Nachlese EU-Wahlen:SPD im Sturzflug

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Das Ergebnis der Europa-Wahlen ist für die Sozialdemokraten im Landkreis Erding verheerend: In neun Gemeinden schafft die Partei nicht einmal die fünf Prozentmarke. Die Grünen sind die Gewinner, zweimal erreichen sie 21 Prozent

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Die SPD ist der große Verlierer bei der Europawahl 2019. Sie ist die einzige große Partei, die nicht nur gegenüber der EU-Wahl 2014, sondern auch im Vergleich zur Landtagswahl im vergangenen Jahr Stimmen verloren hat. Der größte Gewinner ist das Bündnis 90/Die Grünen. Sie haben stetig in den vergangenen Jahren Wähler dazu gewonnen. Das gelang außer den größeren Parteien im kleinen Maßstab nur noch der ÖDP. Einen starken Einfluss dürfte auch die Wahlbeteiligung gehabt haben. Zwar stieg landkreisweit das Interesse an Europa, da die Wahlbeteiligung gegen über 2014 von 42,2 auf jetzt 63,3 Prozent stieg, aber das Ergebnis der Landtagswahl mit 77,6 Prozent wurde nicht erreicht. Sozusagen am europaaffinsten sind die Ottenhofener mit einer Wahlbeteiligung von 73,5 Prozent, im Gegensatz zu den Kirchbergern, wo mit 55,7 Prozent gerade mal jeder Zweite zur Wahl ging.

Neun Mal fiel die SPD in den 26 Kommunen im Landkreis unter die fünf Prozent. Diese Hürde gibt es allerdings bei den Wahlen zum Europäischen Parlament nicht. Ihr schlechtestes Ergebnis erzielte die Partei in Kirchberg mit 2,84 Prozent, das beste in der Stadt Erding mit 8,48. Überhaupt kein Land sieht die SPD in Wambach, Gemeinde Taufkirchen. Von 113 gültigen Stimmen entfiel keine einzige auf die SPD. Dafür aber 63 auf die CSU und 19 auf die AfD. Bei der Europawahl 2014 hatten noch 14,4 Prozent die SPD gewählt. Bei der Landtagswahl erzielten die Sozialdemokraten das schlechteste Ergebnis seit Gründung der Bundesrepublik mit 6,6 Prozent.

(Foto: Ilona Burgarth)

Die Grünen schafften in Ottenhofen und in Wörth jeweils 21 Prozent und etablierten sich damit mit Abstand als zweitstärkste Kraft im Landkreis. Im Wahlraum Sparkasse in Dorfen wählten sogar 36,19 Prozent die Grünen. Nur Steinkirchen ist kein gutes Pflaster für die Grünen. Dort stimmten nur 8,77 Prozent für sie. In keiner anderen Kommunen kam das Bündnis sonst unter zehn Prozent. Taufkirchen stellt mit 11,8 Prozent das zweitschlechteste Ergebnis.

Aufgeatmet dürfte man bei der CSU haben. Gegenüber der Europawahl 2014 sank sie zwar von 42,6 auf nunmehr 41,49 Prozent, aber das ist über dem Ergebnis bei der Landtagswahl von 37,2 Prozent. Ein gutes Pflaster für die Christsozialen ist Steinkirchen (55,50 Prozent), während in Berglern nicht mal jeder Dritte sein Kreuz bei der CSU machte (31,96 Prozent). Im Stimmbezirk 006 (Lichtenweg) in Markt Isen kam die CSU sogar auf 60,48 Prozent (75 von 124 Wählern) - die SPD wie in Wambach auf 0,0. Sogar nur jeder fünfte Wähler (20 Prozent) stimmte im Wahlraum 15 in der Stadt Erding (in Turnhalle der Grundschule Klettham) für die CSU. Dafür aber 25,19 Prozent dort für die Grünen.

Im Landkreis gingen die Bewohner fleißig zum Wählen, wie hier an der Schule am Grünen Markt in Erding. Die SPD konnte davon nicht profitieren. (Foto: Renate Schmidt)

Die drittstärkste Partei im Landkreis wurde die AfD. Mit 9,2 Prozent schaffte sie das gleiche Ergebnis wie 2014, weniger aber als bei der Landtagswahl (10,5 Prozent). Sieht man sich die Stimmenzahl an, haben bei der EU-Wahl 2014 insgesamt 3725 Erdinger die AfD gewählt, am Sonntag waren es 5787 - bei der Landtagswahl waren es 7982. In zehn der 26 Kommunen kam die Partei über zehn Prozent.

Was die Freien Wähler nur dreimal schafften. Die Gruppierung musste drastische Einbußen gegenüber der Landtagswahl 2018 hinnehmen. Damals wurden von ihnen im Landkreis noch 14,6 Prozent erzielt. Jetzt nur noch 7,27. Bei der Wahl 2o14 waren es 5,8 Prozent gewesen. Mit Abstand das beste Ergebnis wurde in der Gemeinde Berglern (15,34), das schlechteste in Dorfen (5,34) erreicht.

Ebenfalls schlechter als bei der Landtagswahl (4,3 Prozent) hat die FDP im Landkreis jetzt mit 3,2 Prozent abgeschnitten. Bei der EU-Wahl 2014 sind es 2,4 Prozent gewesen. Die meisten Wähler haben die Freien Demokraten in Buch am Buchrain mit 4,38 Prozent, die wenigsten in Hohenpolding (1,64 ). Die Linke konnte mit 1,9 Prozent weder das Landtags- noch das vorherige EU-Wahlergebnis von jeweils 2,4 Prozent erreichen. Ihr bestes Ergebnis schaffte sie in Pastetten (2,69), während sie in Buch am Buchrain auf gerade mal 0,5 Prozent (35 Stimmen) kam.

Die ÖDP lag mit 4,24 Prozent deutlich über ihrem Ergebnis bei der Landtagswahl mit 2,1 und der EU-Wahl 2014 mit 4,0 Prozent. Die "ÖDP-Hochburg" ist übrigens Ottenhofen mit 5,94 Prozent.

© SZ vom 28.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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