Nationalistische Musik:Video-Botschaften von ganz rechts

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Chris Ares aus dem Landkreis Ebersberg ist einer der bekanntesten neurechten Rapper

Von Max Nahrhaft, Anselm Schindler, Ebersberg

Blondes Haar, kräftiger Körperbau. Mit einem stilisierten Adler auf der Brust und lässig in Lederjacke gekleidet steht er im Boxring. Die Szene stammt aus dem Musikvideo zu "Deutscher Patriot", fast 170 000 Mal wurde das Video angeklickt. Wer sich mit der neurechten Musikszene in Deutschland auseinandersetzt, der stößt früher oder später auf den Rapper Chris Ares. Mehr als 30 000 Menschen folgen ihm auf Facebook, sein Youtube-Kanal verzeichnet fast 800 000 Aufrufe, dort verbreitet er neben Musik auch Verschwörungstheorien und nationalistische Propaganda.

Ares, der im Landkreis Ebersberg wohnt, ist mit der völkisch-nationalistischen "Identitären Bewegung" vernetzt und im "Bund Deutscher Patrioten" aktiv - und das auch im Raum Ebersberg: Im Musikvideo zu "Deutscher Patriot" ist in einer Tiefgarage ein Fahrzeug mit Ebersberger Kennzeichen zu sehen. Und dann ist da ein Foto, das Ares selbst auf Instagram hochgeladen hat: Es zeigt ihn, wie er an der Rückseite des Poinger City Centers posiert.

Ares verpackt nationalistisches Gedankengut in Sprechgesang, man merkt, dass er mit seiner Agenda vor allem auf junge Menschen abzielt. Für die Arbeit der Erdinger Staatsschützer sei Ares aber nicht relevant, heißt es von der Behörde - schließlich trete der Rapper in der Region nicht öffentlich auf und "spiele damit örtlich keine Rolle".

Seit zwei Monaten betreibt Ares einen Video-Blog, in dem er beispielsweise Rick Wegner interviewt, Wegner ist bei Demonstrationen des Münchner Pegida-Ablegers regelmäßig als Ordner aktiv und bereits mehrfach durch gewalttätiges Verhalten aufgefallen. Fast schon paranoid wirkt es, wenn Ares in einem seiner Videos erklärt, dass hinter den Kulissen Kräfte wirkten, die darauf aus seien, das deutsche Volk zu zersetzen. Dafür macht er zwei Anhaltspunkte aus. Die Geburtenrate des deutschen Volkes nehme ab und es sei eine "Invasion von vielen Tausend und Millionen Wirtschaftsmigranten" zu beobachten. Anstatt Fluchtursachen anzuerkennen, spekuliert er, dass gegen das deutsche Volk die "Waffe der Massenmigration" eingesetzt werde.

Unterstützt wird Ares von rechten Strömungen wie der völkisch-nationalistischen "Identitäre Bewegung". Diese teilt Musikvideos des Rappers unter anderem auf ihrer Facebook-Seite, im Gegenzug verbreitet Ares auch Posts der Identitären. Doch die Aktivisten der Identitäre Bewegung sind nicht die einzigen, denen Ares nahe steht. Er zählt auch zur Anhängerschaft des nationalistischen "Bündnisses Deutscher Patrioten" (BDP), denen er als Sprachrohr und Schlüsselfigur dient. Das BDP setzt sich gekonnt in den sozialen Netzwerken in Szene. Auch mit der Unterstützung von Aufräumarbeiten im vom Hochwasser betroffenen Simbach am Inn und beim Verteilen von Lebensmitteln an Obdachlose in München machten sie auf sich aufmerksam.

Zudem stand Chris Ares schon bei diversen Veranstaltungen der AfD auf der Bühne. Das Fotografenkollektiv 24mmJournalism hat im September vergangenen Jahres auch tätliche Angriffe des Rappers am Rande einer AfD-Veranstaltung im Münchner Stadtteil Berg am Laim dokumentiert: Auf den Fotos ist zu sehen, wie Ares mit Tritten und Schlägen auf Pressevertreter und linke Gegendemonstranten losging.

An seiner Seite finden sich Rechtsradikale wie Lukas Bals, der unter anderem bei der Splitterpartei "Die Rechte" aktiv ist. Ares sieht sich und seine Landsleute in der Opferrolle, im Musikvideo zu "Heimat" sieht man Bomben auf deutsche Städte fallen. Warum sie fielen, sieht man nicht. Es gehe darum, "unser Dasein, unsere Großeltern, und das, was sie uns hinterlassen haben", zu verteidigen.

So formulierte es Ares im vergangenen Herbst bei einer Rede auf der "Merkel muss weg"-Demo in Berlin. Als Ansammlung von Pegida-Anhängern, Flüchtlingsgegnern, sogenannten Reichsbürgern und Hooligans bezeichnete die Polizei den Aufmarsch im Nachhinein.

Wie die Th üringer Allgemeine Zeitung berichtete, trat Ares bei einer AfD-Kundgebung gemeinsam mit dem thüringer Partei-Rechtsaußen Björn Höcke auf. Höcke ist sowohl in der breiten Öffentlichkeit als auch in seiner eigenen Partei aufgrund völkisch-rassistischer Aussagen umstritten. Am Rande einer Veranstaltung entstand ein Foto, das Chris Ares Ende Januar auf seine Facebook-Seite postete. Björn Höcke und Chris Ares, Arm in Arm. Darunter steht: "Zwei Männer, die sich weder mundtot, noch unterkriegen lassen."

© SZ vom 06.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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