Nach dem Rückzug von Maria Brand:Aktionsgruppe Asyl auf Schmusekurs

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Margot Hoigt führt künftig die Aktionsgruppe Asyl. (Foto: Renate Schmidt)

Neue Vorstandschaft will nicht weiter auf Konfrontationskurs zu Ämtern und Behörden gehen. Schwerpunkt der Arbeit sollen künftig Mal- und Computerkurse in den neuen Räumen am Bahnhof sein

Von Thomas Daller, Erding

Die Aktionsgruppe Asyl (AGA) Erding hat unter der neuen Vorstandschaft von Margot Hoigt, Doris Kraeker und Andrea Stiegler bei einem Pressegespräch einen politischen Schmusekurs angekündigt. Nachdem die bisherige Vorsitzende Maria Brand aus gesundheitlichen Grünen ausgeschieden ist, wollen ihre Nachfolgerinnen "in Harmonie mit den Ämtern" agieren. "Brands Lieblingssatz war: So geht das gar nicht", sagte Hoigt. "Damit hat sie recht gehabt. Aber nur mit Konfrontation erreicht man gar nichts. Wir wollen positiver ins Gespräch kommen."

Das Pressegespräch fand in den Räumen des Kultur- und Bildungstreffs im ehemaligen Postgebäude am Bahnhof statt. Dieser Treff, der aus einem Aufenthaltsraum, einer Teeküche und einem Minibüro besteht, soll den neuen Schwerpunkt der AGA bilden. Hier finden bereits Malkurse für Flüchtlinge statt, Computerkurse und Nähkurse sind bereits geplant. Neben der politischen Arbeit, die Brand geleistet hat, will sich die neue Vorstandschaft auch von der Asylsozialberatung verabschieden: "Wir haben gar niemand, der es kann", sagte Hoigt.

Die Mitgliederzahlen bei der AGA sind seit Jahren stark rückläufig: Noch im Jahr 2016 hatten sich etwa 140 Helfer ehrenamtlich engagiert, 2017 waren es noch etwa 50, aktuell sind es 32. "Wir sind immer weniger geworden", sagte Stiegler. "Jetzt gibt es nur noch den harten Kern, der von Anfang an dabei war." Dennoch will die AGA weiterhin Ansprechpartner der Ehrenamtlichen bleiben. Gedacht wird dabei an einen monatlichen Stammtisch, bei dem man sich aussprechen kann: "Was war schön in den letzten vier Wochen und was hat mich fürchterlich gefrustet", erläuterte Hoigt.

Sie will auch einen guten Kontakt zu Oberbürgermeister Max Gotz (CSU) und den Erdinger Stadträten herstellen, insbesondere um sie dafür zu gewinnen, einige Flüchtlingsunterkünfte anzusehen: "Es sind nicht nur die Container, alles ist wahnsinnig eng und wird nicht gepflegt. In manchen Unterkünften sind Fliesen kaputt und zunehmend bildet sich Schimmel." Weil die Flüchtlinge auf so engem Raum wohnen, wäre es für deren Kinder meist nicht möglich, zusammen mit anderen Kindern einen Kindergeburtstag zu feiern. Auch dafür könne man die Räume des Kultur- und Bildungstreffs zur Verfügung stellen.

Außerdem werde man an der Form der Integration arbeiten. "Sie bleiben untereinander und finden wenig Kontakt", sagte Hoigt. Das müsse man ändern. Stiegler fügte hinzu: "Wir versuchen ein Gleichgewicht aufzubauen. Wir wollen sie nicht einpampern und verwöhnen, sondern verlangen Eigeninitiative. Aber weil vieles für sie kompliziert ist und viele einen traumatisierten Hintergrund haben, stehen wir als Ansprechpartner zur Verfügung, auch bei bereits anerkannten Flüchtlingen." Für traumatisierte Flüchtlinge stehe man mit einer Initiative der Caritas in Verbindung, die psychologische Hilfe anbiete.

© SZ vom 05.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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