Nach 15 Minuten Ziel erreicht:Bewusstlos auf der Galerie

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Die Freiwillige Feuerwehr und das Personal üben die Evakuierung der Erdinger Stadthalle. Einige Statisten sorgen für etwas Stress. Im Großen und Ganzen sind aber alle mit den Abläufen zufrieden

Von Yvonne Ramp, Erding

Feueralarm, Panik bricht aus, Chaos entsteht: Um dieses Szenario zu vermeiden, hat die Stadthalle Erding mit der Freiwilligen Feuerwehr unter den neuen Konditionen nach dem Umbau der Stadthalle den Ernstfall simuliert. Mehr als hundert Statisten fanden sich am Dienstagabend in der Stadthalle ein, um teils panische Veranstaltungsgäste zu mimen. Die Evakuierungsprobe war erfolgreich, Feuerwehr und Stadthallenleitung hatten anschließend nur wenig zu beanstanden.

Bei der Begehung der neuen Fluchtwege im vergangenen Jahr war der Gedanke an eine solche Übung erstmals aufgetaucht. "Es ist ja spannend, für die Gäste, die Feuerwehr und uns alle", meint Kai Peters, Veranstaltungsleiter und Organisator der Evakuierungsübung. Vor der Veranstaltung bat er einige Gäste, ihre Jacken in die Garderobe zu bringen, und andere, auf die Galerie zu gehen. Alles sollte authentisch sein - deshalb wurde auf der Bühne auch ein kleines Programm präsentiert: Die Moderatoren der Poetry Slam-Gruppe Reimrausch, Mic Mehler und Christoph Hebenstreit, übten mit dem Publikum Applaus in verschiedenen Lautstärken für den Dichterwettstreit am 17. November und erklärten ihnen, wie ein gelungener Poetry Slam auszusehen hat. Sie baten den Dichter Bert Uschner auf die Bühne, denn der Abend sollte "auch mit ein klein wenig Kultur verbunden sein", wie Peters sagte. Der Dichter gab dem Publikum Kostproben seiner Reime, die plötzlich von einem kurzen Pfeifton unterbrochen wurden. Aber es passierte nichts. Er habe schon gegen viele Erwartungshaltungen ankämpfen müssten, meinte Uschner, jedoch noch nie gegen die Erwartung eines Feueralarmes.

Der richtige Alarm wurde kurz darauf ausgelöst, und mit ihm begann auch das Schauspiel. Mitglieder der Jugendfeuerwehr im Publikum hatten besondere Aufgaben: Drei Zuschauer wurden bewusstlos, eine Frau vergaß ihre Tasche im Saal und wollte noch einmal zurück - beides besondere Herausforderungen für Feuerwehr und Stadthallenpersonal. Das Personal hat die Aufgabe, die Veranstaltungsgäste anzusprechen um sie auf schnellem und geordnetem Wege aus dem Saal zu bringen und natürlich - auch wenn sie bedrängt werden - keinen noch einmal zurück zu lassen. Die Feuerwehr hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten, da sie anders als bei einem regulären Einsatz nicht vom Rettungsdienst unterstützt wurde, die Verletzten geborgen und versorgt. Peters in orangefarbener Warnweste koordinierte Personal und Gäste. Er war Evakuierungsleiter.

Die Feuerwehr durchsuchte das Haus mit Hilfe einer Laufkarte nach dem Brandmelder, der den Alarm ausgelöst hatte. In diesem Fall war er auf der Bühne. Als alles gesichert war, gab die Feuerwehr das Haus frei. Etwa 15 Minuten hatte die Übung gedauert. Eine gute Zeit, fanden sowohl Stadthallenleitung als auch Feuerwehr. Die Statisten wurden nach der Übung mit Freigetränken und Leberkässemmeln belohnt, während sich Feuerwehr und Hauspersonal zu einer kurzen Nachbesprechung trafen. Die Feuerwehr war sehr zufrieden und gab an, alle nötigen Infos gut und schnell genug bekommen zu haben. Man würde sich eine jährliche Führung durch die Stadthalle wünschen, um sich im Notfall schneller zurechtzufinden. Das einzige, was noch nicht so ganz mitgespielt hat, war die Technik, die Feuerwehr und Stadthallenteam im Anschluss überprüften. Peters dokumentierte die Besprechung, auch die kleinsten Mängel sollen behoben werden. "Dafür haben wir ja geübt", meinte Jutta Kistner, Chefin der Stadthalle.

© SZ vom 06.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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