Nahverkehr:"Alle wollen die U-Bahn"

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Die Diskussion um eine Verlängerung der Linie U6 über Garching hinaus kommt neu in Schwung

Von Alexandra Vettori, Landkreis

Sie ist wieder in der Diskussion, die Verlängerung der U-Bahn Linie 6 vom Garchinger Forschungszentrum in den Landkreis Freising. Vor zehn Jahren war sie nach einer Machbarkeitsstufe verworfen worden, weil sie sehr teuer und dafür zu wenig effektiv wäre. Jüngst aber haben Kreistag und Kommunen im südlichen Landkreis einen neuen Vorstoß unternommen, diesmal mit breiter Unterstützung der Nordallianz und Teilen der Staatsregierung. Jetzt kommt eine neue Studie, die bis Ende des Jahres Aufschluss geben soll, ob das Einwohnerwachstum der vergangenen zehn Jahre und die Zunahme des Verkehrs eine sieben Kilometer lange oberirdische U-Bahn von Garching nach Norden rentabler machen. Untersucht wird auch, ob sie in Neufahrn, Eching oder Hallbergmoos enden sollte.

Der Rentabilitäts-Wert, ein komplizierter Quotient aus Kosten und Nutzen, lag damals bei 0,1. Staatliche Förderung gibt es erst bei 1,0. Die Baukosten wurden vor zehn Jahren auf 150 bis 260 Millionen Euro geschätzt, zu damaligen Preisen. Zehn Trassen hatte man untersucht, favorisiert wurde eine Linie, die oberirdisch bis zum ehemaligen Avon-Gelände, dem jetzigen Nova-Park, in Neufahrn führt, dort im Untergrund verschwindet und am Neufahrner Bahnhof wieder auftaucht. Vor dem Prognosehorizont des Jahres 2020 gingen die Verkehrsplaner von bis zu 3500 U-Bahn-Fahrgästen pro Werktag und Richtung und 1000 Autos aus, die dann stehen gelassen würden.

Nur mit den Baukosten ist es bei einer neuen U-Bahn nicht getan. Die Studie vor zehn Jahren ging zudem von Kosten in Höhe von 4,7 Millionen Euro pro Jahr aus. In der Gesamtrechnung enthalten waren dabei auch Einsparungen durch das Ausdünnen bestehender Buslinien, was vermutlich vor allem die jetzt sehr gut frequentierte Linie 690 zwischen Neufahrner Bahnhof und Forschungszentrum beträfe. Derzeit im Gange ist eine Verlängerung der U 6 nach Süden, in einigen Jahren endet sie nicht mehr am Klinikum Großhadern, sondern am Forschungscampus Martinsried. Die Planung hat fast 20 Jahre gedauert, 2017 wurde der Projektmanagement-Vertrag zwischen Planegg (16,6 Prozent), Freistaat (50,1 Prozent) und Landkreis München (33,3 Prozent) geschlossen. Die Kosten für die knapp einen Kilometer lange unterirdische Strecke liegen bei 70 bis 90 Millionen Euro.

Die Machbarkeitsstudie für die U-Bahn-Verlängerung vor zehn Jahren hatte auch die Frage aufgeworfen, ob nicht optimierte Schnellbusse die Lösung wären. In einer Presseerklärung des MVV vom 30. September 2009 heißt es: Auch wenn ein wirtschaftlicher Betrieb mit einer U-Bahn nicht möglich sei, "so liegt die prognostizierte Fahrgastzahl durchaus in einer ansehnlichen Größenordnung, die berechtigt, über eine alternative Bedienung mit einem gegenüber dem heutigen Busangebot deutlich attraktiveren ÖPNV nachzudenken." Dass man am Bahnhof Forschungszentrum aus der U-Bahn in den Bus umsteigen müsse, treffe, so die Verkehrswertstudie, auf viele Fahrgäste nicht zu. Denn für die meisten der damals befragten Personen aus dem Norden endete die Fahrt am Forschungszentrum. Die Buslösung, so die MVV-Erklärung, "könnte nicht nur deutlich kostengünstiger betrieben, sondern auch zeitlich schneller dem Fahrgast bereitgestellt werden. Erste Detailbetrachtungen dazu sollen in Kürze gestartet werden."

Eine dieser Detailbetrachtungen drehte sich im Jahre 2011 um die Buslinie 690 zwischen Forschungszentrum und Neufahrn. Hier müssen die Busse in Dietersheim auf die stark befahrene ehemalige Bundesstraße 11 ein- und ausfahren. Nahe der Kreuzung steht dort allerdings eine Druckampel für Fußgänger. Diese könnte mit einer elektronischen Vorzugsschaltung ausgestattet werden und stets "grün" für den Bus zeigen. Eine vertiefte Untersuchung wurde damals angeregt.

Der Neufahrner Bürgermeister Franz Heilmeier hofft, "dass sich die kürzeste Variante nach Neufahrn durchsetzt, denn die Verknüpfung mit der S 1 verknüpft eben auch die Universitätsstandorte Freising und Garching." Der Echinger Bürgermeister Sebastian Thaler bemüht sich parallel um eine Schnellbus-Linie zum Forschungszentrum: "Mir wäre ein Ringbus zwischen Eching, Neufahrn, Dietersheim und Garching das Liebste, möglichst in beide Richtungen." Bürgermeister Harald Reents aus Hallbergmoos will eine ergebnisoffene Untersuchung: "Warum sollte man sich auf eine bestimmte Trasse festlegen?" Das Verkehrskonzept für den Münchner Norden habe gezeigt, dass nicht nur die S 1 hoch belastet ist, sondern auch die S 8.

© SZ vom 09.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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