsche Bahn in ihrer Stellungnahme zum Bebauungsplan Nr. 218, dass dieser "nach derzeitigem Erkenntnisstand mit dem Projekt Erdinger Ringschluss weitgehend kompatibel ist". Zur zeitlichen Abwicklung des Projekts Ringschluss "im Verhältnis zur Realisierung" des Bebauungsplans Nr. 218 könne "keine Aussage getroffen werden", schreibt die Bahn weiter. "Die sollen erst mal schauen, dass sie anfangen", lautete der bissige Kommentar des sichtlich genervten Erdinger Oberbürgermeisters.

Abteilungsleiter Braun vom Straßenbauamt bleibt hingegen auch im Zusammenhang mit dem S-Bahn-Ringschluss ganz ruhig und entspannt. Die Abstimmung mit der Deutschen Bahn liefe sehr gut. Und wenn es mal so weit ist, müsse man nicht erst auf die Bahn warten: "Man kann die ED 99 auch ohne den Ringschluss bauen." Zum weiteren Zeitplan sagte Braun, dass man noch einige Monate für die Umplanungen brauche. Die geänderten Pläne müssen dann erneut ausgelegt werden, so dass auch neuerliche Einwendungen möglich sind. Die gesetzlich vorgeschriebene Beteiligung der Betroffenen sei wichtig und unumgänglich, sagt Braun: "So ist das Verfahren."

© SZ vom 24.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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