Neue Erkenntnisse:Von zentraler Bedeutung

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Zwei Beiträge im Archäologischen Jahrbuch bestätigen einmal mehr die herausragende Stellung Erdings in der Frühzeit

Von Florian Tempel, Erding

"Erding ist immer ein Hotspot." Bernd Päffgen, Professor für Archäologie an der Universität München und Vorsitzender der Archäologischen Gesellschaft Bayern, betont das immer wieder gern und tat es natürlich auch bei der Präsentation der neuesten Ausgabe des Jahrbuchs "Das archäologische Jahr in Bayern" im Museum Erding. Unter den circa 50 wissenschaftlichen Beiträgen finden sich zwei Artikel zu archäologischen Grabungen in der Stadt Erding.

Das Jahrbuch wird vom Landesamt für Denkmalpflege und der Archäologischen Gesellschaft gemeinsam herausgegeben. Für das Denkmalamt waren die für Erding zuständige Gebietsreferentin Martina Pauli und ihr Vorgänger Martin Pietsch gekommen. Auch Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) ließ es sich nicht nehmen, bei der Buchvorstellung dabei zu sein. Die Stadt Erding unterstützt das archäologische Forschungsprojekt "Erding im ersten Jahrtausend" seit Jahren mit großzügigen finanziellen Zuwendungen. Auch die Instanz eines Stadtheimatpfleger Archäologie, ein ehrenamtlicher Job, den Wilhelm Wagner seit 2015 ausfüllt, ist in Erding vorbildlich. Wenn in Erding ein Baugesuch gestellt wird, schaltet die Bauverwaltung Wagner ein, der sich die Baufläche anschaut und eventuell Voruntersuchungen macht. Bei einem Drittel der Bauanträge, die außerhalb der bekannten Bodendenkmäler lagen, wurden später Archäologen fündig.

Ein Jahrbuchaufsatz befasst sich mit den Forschungsergebnissen aus Grabungen im Erdinger Baugebiet Am Erdbeerfeld östlich der Sigwolfstraße, wo spätestkeltische Brandgräber aus der Zeit um 50 bis 30 vor Christus gefunden wurden. Die dort gemachten Funde, zum Beispiel Gürtelhaken, sind bemerkenswert und außergewöhnlich. Martina Pauli vom Denkmalamt betonte, dass sich bei den dortigen Grabungen gezeigt habe, wie wichtig es ist, mit größter Umsicht ans Werk zu gehen. Viele Grabbeigaben waren in die Humusschicht hochgepflügt worden. Die Archäologen suchten das Feld deshalb zunächst mit Metallsonden ab und wandte mit großer Sorgfalt "die richtigen Grabungstechniken an", die dann zu herausragenden Ergebnissen führten.

Im zweiten Erdinger Jahrbuchartikel geht es um die Erkenntnisse zu dem in Altenerding ausgegrabenen karolingischen Königshof, der sich mittlerweile als noch älter herausgestellt hat. Doktorand Marc Miltz, der 2017 und 2018 die Grabungen am Gaugrafenweg leitete, erläuterte, dass der Aufsatz im Jahrbuch in bestimmten Punkten schon wieder überholt ist. Zunächst hatte man angenommen, den urkundlich erwähnten karolingischen Königshof gefunden zu haben. Das stimmte zwar auch. Doch weitere Untersuchungen haben ergeben, dass an dieser Stelle zuvor schon ein befestigter herzoglicher Hof der Agilolfinger aus dem 7. Jahrhundert stand. "Das ist wirklich etwas Besonders", sagte Miltz, und alle anderen Fachleute nickten zustimmend. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass die ehemalige Kirche und der Friedhof auf dem gleich nebenan gelegenen Petersberg ebenso alt waren. Der Altenerdinger Herzoghof ist somit nicht nur Ursprung der Stadt Erding. Durch die archäologische Forschung zeigt sich auch immer deutlicher, dass Altenerding, wie sonst nur Freising, ein Zentralort in der bayerischen Frühzeit gewesen ist.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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