Naturschutz in Erding:Die Petition ist eingereicht

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Im Juni 2020 demonstrierte die BI, wie hoch die geplante Schutzmauer ist, (von links) Christian Veicht, Anton Bichlmeier und Rainer Hörl am Ufer der Sempt an der Landgerichtstraße in Altenerding. (Foto: Renate Schmidt)

Über 4700 Unterschriften hat die Bürgerinitiative Naturnaher Hochwasserschutz Sempt dem Landtag übergeben. Am 6. Juli erläutert das Wasserwirtschaftsamt im Stadtrat den aktuellen Planungsstand

Von Regina Bluhme, Erding

Exakt 4721 Unterschriften hat die Erdinger Bürgerinitiative (BI) "Naturnaher Hochwasserschutz Sempt" gesammelt. Die Initiatoren wollen die vom Wasserwirtschaftsamt München vorgesehenen Mauern und Deiche entlang des Flusses im Stadtgebiet verhindern, die Eingriffe so gering wie möglich halten. Christian Veicht von der BI hat kürzlich die Petition, darunter über 3600 Unterzeichner aus Erding, an den Landtag abgeschickt. Wann sich der dortige Umweltausschuss mit dem Anliegen beschäftigt, ist nicht absehbar. Dafür hat der Leiter des Wasserwirtschaftsamts Christian Leeb einen festen Termin in Erding: Am 6. Juli kommt er mit Vertretern der Behörde zur Sitzung des Stadtrats, um den aktuellen Planungsstand vorzustellen. Zudem ist laut Leeb ein Runder Tisch mit allen Beteiligten geplant.

4721 Unterschriften - "aus unserer Sicht ist das ein beachtliches Ergebnis", sagt BI-Sprecher Christian Veicht. Er wohnt in Altenerding, dem Ortsteil, der am meisten von Hochwasser und den Schutzmaßnahmen betroffen ist. Geplant sind dort unter anderem bis zu 1,40 hohe Mauern. In der Petition wird das Wasserwirtschaftsamt München aufgefordert, die Planung in Richtung naturnaher Hochwasserschutz zu vertiefen "und den linearen Ausbau mit Betonmauern und die Naturzerstörung in der Stadt Erding zu überdenken". Zwei Knackpunkte gibt es: Die Ardeobrücke, die nach Auffassung der BI ausgebaut werden muss, was das Wasserwirtschaftsamt nicht so sieht; zudem ist die BI überzeugt, dass eine regelmäßige Bachabkehr das Hochwasserrisiko verringern würde.

Gemeinsam mit dem Wasserwirtschaftsamt möchte die BI eine Alternativvariante ausarbeiten. Man sei mit dem Wasserwirtschaftsamt immer wieder in Kontakt, erklärt Veicht. Freilich ist man bis dato offenbar zu keiner Einigung gekommen. Mittlerweile hat die BI einen eigenen Gutachter beauftragt.

"Großen Rückenwind spüren wir nicht", sagen Veicht und Mitstreiter Anton Bichlmeier. Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) hat bereits schriftlich erklärt, dass er hinter den Planungen des Wasserwirtschaftsamts stehe. Mobile Schutzwände an der Landgerichtstraße in Altenerding hat der Stadtrat vor kurzem nach längerer Diskussion abgelehnt, weil dies für die Feuerwehr nicht machbar wäre. Und von einer Sempt-Allianz aller Anrainer-Gemeinden hat man auch schon lange nichts mehr gehört. Die Erdinger Landtagsabgeordnete und ehemalige bayerische Umweltministerin Ulrike Scharf (CSU) schätzt dass es "zwei bis drei Monate oder gar länger" dauern könnte, bis der Umweltausschuss des Landtags sich der Erdinger Petition annimmt - Erfolgsaussichten ungewiss. Sie hat sich von Anfang an für eine Sempt-Allianz eingesetzt, in der sich alle Ober- und Unteranlieger zusammentun und gemeinsam nach einer möglichst verträglichen Lösung suchen. Es tue sich aber was, wenn auch eher im Hintergrund, sagt Scharf. Erdings OB Max Gotz (CSU) sei mit seinen Bürgermeisterkollegen im Austausch. Viele Gemeinden würden - was natürlich auch eine gute Sache sei - "regional ihre eigenen Hochwasserschutzmaßnahmen vorantreiben".

Im vergangenen Jahr stellten sich Mitarbeiter des Wasserwirtschaftsamts und des Planungsbüros an vier Erdinger Hotspots den Fragen der Anlieger. In der Stadtratssitzung am 6. Juli wird der Leiter des Wasserwirtschaftsamts, Christian Leeb den aktuellen Planungsstand vorstellen. Im Augenblick liefen Bodenuntersuchungen, erklärt er. Ein Runder Tisch mit Vertretern des Planungsbüros, des Wasserwirtschaftsamts, des Stadtrats und der BI sei geplant. Man sei an einer einvernehmlichen Lösung interessiert, betont Leeb. Aber er sagt auch: "Wir wollen endlich mit den Planungen vorankommen". In Langengeisling freilich steht eine Änderung an. Dort hat sich herausgestellt, dass die Pläne für den Erdinger Ringschluss den dort vorgesehenen Hochwasserschutz' "berühren", so Leeb. Jetzt muss geklärt werden, wie sich diese Erkenntnis in die Planung "reinbasteln" lasse.

Dass sich für Altenerding aufgrund der Petition doch Planungsänderungen ergeben, darauf hofft die BI. Auch wenn die Hoffnung nicht groß sei, sagt Christian Veicht, "vielleicht können wir doch was bewegen." Zur Stadtratssitzung wollen er und weitere BI-Mitstreiter auf jeden Fall kommen und zur Anhörung im Landtag.

© SZ vom 28.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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