Monika Gruber in der Stadthalle:Chefin auf der Baustelle

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"Tittenkofens Queen of Style" erzählt aus ihrem absurden Alltag: Die Kabarettistin aus dem Landkreis Erding stellt in der restlos ausverkauften Erdinger Stadthalle ihr neues Programm vor.

Sarah Schiek

Schnellen Schrittes kommt Monika Gruber auf die Bühne der Erdinger Stadthalle. Noch bevor sie ein Wort gesagt hat, wird sie mit frenetischem Applaus empfangen. Der große Saal ist bis auf den letzten Platz besetzt. Keiner wollte sich das seltene Gastspiel der Kabarettistin und Schauspielerin aus Tittenkofen entgehen lassen.

Beim Vorverkauf im Oktober waren die rund 1600 Tickets bereits nach nicht einmal zwei Stunden ausverkauft. Für die "Gruberin", wie sie Freunde und Familie nennen, ist der Auftritt in Erding ein Heimspiel: Derzeit noch mitten im Hausbau, wird sie bald in der Nachbarschaft wohnen. "Das war der kürzeste Anfahrtsweg ever", stellt sie nach der Begrüßung fest. Und ist schon drin in ihrem Thema, dem Abenteuer Baustelle.

Nach dem Motto "Wenn ned jetzt, wann dann?", so der Titel ihres neuen Programms, ist sie mit fast 40 Jahren unter die Bauherren gegangen. Nicht, weil Nachwuchs anstände, sondern "weil'd Mama sogt, dos des Geld varreggt". Mit dem Hugo Gruber, stellt die Blondine klar, sei sie allerdings nicht verwandt oder verschwägert. "Auch wenn wir zufällig beide grad a Heisl baun."

In rasantem Tempo und scheinbar ohne Luft zu holen reiht "Tittenkofens Queen of Style" die nächsten zwei Stunden die Geschichten aus ihrem oft absurden Alltag aneinander. Denn zwischen Hausbau und Männersuche erlebt die Singlefrau einige skurrile Situationen. Früher noch "richtige, dampfende Männer mit Händen wie Klodeckel, die nach zwei Halben um neun Uhr morgens die Mauer pi mal Daumen hochgezogen haben" verlangen die Maurer von heute statt Bier nun Bionade. "Jetzt sagt der Stift "A Ingwer-Orange tät i a nehmen". Ja, seit wann gibt's denn sowas?"

Die Facebook-Luschen

Grubers Redestrom nimmt das Publikum mit, die Fans schmunzeln, klatschen und stampfen mit den Füßen. Nicht nur die Pointen, sondern vor allem die Art, wie Gruber ihre Witze präsentiert, begeistern das Publikum. Mit den Armen rudernd und untermalt von schrillen Pfiffen steigert sich die Gruberin zu einem Crescendo bayerischer Zoten auf die "Facebook-Luschen", "Loamsiada" und "Waschlappen-Generation" verweichlichter Männer, mit denen sie sich das Eheleben als Horrorszenario ausmalt.

Da sage sie lieber direkt nach der Begrüßung "Servus" und verwirkliche ihre Träume vom Schlafzimmer in mauve alleine. Auch wenn es letztendlich pink statt "braun mit einem Stich ins lila" geworden sei. Scharfzüngig und mit viel bayerischem Wortwitz wechselt die ausgebildete Schauspielerin zwischen den verschiedenen Rollen, die sich als roter Faden durch ihr Programm ziehen. Sei es als leicht debiler, grunzender Nachbar oder Bauamtsleiter "Dödelmann", der sie zur "Toskana-Villa" überreden und die Pläne für ihr Haus nur widerwillig genehmigen will - Gruber beweist bei ihren Interpretationen stets eine gute Beobachtungsgabe für Details im zwischenmenschlichen Miteinander.

Die Erwartungen ihres Erdinger Publikums hat sie nicht enttäuscht. Nur ein Platz in der ersten Reihe ist nach der Pause leer geblieben. "Wahrscheins hab ich ihm zu viel g'spuckt", vermutet Gruber. Die Brillenträger in den ersten drei Reihen hätten sicher putzen müssen. "Oder es war der Herr Dödelmann vom Bauamt. Der hat wohl noch was Dringendes zu erledigen", amüsiert sich Bürgermeister Max Gotz, der seiner prominenten Bürgerin mit Blumen zum gelungenen Auftritt gratuliert.

"Vielleicht sehen wir uns ja mal wieder", verabschiedet Gruber ihr Publikum. In diesem Fall sei die Wahrscheinlichkeit ja doch recht hoch. Trotzdem versprach sie den Zuschauern, noch etwas zu bleiben, Autogramme zu geben und Fragen zu beantworten "Da kommt man oft nett ins Gespräch", erzählt sie von einem ihrer letzten Auftritte in Rosenheim. Da habe ein Herr sie gefragt, ob sie abgenommen habe. Als sie nein gesagt habe, sei wie aus der Pistole geschossen gekommen "Gell, die hinter mir haben auch gesagt, die ist ganz schön fett geworden."

© SZ vom 28.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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