Neophyten in Erding:Licht und Schatten

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Indisches Springkraut macht sich fast überall breit, die Landwirte sind nicht so begeistert, aber die Insekten fliegen drauf, wie hier im Bild aus dem Bereich Pastetten. Die Pflanze gehört zu den sogenannten Neophyten, die eigentlich gebietsfremd sind, aber sich hier sehr wohl fühlen. (Foto: Renate Schmidt)

Die Ausbreitung schreitet voran, das indische Springkraut tut sich dabei besonders hervor. Die Landwirte murren, doch die Imker sind ganz angetan.

Von Laura Dessena, Erding

Neophyten breiten sich weiter im Landkreis aus. Manche können die heimische Flora und Fauna gefährden und auch für Menschen gefährlich sein. Das Indische Springkraut ist laut Brigitte Murla, der Vorsitzenden des Kreisverbandes für Gartenbau und Landespflege Erding, im Landkreis Erding am häufigsten vertreten und wird mittlerweile von den heimischen Insekten angenommen. Die Imker freuen sich, die Landwirte nicht.

Unter Neophyten (wörtlich "neue Pflanzen") versteht man laut dem Bundesamt für Naturschutz gebietsfremde Pflanzenarten, die ursprünglich nicht vor der Entdeckung Amerikas in Europa heimisch waren. Laut Murla ist das im Landkreis Erding vor allem das Indische Springkraut. Dieser Neophyt hat jedoch nicht nur schlechte Seiten: Das Springkraut wird von den heimischen Insekten sehr gut angenommen. Nachdem es im 19. Jahrhundert aus Mittelasien über England nach Europa gelangt war, hatten viele Imker es gezielt angepflanzt, weil es eine gute Nektarquelle für Honigbienen bietet. "Wir als Imker mögen es, weil es viel Honig bringt und für unsere Winterbienen einen ordentlichen Futtervorrat beherbergt", sagt Maik Ortscheid, der Vorsitzende des Imkerkreisverbandes Erding. Ihm seien jedoch keine Imker bekannt, die es extra anpflanzten. Er vermutet, dass es sich aufgrund der springenden Samen, die gelöst werden, sobald ein Insekt sie berührt, so schnell verbreitet.

Das Springkraut wächst laut Landratsamt Erding in allen großen Auenlandschaften wie in den Isarauen und an Gewässerläufen wie der Sempt, der Dorfen und der Vils. Auch das Erdinger Moos und zahlreiche Wälder seien davon betroffen. Die Kanadische Goldrute ist demnach auch sehr stark im Landkreis verbreitet und entlang der Isardeiche oder im Viehlassmoos zu finden. Wie Brigitte Murla sagt, gibt es im Landkreis auch Standorte des Sachalin Knöterichs und der Kermesbeere, aber nur in privaten Gärten. Sie seien "bis jetzt noch nicht in größerem Maße aus den Gärten entwischt", sagt Murla. Das Landratsamt Erding nennt des Weiteren den Riesenbärenklau, der vor allem im westlichen Landkreis problematisch werde, besonders im Oberdinger Moos. Seine Pfahlwurzeln lockern laut dem Bundesamt für Naturschutz das Erdreich auf und fördern Erosionen. Außerdem haben die Blätter des Riesenbärenklaus, auch Herkuleskraut genannt, eine phototoxische Wirkung. Der Hautkontakt führt in Verbindung mit Sonnenlicht zu schweren verbrennungsähnlichen Hautentzündungen.

Nicht alle Neophyten sind unerwünscht oder unbeabsichtigt eingeführt worden. Etwa die Hälfte der hier etablierten sind laut dem Bundesamt für Naturschutz als Zier- oder Nutzpflanzen eingeführt worden, wie die Tomate, die Kartoffel oder der Mais. Weniger beliebt sind Neophyten, die sich unkontrolliert vermehren und die einheimische Flora verdrängen, die invasiven Neophyten. Sie sind vor allem für Landwirte ein Problem, weil sie die Ernten mindern können oder weil mehr Pestiziden benötigt werden. Sie sind laut Murla sehr schwer zu bekämpfen. Wer glaubt, er könne die Pflanze einfach abmähen, abschneiden oder ausgraben, irre sich. Zwar würden zum Beispiel beim Sachalin Knöterich Pflanzenschutzmittel noch helfen, andere seien aber viel hartnäckiger, wie der Riesenbärenklau. "Da helfen Pflanzenschutzmittel und mechanische Methoden nicht mehr." Murla kennt jedoch eine Methode, um die Ausbreitung seiner Samen zu verhindern: "Man muss es blühen lassen und dann die Blütenbestände in Tüten einschließen. Nach der Blüte stirbt das Kraut ab, und durch die Tüten fallen die Samen nicht auf den Boden und können dann verbrannt werden."

Das Bundesamt für Naturschutz weist ausdrücklich darauf hin, dass bei jeder Arbeit mit Bärenklau vollständige Schutzkleidung zu tragen ist. Laut dem Landratsamt Erding gehen verschiedene Akteure gegen sämtliche Neophyten im Landkreis vor. Die Abwehrmaßnahmen würden sich jedoch auf spezielle hochgradig problematische Bereiche beschränken. Vor allem der Riesenbärenklau und die Goldrute werden bekämpft.

Auf der Webseite des Bundesamtes für Naturschutz findet sich ein Handbuch mit Porträts über 50 invasive Pflanzenarten und Informationen zu möglichen Maßnahmen.

© SZ vom 25.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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