Mitten in Wartenberg:Wawittel mit Sprengkraft

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Ein Name für einen Kinderhort - das kann doch nicht so schwierig sein, oder?

Kolummne von Gerhard Wilhelm

Manchmal sind es die kleinen Dinge, die in einem Gemeinderat eine Diskussion auslösen, wie am Mittwoch Abend in Wartenberg. Das Personal des gemeindlichen Hortes in der Heimstraße hatte den Wunsch geäußert, der Einrichtung den Namen "Gemeindehort Wawittel" zu geben. "Wa" stehe für Wartenberg und "Wittel" für die Wittelsbacher. Benannt nach dem gleichnamigen kindgerechten Buch von Karin Heisig, in dem die Geschichte Wartenbergs und ihr Zusammenhang mit den Wittelsbachern anschaulich geschildert wird.

Die Erzieherinnen hatten sich also wirklich Gedanken gemacht, aber nicht damit wohl gerechnet, dass sich auch die CSU-Fraktion ihre eigenen macht. "Wawittel", das sei doch viel zu kindlich und würde dem Alter der Hortkinder nicht gerecht werden, sagte Josef Sedlmaier. Vielmehr sollte eine historische Figur Namenspate sein, wie bei der Marie-Pettenbeck-Schule. Und schon war der Name Friedrich-Barbarossa im Spiel - Franz-Josef Strauß als zweiten Vorschlag nahm man wohl selber nicht so Ernst. 1155 hatte der Wartenberger Otto VI. von Wittelsbach seinen Kaiser Friedrich Barbarossa bei der Veroneser Klause aus einem gefährlichen Hinterhalt gerettet.

Nun ist Friedrich Barbarossa nicht gerade als friedfertiger Geselle in die Geschichtsbücher eingegangen. Nicht umsonst stand Barbarossa auch Namenspate für einen der fürchterlichsten Angriffskriege Hitlers im Zweiten Weltkrieg - dem Überfall auf Russland. Nicht nur Michael Gruber (SPD) sondern auch Heike Konseder (FWG) und Eduard Ertl (Neue Mitte) hatte ihre Bedenken, wie man so eine Person den Kindern als Vorbild vermitteln soll. Prompt stellte Gruber als Alternative Mahatma Gandhi in den Raum. Kronseder konterte mit "Strogenkiesel", wegen des Flusses durch die Gemeinde. Franz Gerstner (CSU) konnte sich dann auch was mit Nikolaiberg vorstellen, ehe sich zumindest Kronseder und Ertl auf einen Namen einigen konnten: Herzog Ferdinand. Der war immerhin seit 1588 der Ehemann von Marie Pettenbeck. Okay, sie war damals erst 15 Jahre alt. 16 Kinder gingen aus der Ehe hervor und als Ferdinand starb, hinterließ er einen Schuldenberg. Aber irgendwie wird man das den Kindern schon richtig erklären.

Aber vielleicht kommen die auch auf einen ganz anderen Namen, einen der ihnen gefällt und der ihnen was sagt. Denn jetzt sollen sie gefragt werden in einem Malwettbewerb - hätte man vielleicht gleich machen sollen, ehe sich Erwachsene Gedanken machen . . .

© SZ vom 12.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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