Nachfrage geht zurück:Der Diesel wird zum Ladenhüter

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Vielfahrer wollen vom Preisvorteil beim Dieseltanken profitieren. Alle anderen denken über den Kauf eines Benziners oder eines E-Autos nach. (Foto: Florian Peljak)

Der Skandal um manipulierte Abgaswerte verunsichert Kunden und Händler. Wer viele Kilometer fährt, greift dennoch weiter zum Selbstzünder. Alle anderen kaufen Benziner, manche wechseln zum E-Auto

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Der Diesel ist seit den diversen Skandalen wegen Manipulationen verschiedener Autohersteller zur Umgehung der Grenzwerte für Autoabgase arg in Verruf geraten - zumal Dieselfahrern in immer mehr Großstädten ein Fahrverbot droht, wenn sie ein Auto mit den Schadstoffklassen Euro 4 und Euro 5 haben. Umstritten ist zudem immer noch, inwieweit die Hersteller betroffene Kunden entschädigen und wer die Umrüstung zu schadstoffärmeren Motoren bezahlt. Diese Ungewissheit über die Zukunft des Dieselmotors merken auch die Händler im Landkreis. Statt zum Diesel greifen viele Kunden jetzt zum Benziner - wenn sie sich denn ein neues Auto leisten können trotz Umstiegsprämien.

"Der Diesel wird bei uns mittlerweile weniger nachgefragt. Viele wechseln zum Benziner, wenn es um eine Neuanschaffung geht", sagt Verkaufsberater Theodor Hellbrügge vom Autohaus Hans Maier in Erding. Bei den Verkaufsgesprächen würde man die Unsicherheit beim Kunden über die Zukunftssicherheit des Diesels schon merken. Es gebe aber auch Kunden, die weiter einen Diesel fahren wollen, vor allem wenn sie viele Kilometer im Jahr fahren. Da Neufahrzeuge die Euro 6 Norm erfüllten, würden sie keine Probleme mit Fahrverboten haben. Die von Herstellern angebotene Wechselprämie beim Neuwagenkauf werde häufig nachgefragt.

Es gibt aber auch Autohäuser, die vom Dieselskandal profitieren. "Leute, die man früher einfach nicht vom Vorteil eines Hybridautos überzeugen hat können, kaufen jetzt eines", sagt Hans Hausmann vom gleichnamigen Autohaus in Dorfen. Der Verkauf habe "enorm" zugenommen, sagt Hausmann. Schon seit Jahren habe Toyota Hybridfahrzeuge im Angebot. Seit dem Skandal würden sich auch eingefleischte Dieselfahrer zu einer Testfahrt überzeugen lassen. Und merken, dass man mit Hybridautos Geld sparen kann.

Auch Georg Holderried aus Walpertskirchen hat in seinem Hyundai-Autohaus festgestellt, dass es eine gesteigerte Nachfrage nach Hybridautos gibt, die nur noch von der Nachfrage nach reinen E-Autos oder Plug-In-Hybridfahrzeugen übertroffen wird. Der Diesel sei aber nach wie vor gefragt: bei Vielfahrern, die jährlich mehr als 40 000 Kilometer unterwegs seien. Die Umsteigerprämie werde auch bei ihm von vielen Kunden angesprochen. Beim Thema Nachrüstung für Euro 5 oder Euro 4 Fahrzeuge, die nachweislich von Herstellern manipuliert worden sind, vertritt Holderried ein klare Position: "Wer dies gemacht hat, muss für diese Fahrzeuge auch die Umrüstung zahlen."

Auch bei Opel Häusler in Erding macht man keine andere Erfahrungen: Im Kleinwagensegment wird eher zum Benziner gegriffen, Vielfahrer würden weiter am Diesel festhalten, sagt Niederlassungsleiter Gerhard Schweiger. Zugenommen habe die Nachfrage nach E-Autos. "Wenn der Preis passt, wird aber jedes Auto gekauft", sagt Schweiger. Die Umsteigerprämie helfe dabei, ein neues Auto zu verkaufen.

Beim Ford-Autohaus Ewald in Erding kann man zwar noch nicht mit einem E-Auto für Privatkunden dienen, aber mit einem kleinen E-Transporter für Unternehmen und Selbständige: den Streetscooter, der von der Deutschen Post entwickelt wurde. "Danach haben wir mittlerweile eine hohe Nachfrage", sagt Isabella Mischke vom Autohaus. Im Privatkundenbereich würde der Diesel überwiegend noch von Unternehmen mit Fahrzeugflotten sowie von ausgesprochenen Vielfahrern gekauft. Wer das nicht sei, wechsle eher zum Benziner.

"Am schlimmsten ist die allgemeine Verunsicherung, wie es jetzt mit dem Diesel weiter geht. Die Kunden und auch wir Händler warten auf eine verbindliche Lösung", sagt Manfred Forster vom Opel-Autohaus Forster in Dorfen. Sein Haus sei zum Glück vom Dieselskandal nicht so ganz schlimm betroffen, da Dieselautos nur zehn bis 15 Prozent des Umsatzes ausmachten. Aber auch er merke, dass Privatkunden, die bis maximal 20 000 Kilometer im Jahr fahren, sich überwiegend nun für ein Benzinauto entscheiden würden. "Für den Vielfahrer mit 40 000 Kilometer und mehr bleibt derzeit aus wirtschaftlichen Erwägungen nur der Diesel", sagt Manfred Forster.

© SZ vom 27.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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