Mobilität:Fast so viele Fahrzeuge wie Einwohner

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Die Zulassungsstelle am Landratsamt meldet abermals wachsende Zahlen. Die Zahl der Lastwagen steigt innerhalb eines Jahres um etwa zehn Prozent

Von Gerhard Wilhelm, Erding

Dass der Verkehr in und um Erding zunimmt, bemerkt jeder - ob Autofahrer, Radfahrer oder Fußgänger. Nur während der Ferien ist ein gewisser Rückgang zu sehen, weil dann die Zahl der Pendler zur Arbeit abnimmt: Etwa 36 000 Erdinger verlassen täglich den Landkreis, um zu ihrer Arbeitsstätte - in der Regel in München - zu kommen. Das Bedürfnis nach Mobilität spiegelt sich auch in den aktuellen Zahlen wieder, die die Kfz-Zulassungsstelle am Landratsamt Erding mitteilt. Sie weisen jedes Jahr den selben Trend auf: Es werden immer mehr Fahrzeuge zugelassen. Im Dezember 2018 waren insgesamt 131 735 Fahrzeuge zugelassen gewesen - bei insgesamt etwa 138 000 Einwohnern, Kinder und Jugendliche, die noch keinen Führerschein machen dürfen, miteinberechnet.

Ein Vergleich mit 2008 zeigt, wie enorm der Fahrzeugbestand in den vergangenen zehn Jahren zugenommen hat: Am 31. Dezember 2008 waren bei der Zulassungsstelle erst 101 901 Fahrzeuge angemeldet. Zum 31. Dezember 2017 sind es 128 006 gewesen, die die Erlaubnis hatten, auf öffentlichen Straßen fahren zu dürfen. Womit fast jeder Erdinger - egal ob gerade geboren oder schon älter als hundert Jahre und schon lange nicht mehr aktiv hinter dem Steuer sitzend - rein statistisch ein Fahrzeug besitzt. Der Großteil der Fahrzeuge entfällt auf den Personenkraftwagen. Zuletzt waren 87 659 Pkw angemeldet, ein Plus von 2198 Autos im Vergleich zum Vorjahr. Vor zehn Jahren sind es 69 117 gewesen. Die Sorgen der Bürger wegen des immer stärker werdenden Verkehrs sowie das sich verschärfende Problem der fehlenden Parkplätze bestimmen auch regelmäßig die Diskussionen bei Bürgerversammlungen. Auch beim Areal an der Ecke Sigwolfstraße und Dachauer Straße, wo ein Investor ursprünglich eine große Logistikhalle geplant hatte, zeigte sich, dass die Erdinger nicht noch mehr Verkehr haben wollen. Auf Druck von Politik und Bevölkerung soll die Gewerbebebauung bescheidener ausfallen. Speditionsbetriebe und Logistikbetriebe sollen nicht zugelassen werden. Im Vergleich mit der alten Planung sollen noch großzügigere Grünflächen entstehen. Ein Verkehrsgutachter hatte aber darauf hingewiesen, dass durch die neue Planung, die auch Bürogebäude für das Areal vorsieht, der Verkehr dennoch zunehmen würde. 2400 Fahrzeuge am Tag hat der Gutachter für die neue Planung errechnet, bei der Logistikhalle waren es laut Gutachter 1900 am Tag. Dafür würde es weniger Lastwagenverkehr geben.

Die Nähe des Landkreises Erding zum Münchner Flughafen mit dessen enormem Bedarf an Logistikunternehmen lässt sich auch an der Zahl der zugelassenen Lastwagen ablesen. Sie stieg in einem Jahr um rund zehn Prozent von 5526 Ende 2017 auf 6090 im vergangenen Dezember.

Enorm angezogen hat auch das Interesse der Erdinger an Krafträdern, wie Motorräder im weitesten Sinne genannt werden. 2008 waren im Landkreis 7819 unterwegs, heute sind es 11 128, eine Zunahme um 42 Prozent. Zudem gibt es 9584 sogenannte Zugmaschinen und Zugkraftwagen, das sind nur unwesentlich mehr als im Dezember 2017: Vor einem Jahr waren es 9486. Die Zahl der Busse hat sich innerhalb eines Jahres von 175 auf 185 erhöht.

Eine Entlastung für den Verkehr erhofft man sich in der Stadt Erding von der Nordumfahrung. Doch wann sie gebaut wird, ist offen. Das Projekt befinde sich zwar laut Oberbürgermeister Max Gotz im vordringlichsten Bedarf des Bundesverkehrswegeplans und genieße somit beim Bund "höchste Priorität", aber derzeit seien bei den zuständigen Straßenbauämtern alle Planungskapazitäten ausgeschöpft wegen fehlender Planungsressourcen. Zwanzig der geschätzten 50 Millionen Euro Baukosten könnten auf Erding zukommen.

© SZ vom 09.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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