Martin Heilmaier war kürzlich in Los Angeles und sollte dort eine Rede bei der Oscarverleihung halten. Der Rektor der Realschule Oberding war fürchterlich aufgeregt, weil er Englisch sprechen musste. Doch dann ist er aufgewacht, zum Glück war alles nur ein Traum. Die Laudatio auf barisch, die er am Samstagabend im Festsaal in Fischer's Seniorenzentrum hielt, gelang ihm einwandfrei. Sie galt Thomas Kirchmeier, der an der Oberdinger Realschule das Wahlfach Brauchtum und Heimat unterrichtet und für sein Engagement den Mundwerkpreis erhielt, verliehen vom Landschaftsverbands Isar/Inn des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte. Der zweite Preisträger des Abends war Manfred Trautmann, Vorsitzender des Landschaftsverbands, der sich mit bairischen Gedichte, Geschichten und Theaterstücken einen Namen gemacht hat.
Kabarettistin und Moderatorin Edeltraud Rey, seit Januar auch 2. Vorstand des Landschaftspflegeverbands, erschien ein einem langen blauen Kleid und silbernen Sandalen - "Bairisch ist die natürlichste Sprache für mich, egal, was ich trage", erklärte sie. "Ein paar mehra hätten schon kommen können", fuhr sie fort. Stimmt, aber das tat der guten Stimmung keinen Abbruch. Nicht zuletzt, weil sich Rey und die drei Musikanten vom Ardinger Dreigsang auf der Bühne immer wieder gegenseitig herrlich derbleckten.
Rey betonte, wie sie sich "narrisch gefreut" habe, als sie selbst vor zwei Jahren den Preis bekommen hat. Jeder Geehrte erhalte ein Einzelstück, angefertigt vom Oberdinger Holzbildhauer Wolfgang Fritz. Der Verband Isar/Inn umfasst die Landkreise Erding, Freising, Mühldorf und Ebersberg.
Martin Heilmeier erklärte in seiner Laudatio, wie froh er sei, dass er nicht bei der Oscarverleihung antreten musste. Thomas Kirchmeier verdiene den Mundwerkpreis, weil er als "Heimatminister" an der Realschule Oberding nun schon sechs Jahre erfolgreich das Wahlfach Heimat und Brauchtum unterrichte, auch mit dem Ziel, die bairische Sprache zu fördern. Das Wahlfach sei übrigens das einzige, "das immer überlaufen ist, es ist der Renner". Das liege zum einen an dem interessanten Stundenplan mit Schafkopfkursen oder Mundartlesungen, auch mit Manfred Trautmann und Edeltraud Rey, sowie Exkursionen auf Volksfeste, zu Heimatmuseen und zu Theateraufführungen. Das liege aber auch daran, dass Kirchmeier ein "Menschenfischer" sei, der begeistern könne. Er sei in seiner Referendariatszeit noch angehalten worden, ja nicht bairisch im Unterricht zu sprechen, so Heilmaier. Das werde mittlerweile anders gesehen. "Lehrer, die bairisch sprechen können, sollten auch bairisch sprechen." Thomas Kirchmeier kann einwandfrei bairisch. Mit "Wer ko, der ko", bedankte er sich strahlend für den Preis.
"Moin, Moin", begann im Anschluss Schauspieler Klaus Schiermann die Laudation für Manfred Trautmann mit einem kurzem Ausflug ins Norddeutsche. Ihn, den Zugereisten, verbinde mit Trautmann, "dem urbayerischen Autor, Regisseur und Dialektbewahrer" eine langjährige Freundschaft. Schiermann erinnerte an gemeinsame erfolgreiche Theateraufführungen, an Lesungen Trautmanns, der unter anderem Gedichte, Geschichten und Gstanzl auf bairisch verfasst und auch schon an der Realschule Oberding zu Gast war, und natürlich an sein Engagement im Förderverein Bairische Sprache und Dialekte. "Die Liebe zu seiner Sprachwurzel wuchert förmlich", sagte Schiermann. Manfred Trautmann verwies darauf, dass laut Vereinten Nationen Bairisch vom Aussterben bedroht ist. Daher sei es wichtig, dass Großeltern und Eltern den Dialekt weitergeben. "Es wäre jammerschade, wenn unsere schöne Mundart aussterben täte", fügte er hinzu. "Dass das nicht passiert, dafür arbeiten wir."