Neue Gewerbe- und Logistikhalle in Erding-West:Was kommen könnte

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Hinter der geplanten großen Logistik- und Gewerbehalle in Erding steht der Immobilienentwickler VIB. Dessen Vorstand will Bedenken gegenüber dem Projekt zerstreuen

Von Mathias Weber, Erding

Nein, es handelt sich nicht um einen "anonymen Fonds aus Fernost", wie vergangenes Jahr im Erdinger Planungs- und Bauausschuss gemunkelt wurde. Eine bayerische Aktiengesellschaft aus Neuburg an der Donau ist es, die in Erding-West eine neue Logistik- und Gewerbehalle bauen will. Die Firma VIB Vermögen AG, ein Immobilienentwickler, plant, an der Dachauer Straße eine Halle zu errichten, die in ihren Ausmaßen in der Großen Kreisstadt einzigartig wäre. Noch ist das Projekt in der Vorplanung, beschlossen ist noch nichts. Allerdings haben erste Pläne, die im Planungs- und Bauausschuss des Erdinger Stadtrates vorgestellt wurden, für viel Aufregung in der Politik und Bürgerschaft gesorgt. Die geplante Halle soll eine Fläche von 80 000 Quadratmetern einnehmen, an einer Seite 400 Meter lang und an einigen Stellen bis zu 20 Meter hoch werden. Die vielen Befürchtungen rund um das Projekt will der Investor zerstreuen, man geht an die Öffentlichkeit. In der Zentrale in Neuburg, so wirkt es, steht man dem Projekt professionell gelassen gegenüber, business as usual sozusagen.

Das prominente Grundstück zwischen Dachauer und Sigwolfstraße, auf dem neben der Logistik- und Gewerbehalle auch ein neuer Recyclinghof für die Stadt und ein Gewerbehof für Erdinger Handwerker entstehen sollen, ist derzeit im Besitz von zwei Erdinger Bürgern. Die VIB wird die Flächen übernehmen, sobald ein Bebauungsplan vorliegt und somit Planungssicherheit besteht. "Einen Bebauungsplan aufzustellen, ist immer komplexer als in einem schon vorhandenen Gewerbegebiet zu bauen", sagt Martin Pfandzelter, Vorstand der VIB, im Gespräch mit der SZ Erding auf die Frage, ob es kompliziert ist, in Erding zu bauen. Die neue Erdinger Halle wäre die bisher größte im Portfolio des Unternehmens - mit Abstand.

Eine der Immobilien der VIB AG in der näheren Umgebung von Erding: Eine Leichtindustrie- und Logistikhalle im Neufahrner Gewerbegebiet. (Foto: Marco Einfeldt)

Die VIB existiert seit 1993, seit 2000 ist das Unternehmen eine Aktiengesellschaft. Sie beschreibt sich selbst als eine "mittelständische Immobilienholding", die gewerbliche Immobilien entwickelt, erwirbt und verwaltet, hauptsächlich im süddeutschen Raum. Die Nutzungen der Immobilien sind unterschiedlich, von Handel über Geschäftshäuser bis Logistik und Leichtindustrie. Die von Erding aus nächsten Standorte der VIB sind das Fachmarktzentrum Poing sowie zwei Logistikhallen im Neufahrner Gewerbegebiet und eine in Unterschleißheim, die zwischen 18 500 und 34 500 Quadratmeter groß sind. "Wir sind aus der Region und keine Projektentwickler, die ein Objekt hinstellen und dann an irgendeinen ausländischen Fonds weiterverkaufen", versichert Vorstand Pfandzelter, und sagt: "Wir halten unsere Immobilien mindestens zehn Jahre im Bestand."

Die Ansiedlung von reinen Logistikunternehmen im Erdinger Westen kann sich Martin Pfandzelter nicht vorstellen. Er spricht statt von einer Logistikhalle auch lieber von einer Gewerbehalle, sozusagen einem überdachten Gewerbegebiet. "Wir planen keine Hochfrequenzlogistikhalle, sondern eine Gewerbehalle mit einem multifunktionalen Nutzungskonzept." Multifunktional bedeutet auch, dass man die Halle wird unterteilen können. Öffentlich hat Pfandzelter bereits bestätigt, dass es noch keine Mieter für die Halle gebe. Vorstellbar sind allerdings Unternehmen, die Produkte "veredeln", wie es Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) immer wiedergenannt hat. In einer Halle der VIB Immobilien bei Ingolstadt werden zum Beispiel Autositze für Audi gefertigt. Das funktioniert aber nicht ohne Verkehr, ohne Logistik: Die Teile der Sitze müssen angeliefert werden, die fertigen Sitze müssen wieder weitertransportiert werden. Im Gespräch mit Pfandzelter fällt auch das Wort "Alpha". Auch eine Nutzung wie sie der Tonträgerversand im Erdinger Gewerbebetrieb betreibt, ist offenbar vorstellbar: Tonträger werden angeliefert, neu verpackt, umetikettiert und weiter versendet. 50 Prozent Leichtindustrie, 50 Prozent Logistik, so könnte es einmal in der neuen Halle ablaufen. Martin Pfandzelter hat gesagt, dass sich der zusätzliche Verkehr durch die neue Halle im Erdinger Westen im Rahmen halten würde. Er geht von maximal 28 LKW in der Stunde aus. Hinzu kommt freilich noch der Verkehr durch die Mitarbeiter. Für sie ist ein Parkhaus auf dem Gelände geplant.

SZ-Grafik (Foto: Erding)

Von Anfang an war sowohl der Stadt als auch dem Investor klar, dass die Halle nur gebaut werden kann, wenn auch kommunalen Belangen Rechnung getragen wird; wenn also auf dem Grundstück der Recycling- und Gewerbehof realisiert wird. Daher kann die Logistik- und Gewerbehalle nicht zu klein ausfallen: "Bezogen auf die Fläche brauchen wir eine gewisse Größenordnung, um einerseits das Projekt wirtschaftlich umsetzen zu können, und auf der anderen Seite den Wertstoffhof und die Flächen für das Kleingewerbe realisieren zu können." Das bedeutet, dass durch den Deal mit der Stadt das Projekt für den Investor schon nah an der Wirtschaftlichkeitsschwelle ist. Auch, weil die Ackerpreise hoch sind und die Mieten im Gewerbesektor nicht nach oben offen. "Wir haben einen Kompromiss gefunden, der den Anforderungen aus den Bereichen Wirtschaftlichkeit, Funktionalität und kommunalen Belangen ausgewogen Rechnung trägt," sagt Martin Pfandzelter sehr diplomatisch.

Ganz offensichtlich will die VIB Druck aus dem Projekt nehmen und die Bürger überzeugen, dass es nicht so schlimm kommen wird, wie es sich der ein oder andere vorstellt. Pfandzelter betont die Vorteile für die Stadt und die Bürger: Den lange ersehnten Recyclinghof, den parkähnlichen Grünstreifen um das Areal herum, die zusätzlichen Radstreifen entlang den Straßen. "Ich denke, dass diejenigen Gemeinden, die Gewerbeansiedlungen in einem gesunden Verhältnis geschaffen haben, auch nachhaltig davon profitieren werden", sagt Pfandzelter. "Gewerbe bringt Arbeitsplätze, Gewerbesteuereinnahmen und Wohlstand."

© SZ vom 04.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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