Mülltrennung und Recycling:Bergeweise Arbeit

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Die Firma Wurzer Umwelt in Eitting wird auch weiterhin für das Freisinger Landratsamt arbeiten. (Foto: Renate Schmidt)

Das Entsorgungsunternehmen Wurzer aus Eitting hat mehrere Millionen in eine neue Sortieranlage für Gewerbeabfall investiert. Mittelfristig wird auch eine Verwertung am Standort angestrebt

Von Regina Bluhme, Eitting

Andreas Schmid erscheint ein wenig verspätet zum Gespräch. Der Betriebsleiter der Wurzer Wertstoff GmbH, einer Tochter des Wurzer Entsorgungsunternehmens, hat gerade noch eine 50-köpfige Delegation aus Finnland übers Betriebsgelände geführt. Auf dem Grundstück etwas außerhalb von Eitting gibt es einiges zu sehen, zum Beispiel die neue Sortieranlage für Gewerbeabfall, in die Wurzer mehrere Millionen Euro investiert hat und die eine der ersten ihrer Art in Bayern ist. Doch Wurzer denkt schon weiter. Mittelfristig will das Unternehmen nicht nur Müll sortieren, sondern selbst wiederverwerten.

"Wir wollen für die Zukunft gerüstet sein", sagt Betriebsleiter Schmid zur neuesten Investition seiner Firma. Dabei verweist er auf die neue Gewerbeabfallverordnung. Diese besage, dass auch Unternehmen wie schon zuvor Privathaushalte ihren Müll fein säuberlich zu trennen haben, entweder selbst oder über ein Entsorgungsunternehmen.

Für viele Betriebe ist das gar nicht so einfach: Eine Baufirma müsste auf der Baustelle eigentlich je einen eigenen Behälter oder Container für Glas, Papier, Folien oder Restmüll aufstellen, sagt Schmid. "Schon aus Platzgründen werden das viele Firmen gar nicht können". Bleibe also die Möglichkeit, alles in einen Container zu geben und zum nächstgelegenen Entsorger zu karren. "Doch der hat dafür gar nicht die Kapazitäten oder auch nicht die finanziellen Mittel, eine eigene Gewerbeabfallanlage anzuschaffen." Also werden künftig die kleineren Entsorger den Gewerbemüll zu den großen Unternehmen fahren, die entsprechende Anlagen besitzen. Wie zum Beispiel Wurzer in Eitting.

Die neue Anlage besitzt laut Schmid eine "Sortierkapazität" von mehreren zehntausend Tonnen im Jahr. Noch befinde sich die neue Anlage "in der Anlaufphase". Derzeit werde im Zwei-Schicht-System gearbeitet, drei Schichten sind angepeilt. "Aber wir können jetzt schon sagen: 'Es läuft'". Schmid ist sogar sicher, dass sich bei der Entsorgung von Gewerbemüll früher oder später bayernweit ein Engpass ergeben werde. Allerdings hänge das auch davon ab, wie genau die zuständigen Landratsämter hinsehen werden.

Mehrere Vollzeitstellen hat die neue Anlage mit sich gebracht. Insgesamt hat das Mutterunternehmen, die Wurzer Umwelt GmbH, nun 300 Mitarbeiter. "Bei der Sortieranlage für den Gelben Sack liegen wir bundesweit auf Platz zwei bis sechs", sagt Schmid. Mittelfristig strebt das Unternehmen nach einer "globalen Lösung": "Wir wollen nicht nur Entsorger sein, sondern auch Verwerter". Das Ziel von Wurzer sei, eine eigene Verwertungsanlage "mit eigenen Materialien vom Standort zu füttern". Das sei nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch am sinnvollsten, denn so fallen Transportfahrten weg.

Einmal im Monat kommt laut Schmid eine Delegation für eine Werksführung nach Eitting. Von Brasilien über Australien bis aus Bangkok. Wir haben auch immer wieder kleine Gruppen, angefangen von den Naturfreunden Moosburg bis zu Schulklassen. "Es rufen aber auch immer mehr Privatleute an, die sich dafür interessieren, was mit ihrem Müll passiert."

Probleme machen freilich immer wieder mal Teile im Sperrmüll, die dort gar nicht hingehören, wie zum Beispiel Batterien oder Akkus. Die letzten beiden größeren Brände in diesem Jahr seien durch Selbstentzündung entstanden. Um das Risiko möglichst klein zu halten, wird der Sperrmüll videoüberwacht, zudem gibt es eine Wärmebildkamera und eine Befeuchtungsanlage. Zusätzlich beobachtet an betriebsfreien Sonntagen ein Wachdienst den Sperrmüll. Und wenn es wirklich brennt, dann ist die Betriebsfeuerwehr mit einem eigenem Fahrzeug dran.

© SZ vom 17.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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