Modernes Lernen in sanierter Mittelschule:Strandkorb mit Laptop-Anschluss

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Der generalsanierte Langbau der Mittelschule am Lodererplatz in Erding ist nicht wieder zu erkennen. Bunte Holzeinbauten dienen als Treffpunkte. Nach den Osterferien ziehen die 9. und 10. Klassen ein

Von Regina Bluhme, Erding

Im Büro von Petra Leubner steht ein Umzugskarton auf dem Regal, mit Aufklebern sind vier Stühle durchnummeriert, damit alles wieder auf seinen Platz kommt. Die Rektorin der Erdinger Mittelschule am Lodererplatz zieht in den Osterferien um und mit ihr Kollegen, Verwaltung sowie alle 9. und 10. Klassen - raus aus dem alten Gebäudeteil, hinein in den komplett sanierten Langbau. Hinter der markanten neuen Fassade aus versetztem Klinkersteinen und einer Front mit V-förmigen Stahlstangen führen jetzt offene Klassenzimmer auf einen gemeinsamen "Marktplatz" mit Sitznischen und Stehtischen. Nach einem Jahr Bauzeit ist der erste Bauabschnitt der Sanierung der Mittelschule abgeschlossen. Der Architekt hat seine Hausaufgaben gemacht: Laut Ralf Grotz liegen die Arbeiten sowohl im Zeit- als auch im Kostenplan.

Schon die Fassade ist ein Hingucker

Allein von außen macht der generalsanierte Langbau richtig Eindruck. Auf drei Seiten wurde eine helle Klinkerfassade angebracht, und zwar "Stein auf Stein", wie Architekt Ralf Grotz bei einem Rundgang erklärt. Immer wieder ragt ein Stein heraus. Mit Absicht. "Wir wollten die Fassade ein bisschen ruppiger gestalten", so Grotz. Die Gebäudeseite zum Schulinnenhof hin ist ebenfalls ein Hingucker. Hier wurden leicht vorgegraute Fichtenleisten in unterschiedlichen Abständen aufgebracht. Davor stehen in V-förmiger Anordnung anthrazitfarbige Stahlstangen, als Fluchtwege dienen Balkone und eine breite Außentreppe mit leicht angeschrägtem Geländer. "Ruppig-schuppig, nichts Elegantes, etwas Belastbares, das auch was aushalten soll", so definiert Architekt Grotz die Vorstellung, die er hier eindrucksvoll umgesetzt hat. "Ich find's einmalig", sagt Rektorin Petra Leubner. Sie und Konrektor Stephan Treffler sind von der neuen Fassade begeistert.

Die Gestaltung der Innenräume stellte die Architekten vor eine Herausforderung. Denn eine "Schullandschaft" sollte entstehen, die sich komplett von herkömmlichen Raumkonzept unterscheidet. Die Architektur solle zum einen die Schüler ermuntern, selbständig zu lernen und zu arbeiten, aber zugleich solle sie auch "einen Ort schaffen, wo sich Schüler und Lehrer gerne aufhalten", so Rektorin Petra Leubner. Im sanierten Langbau sind zum Beispiel nun jeweils vier Klassenräume zu einem "Cluster" zusammengefasst. Die Zimmer führen - ohne eine einzige Tür - auf einen gemeinsamen "Marktplatz" hinaus, auf eine Fläche, auf der Gruppenarbeit auch klassenübergreifend stattfinden kann.

Die Lerntreffpunkte erinnern an große Strandkörbe

Die Architekten standen vor einem Platzproblem: In dem 90 Meter langen Altbau gab es auch 90 Meter lange Flure, "die nur die einzige Funktion hatten, als Fluchtwege zu dienen", so Grotz. In die sonst ungenutzten Flurgänge installierten die Planer nun immer ein paar Meter versetzt farbige Holzeinbauten, die Lerntreffs, die ein bisschen an groß geratene Strandkörbe erinnern und für Partnerarbeiten gedacht sind. Die breiten Holzrahmen sind aufklappbar und als Stauraum zu nutzen. Einige der Einbauten haben Laptop-Anschluss. Differenzierter Unterricht soll künftig auch klassenübergreifend auf dem "Marktplatz" möglich sein.

Ebenfalls im Innenflur eingebaut: Das Lehrerzimmer, das jetzt Lehrertreff heißt und mit einem Fenster Richtung "Marktplatz" versehen ist. So haben die Lehrer auch in einer Besprechung immer alle Schüler im Blick, erklärt Stephan Treffler. Zugleich sind immer vier Klassenzimmer durch Fenster in der Wand verbunden, so soll die Zusammenarbeit der Lehrer erleichtert werden und so soll zugleich für "Transparenz" gesorgt werden.

In den Klassenzimmern gibt es jetzt Whiteboards und für den Lehrer ein Stehpult mit Platz für den Laptop. Frontalunterricht ade. Die Schülertische und -stühle allerdings bleiben die alten, sie ziehen mit um und werden erst bei Bedarf nach und nach ersetzt, so Leubner. Geblieben vom Altbau ist auch das Treppenhaus mit den schwarzen Kunststein. "Passt doch prima hier rein", sagt die Rektorin. Neben den Verwaltungsräumen ziehen in den Langbau auch die neue Schulküche und drei IT-Räume.

Die Gesamtsanierung der Schule soll 20 Millionen Euro kosten

Noch laufen die letzten Arbeiten und keiner darf den Langbau betreten, auch wenn die Schüler schon ganz schön neugierig sind, wie Petra Leubner weiß. Grotz und Leubner loben beide die gute Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung. Circa 20 Millionen Euro nimmt Erding in Hand für die Gesamtsanierung der Schule. Für den ersten Bauabschnitt liegen Termine und Kosten absolut im Plan, informierte Grotz.

Pünktlich zum ersten Schultag nach den Osterferien dürfen die neunten und zehnten Klassen die neuen Räume beziehen. Dann geht es auch gleich weiter mit dem zweiten Bauabschnitt, der Generalsanierung von Haupthaus und Zwischenbau. Die betroffenen Klassen sind bereits in einer Containeranlage untergebracht. Mit dem hochwertigen Interimsbau ist Petra Leubner absolut zufrieden. Sie wird allerdings schon bald wieder die Umzugskisten packen. Zum Ende dieses Schuljahres geht die 65-Jährige in Pension.

© SZ vom 13.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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